Politik
Salomon Bleuler
Redaktor, Nationalrat, 1829–1886
Salomon Bleuler. war einer der führenden Politiker der demokratischen Bewegung. Als Journalist und Volksredner organisierte er die Demokratische Partei gegen das "System" Escher und formulierte, beeinflusst von Friedrich Albert Lange, ihr polisches Programm. Als Sozialpolitiker förderte er die Genossenschaftsidee, gründete und unterstützte in Winterthur einen Arbeiterverein und Konsumvereine.
Geburtsort
Zürich
Geboren
07.01.1829
Gestorben
12.02.1886
Salomon Bleuler um 1850
Foto: winbib (Signatur 170200)
Salomon Bleuler kam 1829 als Sohn des Salzfaktors Johannes Bleuler-Halder in Zürich zur Welt. Nach dem Besuch der Schulen und dem Studium der Theologie wirkte er zuerst als Seelsorger in Glattfelden. Hier setzte er sich für die Verbesserung der Verkehrslinien des Zürcher Unterlandes ein und lernte dabei die Ränke und Gewalt der grossen Eisenbahnmächte kennen. Eher zum Journalisten und Politiker als zum Geistlichen vorherbestimmt, verliess er 1859 das Pfarramt und trat auf Veranlassung von Jakob Dubs (1861-1872), den späteren Bundesrat, in die Redaktion der NZZ ein. "In der Hoffnung getäuscht, auch künftig mit Freimut reden und politische Grundsätze verfechten zu können" verliess er nach wenigen Monaten das Redaktionspult und kehrte, nach Aufenthalten in Neuenburg und Aarau, 1860 wieder in den Kanton Zürich zurück. Etwas über 30 Jahre alt übernahm er die Redaktion des Landboten und siedelte auch nach Winterthur über. Sein Credo umschrieb er wie folgt: Der "Landbote" wird sich bestreben nach Massgabe menschlicher Kraft im Kanton Zürich wieder das zu werden, was er einst war, ein Träger zürcherischen Volksgeistes, ein freier, frischer Vertreter freisinniger Grundsätze, wie sie seit Jahrzehnten auf Zürcherboden Wurzel gefasst. Im Jahre 1860 erwarb er den "Landboten", wurde Verleger, Drucker, Redaktor und Buchhändler in einer Person. Er gehörte zu den kräftigsten Führergestalten der demokratischen Bewegung, bekannte sich zu einem humanitären Sozialismus und bekleidete zahlreich öffentliche Ämter. 1865 erfolgte seine Wahl in den grossen Rat, später in den Verfassungsrat, 1869 in den Nationalrat, dem er bis 1884 angehörte.
1874 war er Stadtschreiber, 1875 Stadtpräsident, um ab 1878 wieder an sein Blatt zurückzukehren. Von 1871 bis 1885, mit geringen Unterbrüchen, war er Vorstandsmitglied und Präsident des Konsumvereins. Er scharte angesehene Persönlichkeiten um sich und gewann sie für seine dynamische Unternehmenspolitik. In seiner politischen Arbeit forderte Bleulerdie direkte Demokratie sowie staatliche Massnahmen zugunsten der sozial Benachteiligten und erwartete davon die Lösung der sozialen Frage im Sinne der Klassenversöhnung. Als Sozialpolitiker förderte er die Genossenschaftsidee, gründete und unterstützte in Winterthur einen Arbeiterverein und Konsumvereine. 1877 gehörte er zu den Vorkämpfern für das eidg. Fabrikgesetz. Unter seinem Einfluss wandelte sich der Grütliverein vom nationalen Bildungs- zum sozialen Reformverein. Bei der Revision der Bundesverfassung 1873-74 vermittelte Bleuler zwischen Zentralisten und Föderalisten und sicherte der neuen Verfassung die Mehrheit. In den letzten Jahren zog er sich aus der Politik zurück, teils bedingt durch den Nationalbahnkrach von 1878, teils weil sich die Arbeiterschaft selbstständig zu organisieren begann und mit Forderungen auftrat, deren Radikalität er ablehnte.