Industrie- und Gewerbeanlagen
Sulzer Wohlfahrtshaus
Hegifeldstrasse 10
Das Personalrestaurant des SULZER-Grosskonzerns ist seit der Neuausrichtung nicht mehr in Betrieb und suchte nach einer neuen Nutzung. Weder eine Privatschule (Internationale Schule Winterthur) fand im Gebäude Unterschlupf, noch kam es als öffentlicher Schulraum für das stark wachsende Hegi in Frage. Eine Areal-Wohnbebauung versprach eine höhere Wertschöpfung und machte das Rennen.
Adresse
Hegifeldstrasse 10
8404 Winterthur
Sulzer Oberwinterthur, Wohlfahrtshaus nach Einstellung des Betriebs, mit Bauprofilen, 2008
Foto: winbib, Max Perucchi (Signatur Perucchi_7292-24)
Nachdem das Industrieareal der Sulzer AG im Tössfeld-Stadtmitte-Gebiet überbaut und eine weitere Entwicklung nicht mehr möglich war, gründete Sulzer 1907 ein Zweigwerk in Oberwinterthur. Eine grundlegende Planung ermöglichte es, ein grosszügiges und effizientes Industrieareal anzulegen. Entlang einer Achse, beginnend in der Grüze an der Talackerstrasse bis vor Hegi entstanden grosse Werkhallen für die neuen Bedürfnisse. Die fortschreitende Erweiterung und die damit verbundene Personalvermehrung auf diesem Areal riefen nach einer Möglichkeit, diese Sulzeraner auch zu verpflegen. In der Folge baute der Architekt Edwin Bosshardt in den Jahren 1955/1956 das Sulzer-Personalrestaurant an der Hegifeldstrasse 10. Das neue Gebäude wurde so angelegt, dass es vielseitigen Ansprüchen zu genügen vermochte. Im Erdgeschoss entstand ein Selbstbedienungsrestaurant mit Cafeteria.
Im Obergeschoss befanden sich Konferenz- und Schulungsräume. In einem separaten Gebäudetrakt kam eine Verwalterwohnung, Personalzimmer und eine Badeanlage zu liegen. Das Gebäude bestach durch seinen klaren kubischen Ausbau, durch die Verwendung weniger Baumaterialien und durch sein einfaches Konstruktionsprinzip. Nachdem das Unternehmen Sulzer in verschiedenste Sparten aufgeteilt und verstückelt worden war, war das Bedürfnis einer zentralen Personalverpflegung nicht mehr gegeben. Das Personalrestaurant wurde still gelegt. 50 Jahre nach dem Bau entstand eine Auseinandersetzung um die Erhaltungswürdigkeit dieses Gebäudes und deren weiteren Nutzung. Die kantonale Denkmalpflege wollte das Haus unter Schutz stellen. In der Folge antwortete der Zürcher Regierungsrat auf eine entsprechende Anfrage im Kantonsrat.
Das Wohlfahrtshaus sei ein wichtiger, gut gelungener und weitgehend erhaltener Zeuge der Sozial- und Wirtschaftgeschichte von kommunaler Bedeutung. Daher liege der Entscheid für einen allfälligen Schutz bei der Gemeinde und nicht beim Kanton. Der Winterthurer Stadtrat wollte das Haus nicht schützen, an seiner Stelle soll eine Überbauung entstehen. 81 Minergie-Wohnungen sollen mit einen spannenden Projekt (Originalton Baupolizeichef Fridolin Störi) auf diesem Grundstück mit höchstmöglicher Ausnützung (Arealüberbauung) entstehen. Nachbarn rekurrierten gegen diese Neuüberbauung und den bereits begonnene Abbruch des Personalrestaurants. Anfang Januar 2008 mussten die Abbruchmaschinen still gelegt werden.
Umstritten war die Schutzwürdigkeit des Wohlfahrtshauses, aber auch die massiven neuen Baukörper, die das Eingangstor zum neu entstehenden Eulachpark beeinträchtige. Auch würde der vorgelagerte kleine Park, der nach der Abstimmungsweisung für den Eulachpark in seiner Struktur erhalten bleibt und für eine eher ruhige Nutzung aufgewertet und ausgestattet werden soll, verkleinert und durch die hohe neue Fassade erdrückt. Ein Jahr später entschied das Verwaltungsgericht gegen die bereits ausgesprochene Baubewilligung inklusive Sondernutzungsbonus. Die Angelegenheit müsse nochmals fundiert geprüft werden, was einen Teilerfolg der Rekurrenten darstellte. Schliesslich wurden alle Einwendungen abgelehnt, nach dem einige Modifizierungen des Projektes vorgenommen worden waren. Nach Totalabriss und Neuaufbau konnten die neuen Wohnungen ab 2012/413 bezogen werden. Bilder dazu sind in der Bildergalerie abgelegt.