Burgen, Schlösser und Stadtbefestigung

Burgstelle Rossberg Töss

Der auf einer waldumrandeten Terrasse zwischen Töss und Kempt gelegene Hof bildet seit der Eingemeindung den südlichsten Zipfel des Winterthurer Stadtbannes, dessen Ursprung bis weit ins Mittelalter zurückreicht. Die einstige landwirtschaftliche Nutzung ist verschwunden. Golfplatz, Restaurants und Wohnhäuser prägen heute diesen Ort.


Adresse
Rossbergstrasse
8310 Winterthur
1912: Rossberg, Burg, Skizze Foto: winbib, Johann Rudolf Rahn (Signatur 080425)

Geschichtliches

Die Burganlage Rossberg aus dem 11. und 12. Jhdt. erhob sich ungefähr einen Kilometer südlich des Weilers. Sie bestand lediglich aus einem Bau, der Wehr- und Wohnturm zugleich war. Der obere Teil hatte vermutlich einen hölzernen Umgang. So wirkte das ganze Gebäude als Burgbau. 1908 erfolgten Grabarbeiten. Sie vermochten den nördlichen Mauerzug von einem Meter Dicke freizulegen. Er hatte seit Jahrhunderten unberührt im Boden gesteckt. Leider wurden die Mauerreste nicht konserviert, so dass die Fundamente inzwischen wieder überwachsen sind. Die Burg der Herren von Rossberg befand sich auf einem zwischen dem Hofe Rossberg und Kemptthal gelegenen Vorsprung des Geländes, im „Schatz“ genannt.

Das deutet darauf hin, dass hier einst nach einem Schatz gegraben wurde. Tatsächlich weiss die mündliche Überlieferung von umfassender Schatzgräberei an dieser Stelle zu berichten. Eine Verhörnotiz im Zürcher Staatsarchiv beweist den Sachverhalt: Martin Offner aus Siders im Wallis kam im Jahre 1552 auf diesen Platz und liess die Wünschelrute spielen. Sie zog und das war das Zeichen, dass hier ein Schatz verborgen liegt. Es wurde eifrig gegraben, aber nichts gefunden. Während im nördlichen Teil der ungefähr 16 x 5 Meter messenden Anlage das Mauerwerk noch ziemlich gut erhalten blieb, wurde der südliche Teil durch die Schatzgräberei offenbar stark beschädigt. Nachher verwitterten die Trümmer völlig.

Die Burg Rossberg muss schon früh verlassen worden sein. Jedenfalls war sie Mitte des 13. Jhdt. bereits Ruine. Eine Urkunde von 1266 berichtete von der Kapelle „der längst zerstörten Burg Rossberg“. Die erstmalige urkundliche Erwähnung geht (wie bei den Meiern von Oberwinterthur) auf den 22. August 1180 zurück, als Heinrich von Rossberg und dessen Bruder Ulrich sich als Zeugen betätigten. Der Bischof von Konstanz hatte einen Streit zwischen den Leutpriestern der Kirche Oberwinterthur und dem Grafen Hartmann von Kyburg über das Filialverhältnis der Kapelle zu Niederwinterthur beizulegen. Das Geschlecht zu Rossberg führte in seinem Wappen ein sich aufbäumendes Pferd auf schwarzem Dreiberg, wovon auch das Bild auf der Hausmauer der Wirtschaft zum Rossberg zeugt.

