KMU und Gewerbe
Schweizerische Nagelfabrik AG (Nagli)
St. Gallerstrasse 138
Seit mehr als 100 Jahren stellt die „Nagli Winterthur“ Nägel (Drahtstifte) aller möglicher Sorten zwischen 10 und 320 mm her. Nebst neuem Maschinenmaterial sind auch noch fünf Nagelmaschinen aus der Gründerzeit vorhanden und teilweise in Betrieb. Mit ihren Qualitätsprodukten kann das Schweizer Unternehmen nach wie vor auch auf dem Weltmarkt bestehen.
Adresse
Schweizerische Nagelfabrik AG
St. Gallerstrasse 138
8404 Winterthur
um 1900: Nagelfabrik, St.Gallerstrasse 138
Foto: winbib (Signatur 042085)
In einem flachen Gebäude, es steht seit der Gründerzeit im Jahre 1895, im Industrie-Quartier Grüze, an der St. Gallerstrasse 138 ist die Schweizerische Nagelfabrik AG zu Hause. Monoton und laut stampfen die alten fünf Nagelmaschinen vor sich hin und produzieren seit eh und je Nägel. Sie werden durch eine 12 Meter lange Hauptwelle der Transmissionsanlage, die an der Decke montiert ist, und breiten Lederriemen angetrieben. Es scheint, die Zeit ist hier drin stehen geblieben. So haben vor mehr als 100 Jahren Fabrikhallen ausgesehen und getönt. Sie ist in der Schweiz als Einzige noch gewerbsmässig in Betrieb. Jakob Heinrich Sulzer-Bühler gehörte zu den Pionieren der maschinellen Nagelherstellung. In seinem Auftrag ist die Fabrikanlage gegründet und gebaut worden. Der Konkurrenzkampf lässt selbstverständlich nicht zu, dass nur mit diesen erhaltenswerten Ungetümen Nägel produziert werden. Das Unternehmen hat auch modernisiert und auf zeitgemässe Produktionsanlagen umgestellt. Und so ist es gelungen im internationalen Wettbewerb dank der hohen Qualität zu bestehen. Produktion und Umsatz konnte in den letzten Jahren gesteigert und gehalten werden. Während die heutigen modernen Maschinen zirka 400'000 Nägel pro Tag herstellen, schaffen die nostalgischen Stiftschlagmaschinen etwa 700 Nägel pro Tag.
Den Erhalt der Maschinen und ihrer Anlagen konnte dank Unterstützung von aussen gesichert werden.1999 war zuerst ein Abbruch der Maschinen geplant. Dank der Beteiligung des Kantons Zürich und der Stadt Winterthur in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurden sie restauriert und ein Schaubetrieb eingerichtet. Eigentümer Heinz Gratwohl ist gewillt, die historischen Maschinen zu erhalten, zu betreiben und auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besichtigungen und Führungen für Gruppen sind gegen Voranmeldungen möglich. An 10 Samstagen im Jahr sind die Anlagen durch Führungen zugänglich. Die alte Nagelmaschine rattert und hämmert wie neu. 440 ehrenamtliche Arbeitsstunden haben Bernhard Stickel und sein Team in ihre Restauration gesteckt. Seit dem 7. Februar 2019 spuckt die Maschine aus den Gründerjahren der Nagelfabrik in der Grüze wieder Nägel aus. Im Sekundentakt und nur solche mit besonders hübschen Köpfen. (Lb: mgm)
Bayerischer Rundfunk 1997: Der Nagelschmied von Winterthur | Der Letzte seines Standes, publiziert von Handwerk-Zeitreise