Musik und Theater

Theater am Gleis (TaG)

1979 gründeten initiative Leute das Theater am Gleis (TaG). Ein alternativer Theaterbetrieb in einer alten Fabrik an der Paulstrasse 18 hinter dem Bahnhof wurde eingerichtet. Meist unfreiwillig musste das Theater sein Spiellokal mehrmals wechseln. Ab 1997 schliesslich konnte das TaG seinem Namen wieder gerecht werden. Es zog in die Gebäulichkeiten des ehemaligen Milchverbandes und Kino Arch.


Gründungsdatum
1979


Adresse
Theater am Gleis
Untere Vogelsangstrasse 3
8400 Winterthur
2005: Theater am Gleis, Aussenansicht Foto: winbib, Heinz Bächinger

Heute beinhaltet das Programm des Theaters am Gleis Veranstaltungen aus vier Sparten: Theater, Kinder- und Jugendtheater, Tanz und Musik. Die Programmation wird von ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgenommen, die sich in einer Arbeitsgruppe für das Theater am Gleis engagieren. Neben der Veranstaltung von Gastspielen ist das TaG auch Produktionsort für qualitativ hochstehende, innovative, experimentelle und interdisziplinäre Produktionen im darstellenden, tänzerischen und musischen Bereich. Die jeweiligen Produktionen werden nicht nur hier aufgefu?hrt, sondern auch vor Ort entwickelt und erarbeitet. Die Stadt Winterthur schreibt gemeinsam mit dem Theater am Gleis Koproduktionsbeiträge für Produktionen im Theater am Gleis aus. Die Ausschreibung richtet sich an Produzentinnen und Produzenten in den Sparten Theater, Tanz und Musik sowie an spartenübergreifende Produktionen. Die Ausschreibung respektive die Vergabe der Beiträge ist von der üblichen Projektförderung der Stadt Winterthur unabhängig.

Von 1975 an erprobte die Schauspielerin Elisabeth Schalcher im 1. Stock der Liegenschaft Paulstrasse 18, damals eine alte Fabrik hinter dem Hauptbahnhof Winterthur, experimentelle Theaterformen mit Kindern und Jugendlichen: Das "Kleine Welttheater" suchte Schauspiel, Tanz und Musik zu verbinden - keimhaft ist bereits manches auf das spätere TaG hin angelegt. 1979 kam Martin Spühler mit seinem Puppentheater dazu und im September 1979 wurde zum "Verein Theater am Gleis" fusioniert, dessen erster Präsident Urs Heck war, während Martin Spühler lange Zeit für die künstlerische Ausrichtung und Konstanz besorgt war. Das TaG verstand sich als eine Gemeinschaft verschiedener Gruppen, die auch einen grossen Teil der rund 30 Aufführungen pro Saison bestritten, ein Programm für Erwachsene und Kinder mit Theater, Lesungen und Liederabenden sowie Ausstellungen im Foyer.

Das "Kleine Welttheater" zog sich bereits 1981 zurück, hingegen verlegte François Mosimann seine "Alternative Musikschule Winterthur" ins TaG und begann, ein Musikprogramm aufzubauen. Er wurde 1983 auch Präsident des Vereins und bildete vier Arbeitsgruppen (Sprechtheater, Tanztheater, Kindertheater und Musik), die für ihren Bereich verantwortlich waren. Doch Mosimann trat schon nach einem Jahr als Präsident zurück. Erst 1985 wurde das Präsidium wieder neu besetzt, mit dem bis dato kaum mit dem TaG verbundenen Musiker und Komponisten Max E. Keller. Bis 1993 versah Keller diesen Vereinsvorsitz und bis 2005 blieb er im Vorstand. Bis Ende der Saison 2013/14 leitete er die Musikreihen „JazzAmMittwoch“ und „Musica aperta“. 2014 beendet Max E. Keller seine Mitarbeit beim Theater am Gleis.

Weil Ende März 1988 das Haus Paulstrasse 18 abgebrochen wurde und das neue Domizil am Graben noch nicht bereit stand, spielte das TaG im Frühjahr 1989 in einem Zelt an der Stadthausstrasse und 1989/90 im "Theater i de Sidi" und im "Alten Stadthaus". Am 15. Dezember 1990 bezog das TaG die "Loge" am Graben 6 in der Altstadt. Als neue Hausgruppen wirkten nun das "Theater Katerland" (Kindertheater) und die Gruppe "Rakassa" (Tanztheater). Verschiedene neue Reihen wurden initiiert: JazzAmMittwoch, DonnersTaGmusik mit Gastensembles und dem "Ensemble TaG", Buch-Café, Lyrik-Bar und Wort-Galerie.