Kapelle In ferne Zeiten weist das kleine Gebäude hin, das man beim Eintritt in die Häusergruppe auf der rechten Seite der Strasse erblickt. Dort steht noch heute die „Kapelle auf dem Rossberg“ (erste Erwähnung 1241). Von den Kyburgern erbaut, gehörte die Kapelle Rossberg seit 1274 dem Kloster Töss. Nach der Reformation wurde sie als Speicher benutzt. Der Brand einer Scheune vom 27. Februar 1903 zerstörte auch die Dachzone der Kapelle. Als Wasch- und Wohnhäuschen wurde sie wieder aufgebaut. 1930 kaufte die Firma Maggi den Gutsbetrieb Rossberg und schenkte die romanische Kapelle 1978 der Stadt Winterthur. 1979 wurde das Gebäude unter Erhaltung der originalen Mauersubstanzen nach dem Vorbild erhaltener spätromanischer Kapellen im mutmasslichen Urzustand rekonstruiert. Sie steht untersteht kantonalem und städtischem Denkmalschutz. Die schlichte Kapelle ist mit Kunstwerken reich ausgerüstet. Im Innern schmücken im Chor und an der Rückwand moderne Kreuzplastiken, dazu ein Altartisch und ein Kerzenständer des Eisenplastikers Silvio Mattioli (1929-2011) den stimmungsvollen Raum. Die vier Glasfenster sind vom Kunstmaler Hans Affeltranger (1919-2002) unter dem Titel Dreieinigkeit gestaltet. Affeltranger hat diese Fenster 1988 geschenkt. Die Anschaffungen der Mattioli-Arbeiten wurden von Kunstfreunden ermöglicht.

Der Hof heute

Der lange Zeit dem Kloster Töss gehörende Hof Rossberg ging zur Zeit der Reformation —als die zürcherischen Klöster aufgehoben wurden— in den Besitz des Staates über. Der Rossberg-Hof ging als Handlehen (Grundleihe) an einen Lehensmann. 1825 wurde der Rossberg verkauft. Käufer waren die Lehensleute Schenkel, deren Ahnen seit 1622 auf dem Rossberg waren. Bis weit ins 20. Jhdt. hinein wirtete die Familien Schenkel auf dem Rossberg. 1928 erwarb die MAGGI den Hof und betrieb ihn als Mustergut. Ein Teil davon war der ETH für Versuchszwecke verpachtet Die Brüder Roger und Erich Bucher konnten das Gasthaus 1979 von der MAGGI käuflich erwerben und betreiben heute in den renovierten Räumlichkeiten ein gut geführtes Restaurant in ländlicher Umgebung.

Golfplatz

Nachdem die landwirtschaftliche Nutzung auf dieser geschichtsträchtigen Terrasse nicht mehr im Vordergrund stand, wurde auf dem Rossberg eine Golfanlage errichtet. 2004 entstand ein 18 Loch Championship Course und ein zweites Restaurant. Nicht mehr Kühe und landwirtschaftliche Maschinen beleben die Landschaft, sondern feine Rasenmäher und Elektro-Cars befahren die ehemaligen saftigen Wiesen. Auf einem grossen Parkplatz sind die feinen Autos der Golfspieler abgestellt. Alles andere als mittelalterlich! Die beeindruckende Platzarchitektur trägt die Handschrift von Kurt Rossknecht, einem der europaweit führenden Golfarchitekten. Das hochwertige Angebot beinhaltet Übungsanlagen wie Driving Range, Putting und Pitching Green und den 18 Hole Championship Course (Par 71, 6015 m).

Als Teil der europäischen Qualitäts- und Wertegemeinschaft «Leading Golf Courses» entspricht er in sämtlichen Bereichen höchsten Qualitätsstandards. Raffinierte Gaumenfreuden lassen sich im Restaurant La Gloria inmitten einer herrlich grünen Oase entdecken. In kolonialem Ambiente und gastfreundlicher Atmosphäre werden marktfrische Gerichte und gepflegte Weine angeboten. Für Firmenanlässe und Hochzeiten stehen stilvolle Räumlichkeiten bereit. Wohnen auf dem Rossberg Nach langwierigen Verhandlungen konnten 2013 vier Wohnblocks errichtet werden. Der Heimatschutz wollte in dieser Grünanlage keine Wohnungen zulassen und die Stadt Winterthur sah Probleme mit den weitabgelegenen Standort. Schliesslich wurde eine Baubewilligung erteilt.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
03.03.2022