Politik

Peter Spälti

Manager, Politiker (FDP) und Handballspieler, 1930–2010

Spälti war ein Mann der Schweizer Wirtschaft. Er übernahm 1983 die Konzernleitung der Winterthur Versicherungen. Von 1989 bis 1997 hatte er das Doppelmandat von Verwaltungsratspräsidium und Konzernleitung inne. Er war im Verwaltungsrat der Credit Suisse, der Rieter Holding AG, der Sulzer AG und der Corti AG. Er war Mitglied des Bankrates der Nationalbank und von 1983 bis 1991 war er Nationalrat.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
12.10.1930

Gestorben
09.12.2010


2000: Peter Spälti, Direktor Winterthur Versicherung Foto: winbib (Signatur FotDig_Lb_001-127)
Peter Spälti, geboren am 12. Oktober 1930 und heimatberechtigt in Netstal und Hettlingen, ist in Winterthur aufgewachsen, wo er bis zur Matur die Schulen besucht hat. Er begann ein Chemiestudium, brach es wenig später ab, um sich der Juristerei zuzuwenden. Mit einer strafrechtlichen Dissertation schloss er mit dem Titel eines Dr. iur. ab und arbeitet in erster Anstellung am Bezirksgericht in Winterthur. Kurz darauf trat er in die Dienste der Winterthur-Versicherungen. In diesem Unternehmen der Versicherungsbranche arbeitete er sich innert 20 Jahren von ganz unten bis zum Generaldirektor hinauf. 1983 wurde Spälti CEO. Von 1889 bis 1997 war er zugleich Verwaltungsratspräsident. In dieser Funktion trieb er die Internationalisierung, die bereits von seinem Vorgänger Dr. Hans Braunschweiler begann, weiter voran. Sein Kurs gab ihm recht. Der hervorragende Kernmarkt Schweiz und ein gutes ertragreiches internationales Portefeuille entwickelten sich stets nach oben. Krisen blieben Spälti fast durchwegs erspart. Die „Winterthur“ gehörte Ende der 1990er-Jahre in Europa zu den „Top Five“. 2001 trat er zurück und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Sein Abgang war getrübt, da Spälti „sein“ Unternehmen, mehr oder weniger in einer Kurzschlusshandlung, 1997 durch eine Fusion mit der Credit Suisse Group in einem "Allfinanz-Konzern" führte. Er wollte damit eine Übernahme durch Martin Ebners BZ Bank verhindern! Diese Entwicklung war für die "Winterthur" nicht der Weisheit letzter Beschluss und einige Turbulenzen sagten sich in der Folge an. Das führte schliesslich dazu, dass die „Winterthur“ heute „AXA“ heisst und in französischem Besitze ist.
Trotzdem, Peter Spälti verkörperte und die prägte die „Winterthur“. Sein Führungsstil basierte auf Vertrauen, dabei suchte er immer den direkten Kontakt mit allen Mitarbeitenden. Die „Winterthur“ gehörte daher unter seiner Führung für Personal und Kunden zum vorbildlichen Unternehmen und die Zugehörigkeit als Arbeitnehmer oder Kunde gehörte in Winterthur zum guten Ton. Spälti zog 1963 von Winterthur nach Hettlingen und bewohnte dort mit seiner Familie, Ehefrau Ursula, Sohn Dieter und Töchter Bettina und Maja ein Eigenheim. Seit 2007 war er verwitwet. Aus dem öffentlichen Leben musste sich Spälti nach seiner Erkrankung an einer Form von ALS im Jahr 2002 immer mehr zurückziehen. Spältis Engagement und sein unermüdliches Schaffen setzte er aber auch in vielfältigste andere Tätigkeiten ein. Politik, Militär und Sport sind die Stichworte. Seine politische Karriere begann er an seinem Wohnort Hettlingen als Gemeinderat von 1966-1978. Vier Jahre war er Bauvorstand und acht Jahre verwaltete er die Finanzen. 1979 bis 1983 wirkte er im Kantonsrat. Nach einem aufwändigen Wahlkampf, der zu reden gab, wurde Spälti 1983 in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1991 angehörte. Im Militär war er als Oberst Stabschef einer Grenzbrigade, später Kommandant des Infanterieregiments 32 und dann Generalstabsoffizier im Armeestab. Spälti war fasziniert von militärischen Führungsfiguren und verstand es wie kaum ein anderer, diese Faszination mit Politik und Wirtschaftsinteressen zu verbinden. So lud er in den 1990er-Jahren unter anderem die amerikanischen Generäle Norman Schwarzkopf und Colin Powell sowie den sowjetischen Glasnost-Präsident Michael Gorbatschow nach Winterthur ein. Der Besuch des USA-Oberkommandierenden im Krieg gegen den Irak, Norman Schwarzkopf, im Jahre 1992 war allerdings begleitet von heftigen Demonstrationen. Es gab Anschläge mit Farbbeuteln gegen Geschäftsliegenschaften der «Winterthur»-Versicherung, und die Polizei ging mit Tränengas und Gummischrot gegen Demonstranten vor.

