Kunst und Kultur
Robert Heinrich Oehninger
Pfarrer und Schriftsteller, 1920–2016
Robert Heinrich Oehninger war Pfarrer an der Stadtkirche in Winterthur. Er wurde für seine literarischen Werke mehrfach ausgezeichnet. Pfarrer Oehninger starb 2016 im Alter von 96 Jahren.
Geburtsort
Zürich
Geboren
27.02.1920
Gestorben
14.04.2016
2003: Robert Oehninger, Pfarrer
Foto: winbib, Heinz Diener (Signatur FotDig_Lb_002-541)
Robert Heinrich Oehninger, 1920 geboren, ist in Zürich und Horgen aufgewachsen. Er studierte von 1940-1946 Theologie und war zuerst in den beiden Landgemeinden Ottenbach und Ossingen und darauf zwanzig Jahre an der Stadtkirche Winterthur Pfarrer. Er war verheiratet und hat drei heute erwachsene Kinder. 1985 trat er vom Gemeindepfarramt zurück. Seither wirkt er noch teilzeitlich als Gefängnisseelsorger an der Strafanstalt Regensdorf. Lange Jahre war er auch Armenpfleger, Schul- und Bezirksschulpfleger. Neben diesen vielseitigen beruflichen und freiwilligen Engagents war er auch literarisch tätig. Damit hat er sich weit herum einen Namen geschaffen. Als Autor begann er mit einer Reihe von Hörspielen. An Theaterstücken sind «Hiob geht es gut» und «Irene» aufgeführt worden. An Büchern sind u.a. erschienen: «Die Bestattung des Oskar Lieberherr», 1966; «Kriechspur», 1982; «EKG, Bericht über einen Herzinfarkt», 1984; und «Das Zwingliportal am Grossmünster Zürich», 1984.
Oehninger musste sein Pfarramt an der Stadtkirche Winterthur vorzeitig niederlegen. Sein Herz wollte nicht mehr. In einem Büchlein «Kardio, ein Weg über fünf Bypässe» (1999) hat er für alle Herzkranken eine Betrachtung darüber geschrieben. Doch seine frühzeitige Pensionierung in den 80er-Jahren gab ihm neuen Aufschwung. Er vertiefte sich in die Lebensbeschreibungen, die Viten, welche die Mystikerin Elisabeth Stagel von ihren Mitschwestern im Kloster Töss verfasst hatte.
Auch über die Tössemer Mitschwester Prinzessin Elisabeth von Ungarn (1295 - 1336) hat er ein Buch verfasst. Was Robert Heinrich Oehninger auszeichnete, waren Schlichtheit und Bedächtigkeit. Alle verstanden ihn, er sprach und schrieb langsam und schnörkellos. Nicht umsonst heisst sein persönlichstes Werk «Kriechspur». Es ist eine Darstellung seines Werdegangs aus armen Verhältnissen in Horgen zum Studium in Zürich und zum Pfarrer. Wie einer, der auf die Autobahn einbiegt und sieht, wie andere schneller sind — und doch holt er auf. Heute spricht man wieder vom Lob der Langsamkeit, sprich Überwindung.
(Dieser Text folgt einem Aufsatz des langjährigen Pfarrkollegen Theodor Dieterle)
Als junger Pfarrer im Knonauer Amt wurde er vor das Problem der Abdankungen gestellt, bei denen die Wahrheit verschwiegen werden musste. Ein Dorfgewaltiger war im Rausch verunglückt. Aus Robert Oehningers Gewissenskampf entstand sein Erstlingswerk «Die Bestattung des Oskar Lieberherr».
Das Buch schlug ein und wurde sogar verfilmt. Aber er selbst spürte, dass man dabei den Schriftsteller und den Pfarrer zusammenschüttete und begab sich ans andere Ende des Kantons. So kam er an die Stadtkirche Winterthur, wo er beides frei betätigen durfte. Seine Frau Rosmarie tippte ihm dabei jeweils alle Texte ins Reine. Seit über dreissig Jahren war er nun fern von seiner Kanzel gewesen. Wer ihn gekannt, gehört oder auch gelesen hat, weiss, dass er einer grossen Sache treu gedient hat.
Seine literarische Arbeit wurde mit Preisen gewürdigt:
1966 Anerkennungsgabe Stadt Zürich
1981 Anerkennungsgabe Stadt Winterthur
1982 Anerkennungsgabe Kt. Zürich
1986 Carl-Heinrich-Ernst-Kunstpreis, Winterthur