Vereine und Verbände
Stadtmusik Winterthur
Die Stadtmusik Winterthur hat sich in den vielen Jahrzehnten ihres Wirkens (seit 1872) zu einem vollausgebauten Blasorchester entwickelt. Dazu beigetragen haben vor allem die langjährigen Dirigenten Heinrich Menet, Träger des Stephan Jäggi-Preises, Gunhard Mattes, Solooboist und Urs Bamert. Das Blasorchester widmet sich in der Hauptsache originaler Blasmusikliteratur.
Adresse
Stadtmusik Winterthur
Postfach 2381
8401 Winterthur
1897: Stadtmusik
Foto: winbib, Carl Stephan (Signatur 160480)
Gegen Ende des Jahres 1872 wurde erstmals daran gedacht in Winterthur eine eigene Stadtmusik zu gründen. Anlass dazu gab die Bevölkerung selbst, nachdem die Stadtmusik Schaffhausen im Casino Winterthur aufspielt hatte. Am 2. Dezember 1872 fanden sich 20 Personen im Restaurant Traube am Untertor ein, um die Gründung zu vollziehen. Erster Präsident war H. Jordan, erster Direktor (Dirigent) J. Ryffel. Am 1. März 1973 fand im Casino bereits das erste Konzert statt. Weitere Wegmarken waren das Schützenfest in Winterthur (6. - 12. Juli 1873) als Festmusik und das 5. Eidgenössische Musikfest in Schaffhausen. Finanzielle Probleme endeten schliesslich aber damit, dass per 29. März 1875 der Vereinsbetrieb eingestellt werden musste. Am 30. Mai 1880 wurde anlässlich einer Versammlung im "Grünen Hof" von ehemaligen Tanzmusikern der Stadtmusik und vom Mitgliedern der Musikgesellschaft Wiesendangen beschlossen, den Vereinsbetrieb wieder aufzunehmen. Vereinslokal wurde der "Hintere Trauben" (heute "Trübli").
Dieser zweite Start war erfolgreicher. Es fehlten auch die Engagements zur Aufbesserung der Kasse nicht. 1881 konnte bereits eine erste Uniform angeschafft werden. Eine neue Ära brach an. 1882 kam es zur Wahl von Kapellmeister Eduard Säger aus Stein am Rhein. Er leitete die Stadtmusik 34 Jahre lang mit Erfolg. Er wurde auch Leiter der damaligen Kadettenmusik Winterthur und war als "Papa Säger" eine legendäre Persönlichkeit. Die erste Fahne wurde 1886 eingeweiht. Konkurrenz meldete sich an: 1888 wurde unter dem Namen Stadtmusik "Alpenrösli" Winterthur ein zweiter Musikverein gegründet. Das tat dem erfolgreichen Wirken der Stadtmusik aber keinen Abbruch. Höhepunkte waren das Eidgenössische Schützenfest in Winterthur (27. Juli bis 4. August 1895) und der Erfolg (3. Lorbeer) am Eidgenössischen Musikfest in St. Gallen.
1909 feierte die SLM (Schweizerische Lokomotivfabrik) die 2000. Lokomotive. Auch an diesem Anlass durfte die Stadtmusik mitwirken und fand langsam auch die Anerkennung der Behörden. Im Jahre 1910 verfügte der Stadtrat, dass jeder der beiden Stadtmusiken eine jährliche Subvention von Fr. 500.- zu erhalten habe. Während den Jahren des 1. Weltkrieges wurde die Vereinstätigkeit stark gelähmt, standen doch die Musikanten an die Grenze. Fusionsgedanken innerhalb der beiden Musikkorps traten immer stärker in den Vordergrund. In beiden Lagern gab es Befürworter und Gegner. Die Stadtmusik hatte in Papa Säger einen alternden Dirigenten, lebte aber in guten finanziellen Verhältnissen.
Das "Alpenrösli" hatte einen sehr guten musikalischen Leiter, aber Geldsorgen. Der Verkehrsverein (heute Tourismus Winterthur) übernahm schliesslich die Initiative und führe die Verschmelzung herbei. Am 3. Juli 1916 beschlossen die Generalversammlungen der beiden Stadtmusiken im Casino die definitive Fusion unter dem Namen "Stadtmusik Winterthur". Neuer Direktor wurde Gustav Kahlfeld (vom Alpenrösli), Papa Säger wurde Ehrendirektor mit einem Ehrengehalt von Fr. 1000.- jährlich. Es folgten intensive musikalische Jahre verbunden auch mit et welchen Wechseln von Präsidenten und Dirigenten.
Unter den Höhepunkten figurierten u.a. das Galakonzert am Kantonalen Musikfest in Oerlikon mit Richard Wagners "Tannhäuser" oder die sechstägige Reise an die Weltausstellung in Paris im gleichen Jahr. 1947 fand die 75-Jahr-Feier statt. Die 75. Generalversammlung fand zum letzten Male im "Trübli" statt und die Jubiläumsfeier zusammen mit der Uniformweihe wurde im Casino durchgeführt. Da das bisherige Vereinslokal zum "Trübli" in andere Hände überging, verliess man nach 75 Jahren das angestammte Vereinslokal. Im Strauss fand man eine neue Unterkunft. Das musikalische Vereinsleben wurde immer intensiver und erfolgreicher. Zum 90-Jahre-Jubiläum wurde nach 1886 und 1924 die dritte Fahne eingeweiht. Eine neue Uniform folgte 1967. Erstmals getragen wurde sie anlässlich des Stadtfestes "500 Jahre Beitritt zur Eidgenossenschaft" am 2. September 1967 im neuen Busdepot. Die neue Bekleidung war eine Galauniform, dunkelblau, mit Gold verziert und Tellermütze.
Bei Grossauftritten konnte sie mit einem Tschako mit rot-weissen Federbusch, rotem Gürtel und Achselschur ergänzt werden. Fast überflüssig zu erwähnen, dass diese Anschaffung viel zu reden gegeben hatte. 125 Jahre nach der Gründung gab die Stadtmusik im Theater am Stadtgarten ein Jubiläumskonzert.