Burgen, Schlösser und Stadtbefestigung

Schloss Kyburg

Schloss 1

Ein Rebellennest aus dem 11. Jh., eine dynastische Festung, eine zentrale Verwaltungsstelle, ein Ziel für Spaziergänger. Der Kanton Zürich erwirbt das Schloss 1917, restauriert es und macht es der Öffentlichkeit zugänglich. Anfang Oktober 1999 wurde die vollständig erneuerte Dauerausstellung im Museum Schloss Kyburg eröffnet. Gut fünf Jahre später hat vor kurzem die 250'000 Besucherin begrüsst werden können. (Notiz NZZ 20.10.04)


Adresse
Schloss Kyburg
Schloss 1
8314 Kyburg
1867: Schloss Kyburg, von Norden Foto: winbib, Jakob Ziegler-Sulzberger (Signatur 120414_O)
Unter den heute noch erhaltenen Schlössern in der Ostschweiz kommt der Kyburg besondere Bedeutung zu. Am Anfang ihrer Geschichte stehen die Grafen von Kyburg., die 1264 durch die Grafen von Habsburg abgelöst wurden. 1452 ging sie pfandweise an die Stadt Zürich über, die hier ihre grossartigste Landvogtei einrichtete. Mit der Reorganisation 1831 verlor die Kyburg ihre Verwaltungsfunktion und wurde versteigert. Der polnische Graf von Sobansky verbrachte hier seinen Lebensabend. Der folgende Besitzer (Matthäus Pfau aus Winterthur) stellte im Schloss seine Gemäldesammlung aus. Ihm folgte Eduard Bodmer, der das Schloss im Stile der Mittelalterromantik als Museum öffnete. 1917 kaufte der Kanton Zürich die Kyburg zurück und gestaltete eine Ausstellung, die bis 1999 Bestand hatte. Nach einer baulichen Überholung führt seit dem Herbst 1999 der Verein Museum Schloss Kyburg das Museum mit einer neuen Dauerausstellung. Die klare Gliederung der Anlage um einen geräumigen Burghof, die Eindrücklichkeit der einzelnen Bauten, im besonders des mächtigen Bergfrieds, die Lage auf einem Hochplateau mit steil abfallenden Hängen gegen die Töss machen die Kyburg zu einem sehr beliebten Wanderziel. Die im Schloss untergebrachten historischen Sammlungen stammen zum Teil aus Privatbesitz, zum Teil aus dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.

Bereits in den schriftlichen Quellen des 11.Jh. wird eine bäuerliche Fluchtburg mit "Chuigeburch", was in der Mundart unserem "Chueeburg (Kuhburg)" entspricht, genannt. Diese Burg wurde der Stammsitz der Grafen von (Ober-) Winterthur. Um 1025 schloss sich Graf Werner von (Ober-) Winterthur (Kyburg), Herzog Ernst von Schwaben an und kämpfte an dessen Seite gegen den Kaiser. Nachdem die Rebellion vom Kaiser niedergeschlagen wurde, flohen Graf Werner und Ernst von Schwaben auf die Kyburg. 1027 wurde die Burg durch den Kaiser erobert und zerstört. Bei der Schlacht von Falkenstein im Schwarzwald kamen Graf Werner von (Ober-) Winterthur und der Herzog von Schwaben ums Leben. Die kyburgischen Ländereien und Herrschaftsrechte wurden darauf hin zum Teil konfisziert und an die umliegenden vornehmen Familien verteilt.

