Stadtkreise und Quartiere

Seen

Von den 1922 eingemeindeten Vororten Winterthurs hat Seen den Charakter des heimeligen Bauerndorfes am längsten wahren können. Als aber die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt die Bevölkerungszahl anschwellen liess und die Wohnungsknappheit zum Problem wurde, wandelte sich der bisher landwirtschaftlich genutzte Boden schnell in begehrtes Bauland um.


1990: Seen, gegen Norden, entlang Tösstalstrasse, Luftbild Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Stiftung Luftbild Schweiz, Swissair Photo AG, CC BY-SA 4.0

Heute ist Seen mit 17‘382 Einwohnern nach Oberwinterthur und Altstadt der drittgrösste Stadtkreis (Zahl 2011). Vereinzelte Bauernbetriebe konnten sich in den zu Seen gehörenden Weilern (Oberseen, Stocken, Gotzenwil, Eidberg, Iberg, Ta, Mulchlingen und Sennhof) vorerst halten. Der Ort Seen geht auf fränkische Gründung zurück, wird es doch erst mal als Sehaim in einer Schenkungsurkunde (aufbewahrt im Stiftsarchiv St. Gallen) des Grossgrundbesitzers Blitgaer an das Kloster St. Gallen vom 28. August 774 erwähnt. Der Name Sehaim hat vielfache Änderungen (Sehaim, Seheim, Sechen, Sehen) erfahren, bis es schliesslich zu Seen (erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1689) wurde: Den grössten Grundbesitz in Seen besass, wie sich aus den Pfändungs- und Schenkungsurkunden ergibt, das Kloster St. Gallen.

Später hatten auch die Klöster Wettingen, Rüti, Töss und Wagenhausen hier Besitzungen. Aber auch weltliche Herren finden sich unter den Bodenbesitzern: Blitgaer, die Kyburger, die Herren von Hegi und Hettlingen und nicht zu letzt die Herren von Seen. Obwohl die Seener Ministerialen bereits um 1272 in den Ritterstand erhoben wurden, findet sich nirgends eine Spur von einer Burg. Man nimmt darum an, dass die Seener Herren auf der Kyburg residiert oder ihren Wohnturm auf dem heutigen Kirchhügel hatten. Jedenfalls standen die Ritter von Seen lange in hohem Ansehen und hielten treu zu Österreich: So kämpfte ein Heinrich von Seen mit bei Morgarten, ein Hartmann von Seen fiel bei der Schlacht von Sempach und ein Hans von Seen büsste am 17. Juni 1405 am Stoss sein Leben ein, wo er mit den Winterthurern im österreichischen Heere stritt. Die Grafschaft Kyburg, der Seen (wie Oberwinterthur, Töss und Veltheim) angehörte, wurde 1424 und dann endgültig 1452 von den Österreichern der Stadt Zürich abgetreten. Die politische Gemeinde schloss sich schliesslich an die 1649 von Oberwinterthur abgetrennte Pfarrei an, um dann 1922 mit der Eingemeindung zu Winterthur zu stossen.

Bibliografie

    Seen. Wirtschaften

    • Einträge 1991–2010

      Verschwundene Seemer Wirtschaften: Seemer Bote 1998/151 1Abb.

    Seen. Entwicklung

    • Einträge ab 2011

      Niederhäuser, Peter: Vom Dorf zur Wohnstadt. In: Stadt Winterthur, Denkmalpflege (Hrsg.): Winterthur Seen. Vom Bauerndorf zur urbanen Vorstadt. Winterthur, 2012, S. 11-13. m.Abb.
      Seen einst und heute. In: Stadt Winterthur, Denkmalpflege (Hrsg.): Winterthur Seen. Vom Bauerndorf zur urbanen Vorstadt. Winterthur, 2012, S. 14-15. m.Abb.
      Albertin, Peter: Auf der Suche nach dem Dorfkern. In: Stadt Winterthur, Denkmalpflege (Hrsg.): Winterthur Seen. Vom Bauerndorf zur urbanen Vorstadt. Winterthur, 2012, S. 17. m.Abb.
      Mebold, Adrian: Schulbauten als Quartierzentren? In: Stadt Winterthur, Denkmalpflege (Hrsg.): Winterthur Seen. Vom Bauerndorf zur urbanen Vorstadt. Winterthur, 2012, S. 20. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Landbote 2000/41 Bauentwicklung, von Adrian Mebold; gesellschaftliche Entwicklung, von Massimo Diana.
      Seen als Wohnort: Stadtblatt 2000/18


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
13.02.2023