Bildung und Soziales

Spielgruppen Winterthur

Der Jugendpreis der Stadt Winterthur geht 2018 an die Winterthurer Spielgruppen. Fast die Hälfte aller Winterthurer Kinder besucht vor dem Kindergarten eine Spielgruppe. Das Angebot in Winterthur und Umgebung ist gross. Neben «klassischen» Spielgruppen gibt es auch Wald-, Bauernhof- oder Naturgarten-Spielgruppen. Der mit 10 000 Franken dotierte Jugendpreis würdigt das grosse Engagement der Leiterinnen für die frühe Förderung von Kindern aus allen sozialen Schichten.


Seit 1978 leistet die Spielgruppen-Fach- und Kontaktstelle Winterthur und Umgebung Pionierarbeit für die Spielgruppen als anregendes frühes Bildungsangebot für Vorschulkinder. Bei ihrer Gründung existierte weder eine Ausbildung für Spielgruppenleitende, noch gab es verbindliche Vorstellungen über die Grösse oder Alterszusammensetzung der Gruppen oder zu Inhalten und Methodik. Die Fach- und Kontaktstelle Spielgruppen (FKS) musste auch gegen Vorurteile ankämpfen und Vorbehalte gegenüber der Betreuung durch andere Personen als die Mutter abbauen. In den vergangenen 40 Jahren leistete die Spielgruppen-Fach- und Kontaktstelle wertvolle Aufklärungs- und Aufbauarbeit. Sie entwickelte Empfehlungen zur Gruppengrösse, zur pädagogischen Arbeit, zur Zusammenarbeit mit den Eltern und zu den Räumlichkeiten. Weiter übernimmt die Spielgruppen-Fach- und Kontaktstelle die Aus- und Weiterbildung der Spielgruppenleiterinnen, organisiert Treffen zum Erfahrungsaustausch und bietet Coachings an.

Frühe Förderung als Vorbereitung für den Kindergarten

Für die Stadt Winterthur ist die Spielgruppen-Fach- und Kontaktstelle eine wichtige Partnerin zur frühen Förderung von Kindern, insbesondere auch aus sozial benachteiligten Familien. Für diese Zielgruppe entwickelte die Spielgruppen Fach- und Kontaktstellt das Konzept der Spielgruppen mit Zweierleitung (SmiZ), welche die Kinder zwei Mal pro Woche besuchen um Deutsch zu lernen und ihre sozialen und motorischen Fähigkeiten zu verbessern.

In Winterthur besteht eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen der Spielgruppenfachstelle und den Behörden (Dep. Schule und Sport / Fachstelle Frühförderung). 2004 wurde die Fachstelle Frühförderung (FF) gegründet. Sie vermittelt Eltern mit geringem Einkommen aus dem Zielbereich (Kinder mit Förderbedarf) Beiträge von Stiftungen, damit sie die Spielgruppe besuchen können. So gelingt es, immer mehr Kinder mit Förderbedarf durch die Spielgruppen zu erreichen. Damit steigt aber auch die Qualitätsanforderung an die Ausbildung der Spielgruppenleiterin. Heute werden durch die Vereine nur noch Spielgruppenleiterinnen mit Diplom neu angestellt. Die Fachstelle Frühförderung unterstützt finanziell auch die Begleitung und Beratung der SmiZ-Spielgruppen-Leiterinnen mit einem jährlichen Beitrag für Supervision und Weiterbildung.