Trotzdem konnten die Grafen von Winterthur einen Teil ihrer Rechte und Ländereien retten. Nachdem das Geschlecht am Ende des 11.Jh. ausgestorben war, kam das kyburgische Erbe durch die Heirat zwischen Adelheid von Winterthur und Graf Hartmann von Dillingen an der Donau, an das Haus Dillingen. Graf Hartmann kämpfte auf Seite der Papstanhänger gegen den kaisertreuen Abt von St.Gallen, worauf er 1079 den Verlust der Kyburg hinnehmen musste. Trotzdem vermochten sich die Grafen zu behaupten und ihre Ländereien zu mehren. Spätestens nach der 2.Zerstörung wurden in der Burg (bisher als Holzburg) die ersten Steinbauten aufgeführt. Auch wechselte das Grafengeschlecht gegen Ende des 12.Jh.den Namen von "Chueeburg" gegen "Chiburg" (Kyburg), abgeleitet aus "Chiib" im Sinne von Zank, Streit, um, was eher dem Geschlecht entsprach. Von 1200 bis 1250 setzte eine rege Bauphase ein, die ihr das heutige Gepräge gab.

Nachdem die Lenzburger und später die Zähringer ausgestorben waren, kamen dessen Ländereien und Herrschaftsrechte an das Haus Kyburg, das darauf hin zu einem der mächtigsten Dynastiegeschlechter der Schweiz und Schwabens wurden. Doch bereits 1263 starben die Kyburger aus und die riesige Erbmasse der Kyburger ging über Anna von Kyburg an die Grafen von Habsburg-Laufenburg. Diese konnten das Erbe aber nicht halten und verkauften den grössten Teil an ihre mächtigen Verwandten, an Rudolf von Habsburg. Diese gaben einen Teil an den Sohn Annas von Kyburg, der die Nebenlinie Neu-Kyburg gründete. Obschon die Habsburger in den Mauern der Burg ihre Reichskleinodien aufbewahrten, verlor die Burg ihre einstige Bedeutung als Dynastie Burg.

Nachdem die Burg kurze Zeit (1424 bis 42) in den Händen der Stadt Zürich wahr ging sie wieder an Österreich zurück. Zu dieser Zeit wurde die Gegend von den Eidgenossen heimgesucht, aber die Kyburg und das Städtchen blieben unversehrt. 1499 nach dem Friedensschluss, verzichtete Österreich auf ihre Rechte und überlies die Kyburg den Eidgenossen. Die ausgedehnte Burganlage besteht aus Bergfried, Wohnhaus, Palas, Willen-Turm, Wirtschaftsgebäuden und kleineren Anbauten, Kapelle, Ringmauer, Zwinger und Graben. Die meisten Bauten stammen aus der Bauphase von 1200-1250. Spätere Elemente brachten keine nennenswerte Veränderungen mit sich.