1993-96 präsidierte Elisabeth Günter das TaG, seither ist Werner Weilenmann Präsident. Im Juni 1995 fand das internationale Theatertreffen für ein junges Publikum "Glotz" im TaG statt. Die neue Hausgruppe "Der Hannes" feierte 1996 mit ihrer ersten Produktion "Das Geranium" einen sehr erfolgreichen Einstand. 1997 wurde dem TaG gekündigt, man konnte sich über die Reorganisation nicht einigen, die "Loge" wurde verkauft und zum Kinozentrum umgebaut. Das TaG fand in einem ehemaligen Molkerei-Hochregallager nahe beim Bahnhof ein neues Lokal, das nach eigenen Ideen umgebaut wurde; die zwei Architekten im Vorstand, Andreas Huber und Walter Brack, leisteten hervorragende Arbeit. Das TaG hat sich inzwischen, mit rund 140 Veranstaltungen pro Spielzeit, zu einem weit herum beachteten Forum jenseits des Mainstreams entwickelt. Einerseits treten arrivierte Künstler auf, sogar international renommierte Musiker im Jazz und in der Reihe musica aperta (Radio DRS 2 sendet beispielsweise regelmässig Konzerte aus dem TaG), andererseits wird dem lokalen Theater-, Tanz-, Musik- und Literaturschaffen aus lokaler Produktion eine Plattform geboten. Das TaG beherbergt zum Beispiel das dem Winterthurer Schaffen gewidmete Tanzzeit-Festival und die Aufführungen des Jungen Theaters Winterthur, veranstaltet 1999 bis 2003 eine Improvisationsreihe unter dem Titel "Curria" mit einem Stamm von Künstlern aus der Region und setzt die Zusammenarbeit mit seit vielen Jahren dem TaG verbundenen Theaterleuten wie Graham Smart, Ana Tajouiti, Eva Lehnherr und Jürgen Klein fort.

Bibliografie

    Theater am Gleis

    • Einträge ab 2011

      Zwanzig Jahre melancholische Molltöne. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 6 (2023). S. 9. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      5. Theaterfrühling: Landbote 1992/48. - Lokal gekündigt: Landbote 1995/156.
      Zum Verkauf Loge: Landbote 1997/59 1Abb.
      Auf Toni-Areal Arch: Landbote 1997/116 m.Abb. - Weinländer Zeitung 1997/59. - Eröffnung: Landbote 1997/207, 212 m.Abb. - Spots 1997/38 Interview Heidi Bachmann. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1997/135 1Abb., 137 Feier.
      Ensemble Theater am Gleis: Spots 1997/48.
      Landbote 1997/296.
      Uraufführung Kelterborn: Landbote 1998/25.
      Heimatwoche "150 Jahre Bundesstaat": Landbote 1998/89.
      3. Uraufführung Theater Hannes: Spots 1998/37.
      In: Punkt (Hunziker Sanitäre Anlagen) 1998/11 Geschichte, m.Abb.
      20 Jahre: Winterthurer Jahrbuch 1999 von Max E. Keller, m.Abb. - Stadtblatt 1999/36. - Landbote 1999/206 1Abb., 211. - Spots 1999/37 Interview Werner Weilenmann, 1Abb.- NZZ 1999/208 S. 44. - Musikreihe Musica Aperta: Landbote 1993/223.
      Buchcafé (Eva Lenherr): Landbote 1999/257 1Abb.
      Musica Aperta: mit Max E. Keller: Landbote 2000/87.
      Kulturpreis der Stadt Winterthur, Präs. Werner Weilenmann, und Max E. Keller: NZZ 2003/21 S. 28 von Alfred Zimmerlin, 1Abb. - Landbote 2002/290, 2003/21 von Eva Kirchheim, 22 1Abb. - Tages-Anzeiger 2002/291.-- Reihe "Musica aperta"; neue Musik aus Getto führen: Tages-Anzeiger 2003/281 [Winterthurer Dok. 2004/26].
      25 Jahre: Landbote 2004/211 Interview Werner Weilenmann, m.Abb.
      Konzertreihe "Molton": Spots 2005/6.
      Musica aperta. 10 Jahre: Landbote 2009/136 1Abb. - NZZ 2009/135 S. 28


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023