Seit 2003 kann durch die Unterstützung der Stadt Winterthur, eine zweite Leiterin angestellt werden. Heute gibt es 15 SmiZ-Spielgruppen (Spielgruppen mit Zweierleitung). Sie sind speziell auf die Sprachförderung vorbereitet und werden regelmässig mit Supervision in der immer anspruchsvolleren Arbeit begleitet. Damit kann eine engere Begleitung und bessere Förderung der Kinder gewährleistet werden. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Spiel- und Sprachförderung, der Gesundheitserziehung (Bewegung, gesunder Znüni) und dem Einbezug der Eltern. Diese Vorarbeit wird von den Eltern und der nachfolgenden Stufe (Kindergarten) sehr geschätzt und ermöglicht eine einfachere Integration und somit einen erfolgreicheren Schuleintritt. Durch den regelmässigen Einbezug der Mütter in den Spielgruppenalltag, werden ebenfalls wichtige Schritte zur Integration möglich. Kontakte unter den Müttern werden geschaffen, Vertrauen in eine erste Institution aufgebaut und eine Kultur der selbstverständlichen und erwünschten Zusammenarbeit aufgebaut. Manche Eltern gewinnen dadurch Selbstvertrauen und engagieren sich dann später auch in der Schule als Elternräte, Mittagstisch, HSK-Unterricht, Dolmetscher o.ä. oder einzelne machen sogar selbst die Ausbildung als Spielgruppenleiterin und werden so wichtige Stütze und Brücke zu fremdsprachigen Eltern.

Ein paar Zahlen:

-220 Mitglieder bei der Fach- und Kontaktstelle Spielgruppen (FKS) Winterthur und Umgebung -101 einzelne Spielgruppen an 1 oder 2 Halbtagen in der Stadt Winterthur -113 angeschlossene Spielgruppen in der weiteren Umgebung -10-12 Kinder pro Gruppe -in der Regel ab 3. Lebensjahr (z.T. 2 ½) -9 Waldspielgruppenorte in den Wäldern um Winterthur -2 Bauernhofspielgruppen in Winterthur und 4 in der weiteren Umgebung -42 Spielgruppenleiterinnen haben das Qualitätslabel beantragt und bekommen.

Quellen: Publikationen „Spielgruppen Fach- und Kontaktstelle (FKS) Winterthur und Umgebung

Bibliografie

    Kinderkrippen, Horte, Spielgruppen

    • Einträge ab 2011

      Staub, Mirjam: Betreuung - Erziehung - Bildung. Die Anfänge der Horte für Schulkinder in der Schweiz, 1880-1930. Historische Bildungsforschung, Bd. 8. Chronos, Zürich, 2021. 220 S., ill.

      Einträge 1991–2010

      Spielgruppe Wülflingen, Eulach-Schulhaus. 15 Jahre: Wülflinger Dorfspatz 1992/5 m.Abb.
      Horte in Töss: Tössemer 1994/2 verschiedene Beiträge.
      Aufsicht : Landbote 1995/224. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1996/11 Interview Roswitha Keller.
      Privatisierung ? Landbote 1996/146 1Abb., 1997/226, 231. - Weinländer Zeitung 1996/74. - Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1995/50.
      Subvention Quartierkrippen:Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1998/59.
      Neues Hort-Reglement. Rekurs Bezirksrat: Landbote 1999/161.
      Kontaktstelle für Spielgruppen: Landbote 1999/251.
      Spielgruppe Hegi. Keine IV-Beiträge mehr: Landbote 1999/280.
      Zu wenig Krippenplätze: Landbote 2000/175.
      Subventionen. Keine: Landbote 2000/237 1Abb. - Abstimmung: NZZ 2001/76 S. 52. - Tages-Anzeiger 2002/48.
      Kinderkrippe städtisches Personal: Landbote 2002/155.
      Krippensubventionen nicht für Reiche: Landbote 2003/237.
      Kinderhort Oberi-Dorf, Römerstrasse 138: Ober Zytig 2004/151.
      Spielgruppen im Quartier: Landbote 2005/65 1Abb.
      Zusammenlegung in einem Departement: Landbote 2005/142.
      Volksinitiative für mehr Kinderbetreuungsplätze: Landbote 2006/128, 2010/11 1Abb., 2008/42, 43.
      Hort oder Tagesschule für alle: Landbote 2009/228.
      Kostenbremse: Tages-Anzeiger 2010/138


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023