Bibliografie

    Schloss Kyburg. Allgemein

    • Einträge 1991–2010

      Neues Winterthurer Tagblatt 1916, 1.11.
      Ausstellung CH 91 Emil Bollmann, Friedrich Hertenstein: NZZ 1991/23, 70 S.29. - Landbote 1991/23, 69, 172 Sternmarsch Schüler, m.Abb. - Zürcher Oberländer 1991/23 S.17 m.Abb., 31, 69.
      Neues Ausstellungskonzept und Kritik: Winterthurer Arbeiterzeitung 1996/93. - Landbote 1995/51, 1997/228 m.Abb., 1998/129, 1999/71, 228 1Abb., 229. - Tages-Anzeiger 1997/229. - Zürcher Oberländer 1993/283, 1997/229 m.Abb. - NZZ 1995/57 S. 55 1Abb.
      In: Margrith Enz. Chronikstuben, Orts- und Heimatmuseen im Zürcher Oberland. Wetzikon, 1996, m.Abb.
      Verein Museum Schloss Kyburg: Landbote 1998/128.
      Wem gehört Schloss-Turmuhr ? Landbote 1999/132.
      Ausstellung Schwabenkrieg-Diebold Schilling Chronik: Landbote 1999/175 1Abb. - Zürcher Oberländer 1999/177 1Abb.
      Museumskonzept: NZZ 2000/87 S. 51 1Abb. - Museum: Landbote 2000/122 von Dione Flüher Kreis.
      Tages-Anzeiger 2000/160 1Abb.
      In: Landbote 2000/245 "Mit Nachthuben und Hauptküssly nach Paris".
      Interview Ueli Stauffacher: Spots 2001/6.
      Schlossgarten: Landbote 2001/142. - NZZ 2001/142 S. 501Abb.
      Ausstellung "Badekultur und Körperpflege": Landbote 2002/110 m.Abb. - NZZ 2002/111 S. 50.
      Europäisches Museumsforum: Landbote 2002/111.
      Modellbogen mit Text, von Heinrich Pfenninger s. Stadtbibliothek, Bilder- und Fotosammlung.
      Ausstellung "800 Jahre Leben auf der Kyburg". European Museum of the Year: Landbote 2002/230, 231. - Museum Schloss Kyburg:Zeitspuren : 800 Jahre Leben auf der Kyburg / Museum SchlossKyburg. - Kyburg : Museum Schloss Kyburg, [1999]. 1Faltblatt : Ill. - In: Ausflugsregion Zürcher Oberland, Beilage Zürcher Oberländer 2002/217, m.Abb. [Winterthurer Dok. 2002/57].
      Ausstellung: Tages-Anzeiger 2003/140 1Abb.
      Streifzug mit Taschenlampe: Landbote 2003/266 1Abb.
      Märchenstunden "Eingefädelt und versponnen": Landbote 2004/49.
      Ausstellung "Rohe Fasern, feine Stoffe": Landbote 2004/220 1Abb.
      250000. Besucherin: Landbote 2004/238.
      Ausstellung Kleidervorschriften: Landbote 2005/130 1Abb. - Tössthaler 2005/61.
      Eiserne Jungfrau: Landbote 2005/191 1Abb.
      Finanzen: NZZ 2005/258 S. 59 1Abb., 2006/25 S.47.
      Abort: Landbote 2006/27. - Tössthaler 2006/11 m.Abb.
      Garten der Landvögtin: Landbote 2006/180 1Abb.
      Schw. Hauseigentümer 2007/14 m.Abb.
      Zünftig beherrscht: Landbote 2008/128 Interview Markus Brühlmeier, m.Abb.
      Eiserne Jungfrau: Landbote 2008/185 1Abb.
      Schlossgarten: Landbote 2008/179 1Abb.
      Museum. Rettungsaktion: NZZ 2009/131 S. 47.
      Mittelalterfest: Landbote 2010/146 m.Abb.

    Schloss Kyburg. Geschichte

    • Einträge 1991–2010

      In: Burgen der Salierzeit. Hrsg. Horst Wolfgang Böhme, Sigmaringen, 1991 Teil 2. In den südlichen Landschaften des Reiches. S. 307 ff. Burgenbau und Herrschaftsbildung zwischen Alpen und Rhein, von Werner Meyer, m.Abb.
      Die Stiftungen im alten kyburgisch-dillingischen Herrschaftsbereich 1225-1264: Erwin Eugster. Adlige Territorialpolitik in der Ostschweiz. Zürich, 1991, S. 20-176.
      Die Kyburg zur Zeit der Habsburger: Kunst+Architektur 1996/2 von Karl Grunder, m.Abb.
      Monika Roth-Buess. Erlebnis Tösstal, Höhlen, geologische Sehenwürdigkeiten, Burgen und Ruinen. Von M. R.-B. und Franziska Wittenwiller. Elgg, S.50-52, m.Abb.
      Kauf und bauliche Erneuerung 1916-1930: Das öffentliche Bauwesen in Zürich. 2.Teil. Das Kantonale Bauamt 1896-1958. 2001. Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 5, m.Abb.
      Garten und Kerngebäude: Archäologie im Kanton Zürich : 1997-1998 Zürich ; Egg , 2000. (Berichte der Kantonsarchäologie Zürich ; 15), S. 21f. m.Abb. --.Von der Grafenburg zum Landvogteischloss: Heimatspiegel 2002/7 von Peter Niederhäuser, m.Abb.
      Die mittelalterlichen Bauten auf der Kyburg, eine Bestandesaufnahme mit neuen Erkenntnissen: Mittelalter 2003/3 S. 61-98 von Werner Wild, m.Abb.
      Zeugen gräflicher Representation: AS Archäologie der Schweiz 2004/1 von Werner Wild, m.Abb.
      Heiratsgeschichte auf Schloss Kyburg: NZZ 2004/112 von Thomas Frei, m.Abb.

