KMU und Gewerbe

Neues Winterthurer Tagblatt (NWT)

Vom 11. Mai 1878 bis zum 28. September 1968 erschien die freisinnige Lokalzeitung „Neues Winterthurer Tagblatt“ NWT.


Auflösung
1968

Gründungsdatum
1878


1917: Jahres-Kalender, Neues Winterthurer Tagblatt, Abbildung der Druckerei an der Technikumstrasse 81 (ehemals Rietermühle) Foto: winbib (Signatur BildFol_005-035)

Etwas weniges mehr als 90 Jahre erschien in Winterthur das „Neue Winterthurer Tagblatt“. Es war das freisinnig-demokratische Publikations-Organ. Als erster Redaktor amtete G. Zschezsche und letzter in dieser Funktion war Hans Rentsch (späterer Direktor des Theater Winterthur). Wirtschaftliche Gründe führten zu diesem Entscheid, die die Trägerorganisation, die Druckerei Winterthur AG gefällt hatte. Arthur Thalmann in seiner damaligen Funktion als Präsident der Freisinnigen Partei schrieb in der letzten Ausgabe des NWT: „Wir können daher nicht anders, als diesen Abschied schmerzlich zu nennen. Er stellt den Bruch mit einer Einrichtung dar, die über 90 Jahre dauerte, einen Bruch den mancher mit einem Kopfschütteln des Nichtverstehens hinnehmen wird.

(….)War vor einem Jahrhundert der Graben zwischen den damals vorherrschenden Demokraten und den Urliberalen unüberwindlich, so hat er sich im Lauf der Jahre zu einer in mancher Hinsicht kaum mehr wahrnehmbaren Bodensenkung aufgefüllt. (…) Dieser Verantwortung entsprechend wird der Landbote auch den freisinnigen Anliegen seine Spalten in vermehrten Masse öffnen.“ Dazu ist zu erwähnen dass sich die Demokratische und die Freisinnige Partei Winterthurs 1972 zusammenschlossen. Und Chefredaktor Hans Rentsch schrieb in seinem letzte Artikel: „Der Umstand, dass das NWT im Jahre 1878 von einem Lübecker Typographen, dem Buchdrucker und Verleger Johann Westfehling, als Organ der liberalen Opposition gegen die demokratische Vorherrschaft des „Landboten“ gegründet wurde – zunächst unter dem Namen „Winterthurer Nachrichten“ – lässt darauf schliessen, dass damals der Graben zwischen Deutschland und Schweiz weit weniger tief war als selbst der zwischen zwei so eng verwandten politischen Gruppierungen in unserem Lande. In der Tat waren in den 1870er-Jahren weder die Wunden des Zürcher Verfassungskampfes, der 1869 zum Sturz des liberalen Parlamentarismus geführt hatte, noch die bitteren Nachwehen der Nationalbankkatastrophe vernarbt; dennoch fanden sich Liberale und Demokraten allmählich wieder auf einem gemeinsamen Boden, anfangs bei der Arbeit an der Bundesrevision, die 1874 zum Ziele führte, später in der Abwehr der weiter links sich regenden Kräfte der Sozialdemokaten und der sich zur Rechten entstehenden konservativen Opposition der Bauern, die beide mit der Zeit eigene Parteiorganisationen gründeten. (…)

Daraus den Schluss zu ziehen, die Zeitung sei ohnehin überflüssig geworden, wäre allerdings voreilig. Ein politischer Gegner existiert immer noch.“ Mit dem Verschwinden des „Neuen Winterthurer Tagblattes“ 1968 wurde das Winterthurer Zeitungssterben eingeläutet. 1971 stelle die katholische „Hochwacht“, 2002 der „Weinländer“ und 2008 die „Arbeiterzeitung“ ihr Erscheinen ein. Der „Landbote“ hingegen konnte 2011 den 175. Geburtstag feiern. Hoffnungsvoll sehen viele Winterthurer dem 200-Jahre-Jubiläum entgegen.

Bibliografie

    Neues Winterthurer Tagblatt

    • Einträge ab 2011

      Zeitungsartikel, Mitteilung an die Abonnenten «Einstellung der Produktion des NWT», Rede der Freisinnigen Partei Winterthur, 1968, in: Doku Landbote 8/9.

      Einträge 1991–2010

      In: Ernst Bollinger, Pressegeschichte II 1840-1030. Freiburg, 1996 (Oeffentl. soziale Kommunikation; Bd 31), S.142 f. 1Abb.
      Vom freisinnigen Kampfblatt zum "Eulach-Blick": Wj 2004 von Christian Jossi, m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
01.02.2022