Wohnhäuser

Spitzweg 2

Die HGW (Heimstätten-Genossenschaft Winterthur) Baute mit dem Architekten Adolf Kellermüller (1895-1981) Ende der 1920er-Jahren das erste Wohnhaus in Winterthur, deren Obergeschosse durch einen Laubengang erschlossen waren. Es war die Fortsetzung der grossen neuen Siedlung Stadtrain, die als Beispiel des Neuen Bauens damals grosse Schlagzeilen machte.


Adresse
Spitzweg 2
8404 Winterthur
1929: Siedlung Stadtrain Foto: winbib (Signatur FotKellm_001-010zc)
In den Jahren 1928 bis 1930 entstanden im Stadtrain (auch Stadtacker genannt wegen der landwirtschaftlichen Nutzung) die ersten Bauten einer Wohnkolonie, die mit ihrer rechenförmig angeordneten Flachdachzeilen bis heute einen markanten Schwerpunkt im Siedlungsgefüge bildet. Die Reihenhäuser entlang der Baumschulstrasse machten den Anfang. 1930 wurde der langgezogene Bau am Spitzweg 2 in Oberwinterthur bezogen. Das Wohnhaus war die erste Wohnungsbaute in Winterthur, deren Wohnungen im Obergeschoss über einen Laubengang erschlossen waren. Mit der Siedlung „Stadtrain“ zwischen der Frauenfelderstrasse und der Hegistrasse demonstrierte Architekt Adolf Kellermüller, neu mit der Mitarbeit von Hans Hofmann, 1928-1943 seine Auffassung vom Neuen Bauen.

Diese Startbauten charakterisieren auch deutlich die Vorstellungen der damaligen Baugenossenschaften. Man wollte Kleinwohnungseinheiten erstellen. Die Mieter sollen eine eigene Klause mit Gartenteil bewohnen können, mit denen sie sich identifizieren. Hier war es die Heimstätten-Genossenschaft (gegründet 1923) gewesen, die mit dieser Mehrfamilien-Hausform ein Zwischending (Kleinwohnungsblock) von Reihen-Einfamilienhaus und Mehrfamilienhaus realisieren liess. Im Erdgeschoss waren es sechs Wohnungen mit separatem Eingang und eigener Gartenparzelle. Über ein zentrales Treppenhaus erreichte man das Obergeschoss mit sieben Wohnungen. Statt Gärten verfügten diese über einen geräumigen Balkon. Die Wohnungen wiesen einen moderner Komfort mit viel Licht aus.

Sie waren gedacht als bequeme 2-Zimmer-Wohnungen für alleinstehende Frauen oder kinderlose Ehepaare. Die Anzahl der Wohnungen war möglich, da diese sehr kleinräumig gestaltet waren. Sie galten als 1½ bis 2½ - Zimmer-Wohnungen und verfügten über eine Zentrale Waschküche. Dass seitwärts auch noch eine Doppelgarage angegliedert war, überrascht heute. Im westlich vorgelagerten Dreispitz zwischen der Johannisstrasse und der Hegistrasse hatte man eine öffentliche Anlage eingerichtet, die später einem Einzelgaragen-Gebäude weichen musste. Die gesamte Stadtrain-Überbauung entstand auf städtischem Boden, der an die Genossenschaft abgetreten wurde.

Geplant ist ein Neubau mit ähnlichem Kubus und einem Quartiertreff im Dreispitz. Der reine Holzbau umfasst acht Reihen-Einfamilienhäuser. Die 3 1/2 –Zimmerwohnungen sind auf zwei Stockwerken und wechselseitig angeordnet. Vier Wohneinheiten haben den Zugang vom Spitzweg her und den Aussenteil gegen Westen. Analog umgekehrt sind die anderen vier Wohnungen platziert. Der Quartiertreff ist ein einstöckiger Holzbau mit Aufenthaltsraum und Küche. Ab den Jahren um 2010 befasst sich die Wohnbaugenossenschaft mit dem Gedanken dieses 80 Jahre alte Wohnhaus zu sanieren.

Studien durch Bellwald Architekten AG kamen zum Ergebnis, dass ein Ersatzbau einer Sanierung vor allem aus wärmetechnischer Sicht vorzuziehen ist. Damit war das Todesurteil dieses einmaligen und traditionellen Hauses gesprochen. Mit Abriss und Baubeginn im September 2017 wurde die neue Ära am Spitzweg eingeläutet.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023