Ein grosser Teil Spältis Freizeit widmete er dem Sport und im Speziellen dem Handballclub Pfadi Winterthur. Spälti war in den 1950er-Jahren erfolgreicher Torwart dieses Handballvereins. Zeitweise stand er auch im Tor der Handball-Nationalmannschaft. Handball wurde damals noch im Freien auf dem Grossfeld gespielt. So bewährte sich Spälti auch als Torsteher beim FC Winterthur. Später blieb Spälti Sponsor von Pfadi Winterthur und war begeisterter Fan und Förderer. Es war sein Verdienst, dass Pfadi Winterthur in den 1990er-Jahren seine erfolgreichste Zeit in der Vereingeschichte erleben konnte (1991 bis 1998 6-mal Schweizermeister und einmal Cupsieger). Im Juli 2007 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins gekürt. Peter Spälti geht in die Geschichte ein als herausragender Wirtschaftsführer und profilierter Politiker. Er hat von seinem Umfeld viel gefordert, diese Forderungen aber auch selbst erfüllt. Er war eine Kämpfernatur gewesen. Im Sport hat er sie erworben und auf sein ganzes Tätigkeitsgebiet übertragen. Peter Spälti verstarb am 09.Dezember 2010 nach schwerer Krankheit 80-jährig in seinem Heim in Hettlingen

Würdigung zum Tode Peter Spältis von seinem Verein

Peter "Sugus" Spälti im Alter von 81 Jahren verstorben 10.12.2010 Dr. Peter Spälti, Ehrenmitglied und grosser verdienstvoller Förderer von Pfadi Winterthur, sowie ehemaliger Schweizer Handball-Nationaltorhüter, verstarb gestern Donnerstag, 9. Dezember 2010, im 81. Altersjahr nach langer Krankheit in seinem Haus im zürcherischen Hettlingen. Peter Spälti war ein gewiefter Handballer. Er verschrieb sich dieser Sportart schon sehr früh und trat erstmals 1950 bei Pfadi auf. Damals noch in den langärmligen Kakihemden und der Pfadi-Lilie auf der Brust antretend, liess "Sugus" nie Zweifel aufkommen, dass er es im Sport ganz nach oben schaffen will. Das gelang ihm denn auch ausgezeichnet als Torhüter der ersten Mannschaft von Pfadi und der Nationalmannschaft.

Er vereinte all die charakteristischen Eigenschaften eines guten Goalies wie Mut, Entschlusskraft, Selbstbewusstsein, Stabilität, Ruhe und Überlegenheit. Später als Zuschauer war er an jedem Pfadi-Match dabei, wenn er unabkömmlich war, liess er sich durch die Verantwortlichen über die Ergebnisse informieren. Gross war seine Freude als der Ausnahmekönner Jae-Won Kang aus Südkorea in den Reihen der Winterthurer spielte. Nach einem Erfolgserlebnis tauchte er öfters in der Mannschaftskabine zum Gratulieren auf. Legendär sein Auftritt nach einem internationalen, gewonnenen Spiel. Als er ein vom Trainer geschriebenes Plakat mit dem Satz: "Wer sich in den Kopf setzt zu gewinnen, der kann und wird möglicherweise gewinnen." las, strich Peter Spälti kurzerhand das Wort "möglicherweise" durch. Das war typisch für ihn. Bis zuletzt interessierte er sich rund um die Geschehnisse seines geliebten Handballclubs Pfadi Winterthur. Peter Spälti war ein energiegeladener, dynamischer Mann. Er suchte stets neue Herausforderungen und bewältigte sie auf seine Art und Weise. Die letzte Herausforderung war der Umgang mit seiner Krankheit. Jetzt hat er auch dieses unwiederbringliche Kapitel für immer abgeschlossen. Pfadi Winterthur sowie der Schweizerische Handball-Verband werden Peter Spälti ein ehrendes Andenken bewahren und sprechen den Angehörigen ihr Beileid.

Bibliografie

    Spälti, Peter, 1930-, Verwaltungsratspräsident der "Winterthur", Nationalrat

    • Einträge 1991–2010

      Rücktritt Nationalrat: Landbote 1991/81.
      In: Landbote 1991/212 von Walter Bührer, 1Abb., 231 1Abb. - Hettlinger Zytig 1991/9 S.386-389 von Max Seewer. - Finanz und Wirtschaft 1991/89 S.13, 1Abb.
      Weltwoche 1994/3 Interview.
      Zukunft: Schweizer Illustrierte 1996/18 m.Abb.
      Spälti und Pfadi Winterthur: Weltwoche 1996/4 m.Abb.
      Risikofreude: Magazin (Tages-Anzeiger) 1997/6 von Christian Schmidt, m.Abb. [Winterthurer Dok 1997/2].
      Rücktritt als Verwaltungsratspräsident: Landbote 2001/72, 76 Interview, 1Abb. - Stadtblatt 2001/13 m.Abb.
      Der Mann, der die "Winterthur" gross machte: Tages-Anzeiger 2006/136 von Martin Gmür


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
15.02.2022