Verkehr und Infrastruktur
Städtische Werke Winterthur
Die Stromversorgung der Stadt Winterthur blickt auf über 100 Jahre erfolgreichen Wirkens zurück. Am 1. Juli 1904 wurde der Betrieb aufgenommen. 2017 sind unter dem Namen „Stadtwerk Winterthur“ folgende Geschäftsfelder vereint: Abwasserreinigung, Energieberatung, Energie-Contracting, Fernwärmeversorgung, Gasversorgung, Glasfasernetz, Kehrichtverwertung, Stromversorgung und Wasserversorgung.
um 1910: Altes Elektrizitätswerk, Untere Vogelsangstrasse 9
Foto: winbib, Hans Jäggli (Signatur 050454)
Am 21. Juni 1903 stimmte die Gemeindeversammlung der Stadt Winterthur zu, die Energieversorgung durch das Elektrizitätswerk Winterthur (EW) und der Energiebelieferung durch die "Motor AG" in Baden auszuführen. Die Hochspannungsleitung von Seebach nach Winterthur war noch zu erstellen, sodass dann ab dem 1. Juli 1904 der Betrieb aufgenommen werden konnte. Der Verwaltungssitz war bei der Blumenbleiche (heute TONI-Areal). Gleichzeitig wurde auch der Energie-Laden eröffnet. Der erhoffte Aufschwung kam nicht sofort. Der Strom war zu teuer. Die ersten Stromabonnenten (Mindestbetrag pro Jahr Fr. 50.00) waren Industriebetriebe wie Rieter und Sulzer, Die ersten Privaten, die Strom bezogen, waren reiche Industriellenfamilien und Handwerker. Ab 1918 nahmen die privaten Anschlüsse stark zu. Der Grund war der Kohlemangel, der die Produktion von Gas für die Beleuchtung einschränkte.
Am 1. Januar 1922 kamen die eingemeindeten Dorfwerke von Oberwinterthur, Veltheim, Töss, Seen und Wülflingen dazu. Nach 1930 hatte die Mehrheit der Winterthurer Haushalte einen eigenen Stromanschluss. 1934 wurde mit der Nordostschweizerischen Kraftwerken (NOK) ein Energie-Liefervertrag abgeschlossen. Am 1. Oktober 1972 wurden das EW, das Gas- und Wasserwerk zu den Städtischen Werken Winterthur (StWW) zusammengefasst. Einen wichtigen Entscheid fällten die Stimmbürger 1992, als sie der Spannungsumstellung von 50000- auf 110000-Volt-Leitungsnetzte zustimmte. Der Energie-Laden wurde auf politischen Druck 2006 hin aufgehoben und durch ein Beratungszentrum ersetzt. 2007 wurde auch dieses aufgehoben. Im Gründungsjahr 1904 bestand die Strassenbeleuchtung in Winterthur aus vier Bogenlampen. 2007 sind 9469 Strassenlampen in Betrieb. Um Strom zu sparen wurde ab Ende 2007 die Strassenbeleuchtung von 1 bis 5 Uhr eingeschränkt.
Die heutigen Kompetenzfelder
Stadtwerk Winterthur ist im Bereich der Versorgung und Entsorgung tätig. Seine zehn Kompetenzfelder sind: Abwasserreinigung, Energieberatung, Energie-Contracting, Fernwärmeversorgung, Gasversorgung, Glasfasernetz, Kehrichtverwertung, Strom- und Wasserversorgung. Mit dem abgeschlossenen Umbau der Liegenschaft Schöntal verlegte Stadtwerk Winterthur per 13. November 2017 seinen Hauptsitz nach Töss. Der Standort an der unteren Vogelsangstrasse wird aufgelöst. Durch diese Zentralisierung der verschiedenen Abteilungen wird die Zusammenarbeit einfacher und effizienter. Ebenso können die Betriebkosten gesenkt werden.
Töss, Tössfeld und die umliegenden Quartiere werden seit Herbst 2010 vom neuen Unterwerk Tössfeld mit Strom versorgt. Der unterirdisch erstellt Neubau, direkt unter dem Sportplatz des Schulhauses Tössfeld an der Agnesstrasse gelegen, ersetzt die bisherigen Unterwerke Brühl und Rosenau und steht im Zusammenhange mit der Spannungsumstellung von 50'000 auf 110'000 Volt. Ein Unterwerk produziert selber keinen Strom, sondern wandelt den angelieferten Strom von einer höheren auf eine tiefere Spannung. Bereits 2009 wurde in Wülflingen ein solches hochmodernes Unterwerk in Betrieb genommen. Im Jahre 2011 begann der Bau eines solchen Unterwerkes im Neuwiesen-Quartier.
Die Hochspannungsanlage im Unterwerk Tössfeld bildet einen Knotenpunkt im komplexen Hochspannungsnetz. Hier kommen drei Hochspannungsleitungen zusammen: eine von Töss AXPO und je eine vom Unterwerk Wülflingen und Unterwerk Neuwiesen. Von der Hochspannungsanlage führt je eine Kabelleitung zu den beiden Transformatoren. Dort wird die Spannung von 110'000 auf 11'200 Volt reduziert und gelangt dann in die Mittelspannungsanlage. Der Strom fliesst anschliessend zu den Trafostationen in den Quartieren. Von dort gelangt er mit der gebräuchlichen Spannung von 230 Volt zu den Verbrauchern. Der Bau des Unterwerks Neuwiesen stellte die letzte Etappe der Spannungsumstellung der Winterthurer Stromversorgung von 50 aus 110 Kilovolt dar.
Nach Anschluss an das 110 Kilovolt-Hochspannungsnetz und Inbetriebnahme der Mittelspannungsanlage werden ab 2014 die Quartiere Neuwiesen, Veltheim, Rosenberg und Lind sowie der nördliche Teil des Sulzerareals Stadtmitte über das Unterwerk Neuwiesen mit Elektrizität versorgt. Der Bau der begann im September 2011 und wurde im Januar 2013 vollendet. Die provisorische Übernahme fand im Juni 2013 statt. Die ganze stromtechnische Umstellung wird noch zirka ein Jahr in Anspruch nehmen. Die Hochspannnunganlage wird gespiesen von der Stromübernahmestelle Riet AXPO und ist in einem Ringsystem mit den Unterwerken Tössfeld und Altstadt verbunden. Die Mittelspannungsanlage des Unterwerks versorgt die Trafostationen in den Quartieren mit Elektrizität.
Das Unterwerk Neuwiesen reicht mit drei Stockwerken 13 Meter in die Tiefe. Sichtbar ist im Hof am Alfred-Büchi-Weg nur ein bescheidener Kopfbau mit dem Kommandoraum und der Lüftungsanlage. Im 1. Untergeschoss sind die Hilfsbetriebe untergebracht. Die Kernstücke des Unterwerks, die Hoch- und Mittelspannungsanlagen sowie die Leistungstransformatoren sind im 2. UG. Der Keller im 3. UG ermöglicht eine übersichtliche Kabelführung und bietet Platz für eine Quartier-Trafostation. Mitte September 2014 hat Stadtwerk Winterthur die Spannung im Winterthurer Hochspannungsnetz von 50 000 Volt auf 110 000 Volt umgestellt. Damit ist der wichtigste Meilenstein im 20-jährigen Projekt der Spannungsumstellung in Winterthur erreicht. Die Umstellung sichert längerfristig die Stromversorgung der Stadt Winterthur.