Wohnhäuser

Trotte an der Rychenbergstrasse 135

Die ehemalige Trotte liegt heute an der viel befahrenen Rychenbergstrasse und wird als Wohnhaus genutzt. Direkt darüber liegt der Rebberg, der sich bis zum Restaurant Goldenberg hinaufzieht.


Adresse
Rychenbergstrasse 135
8400 Winterthur
um 1910: Rychenbergstrasse 135, Trottengebäude Foto: winbib (Signatur 036886)
Das Gebäude wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt als Trotte erstellt. Im Jahr 1890 folgten die Anbauten Nord und West, die als Fasslager dienten. 1894 schliesslich realisierten die Architekten Jung & Bridler im Auftrag des damaligen Besitzers Eduard Bühler-Egg (1833-1909) den Anbau gegen Osten, womit das Haus das heutige Aussehen erhielt. Bereits hundert Jahre zuvor ist das kleine Rebhaus mitten im Rebhang über der Trotte entstanden. Das Gebäude unter einem Walmdach ist vom klassizistischen Stil geprägt und ist auch als Lusthaus genutzt worden. In seinem Innern sind Wandmalereien erhalten geblieben. Sie sind gestaltet nach Vorlagen des Baselbieter Historienmalers Karl Jauslin. Ein verziertes, schmiedeeisernes Geländer ist auf der talseitigen Mauer ist ebenfalls erhalten geblieben.

Fanny C. Sulzer-Bühler (1865-1948) schreibt in ihren Erinnerungen über dieses Haus: „.........Ausserdem gab es in der Familie einen grossen Tag im Jahr für uns Kinder, die Weinlese, der Wümmet. Grosspapa Egg (Egg-Greuter Johann Ulrich, 1801-1878) hatte seine Reben im Lee und war stolz auf seinen Tropfen. Wenn es ein gutes Weinjahr gab, so versammelte sich die ganze Familie am ersten Nachmittag im Rebhäuschen, der zweite Tag war seinen Büroherren reserviert; meist dauerte der Wümmet drei Tage lang. Die grosse Trotte gehörte der Korporation und stand da, wo heute die Kantonsschule sich breit macht. Man durfte Most trinken und im Weinberg Trauben essen nach Herzenslust, aber ja keine einzelne Beere abrupfen; das litt Grosspapa absolut nicht. Er konnte sehr böse werden und mit ihm war nicht zu spassen.

Wir bekamen Geld für Feuerwerk, Fröschen und Schwärmer, die wir unter die Wümmerinnen warfen. Eine besondere Freude gewährte uns Grosspapa, wenn er den Buben erlaubte, die kleine Kanone auf die Plattform zu schleppen, unter Aufsicht zu laden und abzufeuern. Abends um 8 Uhr war grosses Feuerwerk und der Heimgang geschah mit Lampionbeleuchtung. Das Essen bestand aus Rostbratwürsten und Lyonerwurst mit Kartoffelsalat.........Nach Mamas Tod 1919 hörten die Einladungen für die weitere Familie gänzlich auf. Anno 1928 drang dann Edy (Bruder Eduard Bühler-Koller) zu meinem grossen Leidwesen auf den Verkauf und damit hörten die Wümmetfeste und Bettagsspaziergänge überhaupt auf.“

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023