    Schloss Kyburg. Schlosskapelle

    • Einträge 1991–2010

      Fresken, Restaurierung: Landbote 1992/180 1Abb., 1995/219 m.Abb. - Zürcher Unterländer 1992/186 m.Abb.- NZZ 1995/224 S.55. - 13. Bericht Zürcher Denkmalpflege 1991-1994. Zürich, 1998. S. 176-187 von Hanspeter Rebsamen, m.Abb.
      Flachschnitzerei, in: Strebel, Rahel. Flachschnitzerei im Kanton Zürich, Ausdruck einer Gesellschaft im Wandel. Zürich, 2009. 2 Bde. Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, H. 9 + 10

    Kyburg, Schloss Kyburg

    • Einträge ab 2011

      Egli, Nanina: "Das fast in Vergessenheit geratene Kyburg fing an, sich zu beleben". Matthäus Pfau und Schloss Kyburg (1864-1877). In: Heimatspiegel, Nr. 1 (2013), S. 1-7. m. Abb.
      Stauffacher, Ueli: Butter, Käsli und Fleisch für die Kyburg. In: Winterthur- Seen. Vom Bauerndorf zur urbanen Vorstadt, 2012, S. 35. m. Abb.
      Egli, Nanina: Mauern zum Erzählen bringen: Matthäus Pfau, das Indizienparadigma und das Proto-Museum auf Schloss Kyburg (1864-1877). In: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, Nr. 4, Jg. 18 (2013). m.Abb. S. 108-115.
      Die Grafen von Kyburg. Eine Adelsgeschichte mit Brüchen. Hrsg. Peter Niederhäuser. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 82. Chronos, Zürich, 2015. 223 S., ill.
      Bleibler, Manuel: So rüsteten sich die Landvögte für den Winter. In: Der Tösstaler, Nr. 83 (2019). S. 7. m.Abb.
      Largiadèr, Ursina: Wildpastete, Spanisch-Suppe, Geschwungenes Fleisch. Was Herren und Mägde auf der Kyburg assen. In: Jahrheft der Stadt Illnau-Effretikon: Frisch serviert: Geschichten rund ums Essen, 2020. S. 2-3.

    Schloss Kyburg. Ausstellungen

    • Einträge ab 2011

      60 Burgen und mehr - Sichtbare Herrschaft. Sonderausstellung im Turm der Kyburg. In: Der Tösstaler, Nr. 44, Jg. 136 (2013), S. 6. m. Abb.

    Museum Schloss Kyburg

    • Einträge ab 2011

      Werner, Magdalena: Der Schlossherr aus Veltheim. In: Gallispitz, Nr. 3 (2020). S. 6-7. m.Abb.
      Sensationsfund: Panzerhandschuh auf Schloss Kyburg zu sehen. In: Andelfinger Zeitung, Nr. 26 (2024). S. 11. m. Abb.
      Burgherr, Till; Hasselberg, Erik: Den Panzerhandschuh gibt es jetzt zum Anprobieren. In: Der Tössthaler, Nr. 27 (2024). S. 9. m.Abb.
      Vollenweider, Marcel: Eintauchen in die bewegte Geschichte des Schlosses Kyburg. In: Der Tössthaler, Nr. 41 (2024). S. 3. m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
24.02.2023