Politik

Paul Angst

Politiker, Stadtammann, Kantonsrat (FDP) 1932–2019

Paul Angst arbeitete über 40 Jahre lang als Stadtammann in Winterthur. Als Vertreter der Demokratischen Partei und später der Freisinnig-Demokratischen Partei war er Mitglied des Grossen Gemeinderats und des Kantonsrats, die er beide präsidierte.


Geburtsort
Bülach

Geboren
24.06.1932

Gestorben
26.04.2019


Paul Angst (rechts) im Gespräch mit Martin Haas und Helga Haas im Kronensaal, 1981 
Foto: winbib, Wolfgang Sträuli (Signatur FotLb_003970)

Herr der Verbotsschilder

Paul Angst wurde am 24. Juni 1932 geboren und wuchs in Bülach auf. Er machte in Wülflingen eine Lehre als Notar. Danach arbeitete er in den Notariaten in Horgen und Wetzikon. Anschliessend studierte er an der Universität Zürich und erhielt 1957 das Wahlfähigkeitszeugnis als Notar. Noch im selben Jahr stellte sich der erst 25-jährige Paul Angst als Stadtammann und Betreibungsbeamter des Kreises I in Winterthur zur Wahl. Der Wahlkampf war hart, und sein Gegner bezeichnete ihn als «Grünschnabel» und «Zuzügler». Dennoch setzte sich der Bülacher durch und zog mit seiner Ehefrau Lilli Angst nach Winterthur. Obwohl das junge Paar zu Beginn wenig Gefallen an der Eulachstadt fand, erwies sich Paul Angst als treuer Winterthurer Staatsdiener und liess sich mit seiner Familie in Wülflingen dauerhaft nieder. Er blieb über 40 Jahre und damit bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 im Amt. Diese langjährige Tätigkeit hinterliess Spuren in der Stadt: Noch heute steht sein Name unter unzähligen Verbotsschildern im Kreis 1.

Aufgrund seiner vertieften Kenntnisse im Schuldbetreibungs- und Konkursrecht war er ein gefragter Rechtsexperte. Dieses Spezialwissen nutzte Paul Angst beispielsweise für seine Tätigkeit als Chefredaktor der Zeitschrift «Schuldbetreibungs- und Konkursrecht». Ebenfalls beteiligte er sich als Mitautor eines gesamtschweizerischen Rechtskommentars und wirkte in der Expertenkommission zur Revision des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) mit. Weiter engagierte sich Paul Angst bei der unentgeltlichen Rechtsauskunftsstelle in Winterthur und stand mit seiner Expertise auch für Anliegen aus der Winterthurer Bevölkerung zur Verfügung.

 

Politische Laufbahn

Für die Kandidatur als Stadtammann trat Paul Angst 1957 in die Demokratische Partei ein. Nach der erfolgreichen Wahl war sein politisches Interesse geweckt. 1967 schaffte er den Sprung in den Grossen Gemeinderat. Danach präsidierte er die Demokratische Partei bis zur Fusion mit der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) im Jahr 1972 und wirkte danach als Vizepräsident der neu geschaffenen FDP. 1983/84 wurde er zum höchsten Winterthurer gewählt. Als Vertreter der FDP wurde Paul Angst 1977 in den Zürcher Kantonsrat gewählt, wo er mehreren wichtigen Kommissionen vorstand. Den Höhepunkt seiner politischen Karriere bildete die Wahl zum Kantonsratspräsidenten für das Amtsjahr 1991/92. Keinen Erfolg hatte er hingegen als Kandidat für den Winterthurer Stadtrat. 1995 zog er sich aus seiner politischen Tätigkeit zurück und 1997 folgte die Pensionierung.

Seinen trockenen Humor, der ihn schon zu seinen politisch aktiven Zeiten ausgezeichnet hatte, verlor Paul Angst auch im hohen Alter und trotz eines fortschreitenden Augenleidens nicht. Er starb am 26. April 2019 im Alter von 87 Jahren.


Benutzte und weiterführende Literatur

Geiser, Regula: Nachruf Paul Angst-Anderegg, in: Winterthurer Jahrbuch 2020, Winterthur 2019, S. 201–202.
Gmür, Martin:  Paul Angst, Politiker und positiv denkender Mensch, in: Der Landbote, 03.05.2019.
Graf, Michael: «Tolerant sein», in: Der Landbote, 07.05.2017.

Bibliografie

    Angst, Paul, 1932-2019, Stadtammann, Kantonsrat

    • Einträge ab 2011

      Nachruf. Paul Angst-Anderegg. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 201-202.

      Einträge 1991–2010

      Kantonsratspräsident: Landbote 1991/103 m.Abb. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1991/103. - NZZ 1991/104 S.54+57 m.Abb. - Tages-Anzeiger 1991/104 S.32+25 1Abb.
      Rücktritt Kantonsrat: Landbote 1995/104. - Weinländer Zeitung 1995/53.
      Rücktritt Stadtammann: Landbote 1997/198 Interview. - Weinländer Zeitung 1997/99


Autor/In:
Heinz Bächinger
Letzte
Bearbeitung:
10.10.2024