Vereine und Verbände
Turnverein Pflanzschule
Der Quartier Turnverein Pflanzschule wurde vor mehr als hundert Jahren, 1897, gegründet. Er gehört heute zu den aktivsten Winterthurer Vereinen und zählt gegen 200 Aktivmitglieder.
1904: Turnverein Pflanzschule-Geiselweid, Fahnenweihe am 19. Juni 1904, mit handschriftlichem Text
Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur Sportvereine Winterthur 15_14)
Die Anfänge des heutigen Turnens reichen in die Dreissigerjahre des 19. Jhdt. zurück. Damals war allerdings diese körperliche Betätigung ein Privileg der akademischen Jugend. Schon im Jahre 1845 entstand in Winterthur der erste Turnverein, der heutige Stadtturnverein. Ab diesem Zeitpunkt begann das Turnen Volksgut zu werden. Die Gründung von selbstständigen Turnvereinen in den Vororten von Winterthur veranlasste im Jahre 1897 in den Quartieren Pflanzschule und Deutweg eine Anzahl aufgeweckter Jünglinge diesem Beispiel zu folgen. Am 5. Juli 1897 beschlossen sechs Männer unter dem Namen Turnverein Concordia eine eigene Sektion zu bilden. Die Chronik erwähnt am 10. März 1900 erstmals den Namen TV Pflanzschule-Geiselweid. Heute turnt der Verein in den Turnhallen des Schulhauses Schönengrund mit sieben Riegen von Jung bis Alt und Frau und Mann. Im Juni 1904 erhielt der TV Pflanzschule eine erste eigene Fahne. Bei der Einweihung auf der Talgutwiese war der Turnverein Tössfeld-Schöntal der Götti. 1927 (Pate TV Seen) und 1972 (Pate TV Hegi) erhielt der Verein je wieder ein neues Fahnentuch. Die Spuren der Zeit machten es dann im neuen Jahrhundert wiederum nötig, ein neues Fahnenzeichen zu beschaffen. Am 19. April 2015 war es so weit: Der Turnverein bekam eine neue Fahne. Zudem erhielt die Mädchenriege eine neue Jugendfahne und die Veteranenriege eine neue Standarte.
Die Ehre die neue Fahne ein erstes Mal zu entrollen hatte der neue Fähnrich (es gibt nur diese männlich Version für diese Funktion) Martina Bundi. Sie tat es mit Stolz und Würde.
Im 26. April 1918 kam es zur Gründungsversammlung. 12 Turnerinnen hatten sich gemeldet, drei liessen sich sogar in den Vorstand wählen: Emma Futterer als Präsidentin, Marie Schmalz als Aktuarin und Frieda Halbheer als Kassierin. 2018 stand ein Jubiläum an, das mit einer grossen Gala im Casinotheater durchgeführt wurde. Die Feierlichkeiten galten dem 100-jährigen Bestehen der Damenriege Pflanzschul.
Dass Frauen Sport treiben und sich im Verein organisieren, ist heute eine Selbstverständlichkeit. Dass es auch eine Errungenschaft ist, zeigt der Blick in die Vereinsgeschichte. Als der Turnverein Pflanzschule am 26. Januar 1918 beschloss, eine Damenriege zu gründen, galt die körperliche Ertüchtigung von Frauen als unehrenhaft und unwürdig, während der Ertüchtigung der Männer eine grosse Bedeutung zugeschrieben wurde. Der TV Pflanzschule gehörte also zur Avantgarde. Im April 1918 versandte der Verein ein Propagandazirkular sowie eine Einladung an die im Quartier wohnhaften ledigen Töchter. Nur die Leitung des Turnbetriebs lag noch in männlichen Händen. Fritz Spielmann, der Leiter des Hauptvereins, nahm sich der Damenriege an. Fortan wuchsen die öffentliche Akzeptanz und die Mitgliederzahl.
Einen grossen Auftritt hatte die Damenriege am Eidgenössischen Turnfest in Winterthur 1936, an dem sie zwei Ehrendamen stellten und sich an einer sechsteiligen Nummer im Frauenturnen mit Medizinballübungen beteiligte. 1937, nach fast 20 Jahren, übernimmt mit Trudy Gubler erstmals eine Frau die Turnleitung. 2018 zählt die Damenriege 67 Mitglieder. 32 Aktivmitglieder trainieren jeweils am Dienstag in der Turnhalle Schönengrund. Die Wettkämpfe führen die Turnerinnen überall hin in der Schweiz–Gymnastik, Gerätekombination, Hochsprung und Pendelstafette lauten die Disziplinen. Auch für Nachwuchs ist 100 Jahre nach der Gründung gesorgt: Die Mädchenriege des TV Pflanzschule zählt 2018 108 Turnerinnen. Quelle: Artikel im Landboten 24.04.2018 von mcl