Aus dem Bildarchiv

Sterbender Delphin

Am 2. Juni 1981 fuhren an der Ecke Stadthausstrasse/Merkurstrasse die Bagger auf. Die letzten Stunden des Hauses «Zum Delphin» schräg vis-à-vis des Restaurants Strauss hatten geschlagen.


Besetzung des Hauses zum Delphin, Mai 1981.
Foto: winbib (Signatur: FotSch_022-076)

Angefangen hat das Sterben des Delphins 1969, als die Rentenanstalt das Haus zwecks Erstellung eines Neubaus gekauft hatte. Schon damals stand das Haus zu einem Grossteil leer. Die Abbruchbewilligung des Stadtrats folgte 1978, doch Diskussionen um die Schutzwürdigkeit des spätklassizistischen Bauzeugen verzögerten die Baupläne. Im Rahmen der Jugendunruhen der 1980er-Jahre wurde das Haus im Mai 1981 besetzt. Wie in Zürich war der «Häuserkampf» auch in Winterthur mit dem Ruf nach einem AJZ verbunden. Die Besetzer wollten die Liegenschaft zu einer Kultur- und Begegnungsstätte umbauen und suchten das Gespräch mit der Rentenanstalt. Ihr Wunsch nach einer vertraglich geregelten (Zwischen)nutzung des Gebäudes blieb jedoch unerfüllt. Die Rentenanstalt schob den «rechtlosen Zustand der Unordnung» vor und wollte das Haus so schnell wie möglich abreissen.

In letzter Minute griff schliesslich der Heimatschutz Winterthur ins Geschehen ein und lancierte eine Volksinitiative zur Rettung des «Delphins» und der benachbarten Häusern an der Stadthausstrasse 8-12.  Die Unterschriftensammlung mit Start am 1. Juni kam jedoch zu spät. Ein Tag später war der «Delphin» bereits (traurige) Geschichte.



Autor/In:
Regula Geiser
Letzte
Bearbeitung:
08.07.2024