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Siedlung Weierhöhe

Seen

Zwischen den Seener Aussenwachten Gotzenwil und Iberg gelegen, fallen die 17 Häuser in der Weierhöhe zunächst durch ihr einheitliches Erscheinungsbild auf, sind ihre Fassaden doch alle mit rotbraunen Eternitschindeln eingekleidet. 1946 erbaut, gilt die ehemalige Arbeitersiedlung heute als bevorzugte Wohnlage mit hoher Wohnqualität.


1990er-Jahre: Reihenhäuser in der Weiherhöhe Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur FotSch_011-072)

Ihren Ursprung hat die „Wohnkolonie Weierhöhe“, wie sie damals genannt wurde, Ende der Kriegsjahre, als in Winterthur akute Wohnungsnot herrschte. Auf Initiative der „Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser“ wurde ein Projekt für 34 Doppeleinfamilienhäuser ausgearbeitet. Erklärtes Ziel war es, preisgünstigen Wohnraum für kinderreiche Familien zu schaffen. Bald konnte mit den Arbeiten auf dem 3,2 Hektaren grossen, von der Firma Sulzer erworbenen Grundstück begonnen werden. Um die Kosten möglichst tief zu halten, legten die künftigen Bewohner oft auch nach Feierabend selbst Hand mit an. Damals waren Zement, Backsteine und Ziegel noch Mangelware. Mit ein Grund, dass nur das Kellergeschoss betoniert oder mit Kalksandstein gemauert, der Wohnteil aber mit Balken und Latten gebaut wurde. Aussenwände und Dach wurden mit Schindeln versehen.

Erst einige Jahre später hat man die Dächer mit Ziegeln eingedeckt. Die Baukosten pro Haus kamen auf (damalige) 43'400 Franken zu stehen. Daran beteiligten sich Bund und Kanton mit rund 20'000 Franken Subventionen. Der damalige Mietzins betrug 108 Franken. Nach einer Probezeit konnten die Häuser zum Preis von 23'000 Franken erworben werden. Im Herbst 1946 wurden die letzten Häuser bezogen. Anfänglich durften nur Familien mit mindestens drei Kindern einziehen. Entsprechend kinderreich war die Siedlung, was 1948 den Bau eines Kindergartens nach sich zog. Dass sich in all den Jahren auch die Wohn- und Komfortansprüche geändert haben, zeigt nicht zuletzt die Einwohnerstatistik.

In den Gründerjahren wohnten in den für heutige Verhältnisse knapp bemessenen Fünfzimmerwohnungen nicht selten sieben, achtköpfige Familien. Die grossen Gärten wurden alle zur Selbstversorgung genutzt. Kaninchen- und Hühnerhaltung war die Regel, von mindestens einer Familie ist verbürgt, dass sie im Keller Schweine hielt. Zeichen der Zeit: Wohnten 1957 191 Personen im Quartier, so sind es heute nur noch deren 84. 1952 wurde die „Strassen- und Kanalisationsgenossenschaft Weierhöhe“ gegründet. Damit übernahmen die „Siedler“, wie sie damals genannt wurden, die beiden Quartierstrassen, die quartiereigene Kanalisation und die dazugehörige kleine Kläranlage.

Letztere wurde in Eigenregie bis 1973 betrieben, als der Anschluss ans städtische Kanalisationsnetz erfolgte. Die beiden Strassen und die Abwasserleitungen sowie eine ansehnlich grosse Allmend-Landparzelle sind nach wie vor im Besitz der Genossenschaft. Galt die Weierhöhe früher auf Grund ihrer Entstehungsgeschichte als reines Arbeiterquartier (die meisten Familienväter waren bei der Firma Sulzer angestellt), stammt die Bewohnerschaft heute aus allen möglichen (Berufs-)Kreisen. Geschätzt werden vor allem die privilegierte Wohnlage und die damit verbundene Lebensqualität.

Dass die Siedlung ihr charakteristisches Erscheinungsbild auch weiterhin bewahren wird, dafür sorgen restriktive Baubestimmungen, die vor einigen Jahren von den Stadtbehörden zusammen mit den Hauseigentümer(innen) ausgearbeitet wurden. Text: Jean-Pierre Gubler

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
13.02.2023