Schulbauten und Kindergärten

Schulhaus Tössfeld

Agnesstrasse 15

Der ursprünglich zweigeschossige, spätklassizistische Bau wurde 1891 bis 1892 vom Architekten Emil Studer erbaut und 1904 um ein Stockwerk erhöht. Der Mittelrisalit überragt das flache Walmdach. Im Erdgeschoss befanden sich vier Schulzimmer, im ersten Obergeschoss ein Lehrerzimmer, im zweiten Ober- und im Dachgeschoss je ein Schulzimmer. Das Treppenhaus, flankiert von je einem Toilettenraum, lieg im südöstlichen Querhaus.


Baujahr
1892


Adresse
Schule Tössfeld
Agnesstrasse 15
8406 Winterthur
1904: Agnesstrasse 15, Schulhaus Tössfeld Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur 064538)
Das frühere Landwirtschaftsland zwischen der Altstadt und Töss entwickelte sich nach der Gründung der Sulzerfabrik (1834) an der „Hauptstrasse nach Töss“ (heute Zürcherstrasse) zur Industriezone. Nebst der laufenden Erweiterung des Sulzer-Fabrikareales entstand angrenzend 1871 die SLM (Loki) und 1876 angrenzend auf der anderen Seite der Zürcherstrasse das städtische Gaswerk. Ab 1870 erfolgte dann eine städtische Planung über dieses Gebiet. Es wurde das Strassennetz skizziert, das heute noch diesen Stadtteil prägt. Mit mehreren Brücken musste das Bahnareal überwunden werden. Die Realisierung der geplanten Unterführung beim Bahnhof musste jedoch noch bis 1911 warten.

Die durch die Fabrikbauten entstandenen Arbeitsplätze riefen aber auch nach Wohnraum für die Arbeiter. So entstanden im Raum Agnes- und Briggerstrasse Werksiedlungen, einerseits privat gebaut, andererseits durch Wohnbaugenossenschaften, insbesondere der 1872 gegründeten Gesellschaft zur Erstellung billiger Wohnhäuser (GEbW). Es waren die Überbauungen Schöntal ab 1873, Vogelsand ab 1891, Gleisdreieck ab 1897 und Schöntal 2 ab 1927, die auch architektonisch Fixpunkte setzte. Diese Entwicklung forderte aber auch die Stadtgemeinde. Es gelang ihr inmitten dieses Baugebietes ab 1870 eine Zone für öffentliche Nutzung auszusparen. Es entstand zuerst ein öffentlicher Park in der Ecke Agnesstrasse/obere Briggerstrasse, es folgte 1884 ein erster Kindergarten an der Agnesstrasse 18 und 1892 das Schulhaus Tössfeld an der Agnesstrasse 15.
1908 schliesslich entstand an der unteren Briggertsrasse 20 die Badanstalt, die später auch als Bibliothek, Suppenküche, Postannahmestelle und Telefonstation diente. Sie war bis 1989 in Betrieb. Heute wird es als privatgenutztes Schulhaus genutzt. Die Wohnentwicklung im Quartier erforderte auch einen Bau mir Schulräumlichkeiten. 1891/92 baute der Semperschüler Architekt Emil Studer (1844-1927) den spätklassizistischen Bau, das Schulhaus Tössfeld. Der gut gestaltete Schulbau war beispielhaft und wurde zum Musterschulhaus, dessen Grundrissgestaltung von anderen Gemeinden übernommen wurde. Es waren neun Schulzimmer untergebracht. Wenig später wurde im angrenzenden südlichen Areal eine Turnhalle dazu gebaut. 1903 wurde durch eine Aufstockung der Schulraum ergänzt.

Nach verschiedenen Anpassungen an neue Bedürfnisse erfolgte 1957 bis 1960 eine umfassende Renovation. 2004 wurden die Fassaden erneuert, der 2010/2011 nach 120 Jahren eine grosse Innenrenovation folgte. Architekt Ruedi Lattmann gelang es mit teils neuen Anordnungen den Bedarf an Nebenräumen zu decken ohne aber den Grundtypus des Schulhauses zu verändern. Die Abwartwohnung wurde eliminiert und dafür im Dachgeschoss die Bibliothek und das Lehrerzimmer mit Vorbereitungsraum eingerichtet. Durch eine Neuplatzierung der Nasszellen konnte auch ein Lift installiert werden. Auch das grosszügige Treppenhaus erstrahlt im neuen Glanz, vor allem auch wegen dem künstlerischen Schmuck an der Decke unter dem Dach.

Im Verlauf des Jahres 2013 wurde die Schulanlage durch ein Provisorium im Pavillon-System erweitert. Das neu entwickelte, variable Konzept erlaubt eine kostengünstige Erweiterung von Schulbauten auf dem in der Regel vorhandenen Schulhaus-Areal, das auch den ästhetischen Ansprüchen vollauf zu genügen vermag. Das Projekt wurde durch die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Holzbaufirma Baltensperger AG Oberwinterthur entwickelt. Weitere Pavillons kamen bei anderen Winterthurer Schulanlagen zum Einsatz.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
09.07.2024