Der erste Teil der neuen Überbauung des Hagmann-Areals in Seen wurde 2018 realisiert: 50 Wohnungen waren zu vermieten. Das Ziel der Bauherrschaft war die Gemeinschaft zu fördern. Ein charmantes, bestehendes Gewerbehaus in welchem verschiedene Handwerksbetriebe untergebracht sind, wurde um ein Wohnhaus erweitert. Dadurch entstand ein lebendiger Wohn- und Arbeitsort mit eigenständiger Identität. Holz spielt als Konstruktionsmaterial eine wichtige Rolle: Wie es sich für ein Hagmann-Bau gehört sind die Fassaden wie auch die Stützen aus einheimischen und zertifizierten Holzarten konstruiert. Die Wohnungen sind für Menschen unterschiedlichen Alters attraktiv. Neben preiswerten Wohnungen sind auch Räume für die Gemeinschaft, Handwerksbetriebe und Arztpraxen vorgesehen.
Der dadurch ermöglichte Nutzungsmix trägt zu einer auch in sozialer Hinsicht nachhaltigen Überbauung bei. In einer zweiten Bauetappe ist eine Überbauung mit drei Gebäuden geplant, die für 70 Wohnungen Platz bieten und in einer Linie stehen werden. Diese zweite Etappe des Siegerprojektes wurde an die Heimstätten-Genossenschaft Winterthur verkauft und wird später realisiert. Zur Person Fritz sen. (*1901) ist zu bemerken, dass er ein ausgezeichneter Sportler war: Zweimal gewann er als Nationalturner das Eidgenössische, als Schwinger unzählige Schwingfeste und als Mittelgewichts-Ringer Olympiagold an den Spielen 1924 in Paris. Leider war es ihm nicht vergönnt gewesen, auch Schwingerkönig zu werden.
Seine Ausstrahlung und die Bekanntheit als Sportler bescherten Fritz einen grossen Vorteil gegenüber der Konkurrenz; obwohl er das Geschäft in den Krisenjahren übernahm, hatte er immer Arbeit. Die Hagmann-Überbauung ist ein Familienprojekt. Drei Generationen sind involviert – entsprechend soll die Siedlung auch Platz für Menschen in allen Phasen des Lebens bieten. Christian Hagmann und seinen beiden Geschwistern Barbara und Ueli gehört das 16’000 Quadratmeter grosse Gelände – beziehungsweise es wurde ihnen von ihrem Vater, Fritz Hagmann, vererbt. Als Vertreter der alteingesessenen Seemer Gewerbefamilie hat Christian Hagmann als Bauherr die Planung und den Bau über die ganze Zeit begleitet. Er äussert sich dazu wie folgt:
„Die Projektplanung hat schon 2009 angefangen. Damals hat mein Vater mir und meinen beiden Geschwistern gesagt, dass wir auf dem Areal etwas Neues, ein Wohnquartier, realisieren können. Also begannen wir ein Konzept zur sinnvollen Nutzung des Familienbesitzes zu entwickeln. Schliesslich haben wir uns entschieden, einen Architekturwettbewerb zu lancieren. Gewonnen hat diesen die Architektengemeinschaft weberbrunner architekten ag/soppelsa architekten mit der das Projekt auch umgesetzt wurde. Die Grundidee war es, schlichte Häuser zu bauen. Wir wollten einen reduzierten, einfachen Ausbaustandard und keine unnötige Technik. Ausserdem wollten wir alle möglichen Mieterinnen und Mieter ansprechen: Familien, alleinstehende Personen oder WG-Bewohnerinnen und -Bewohner.
Die Mieterschaft soll sich hier langfristig wohlfühlen können. Die Wohnungen richten sich bewusst an Menschen, die kein Auto haben. Das Areal ist fast autofrei, schliesslich ist es durch Bahn und Bus bestens erschlossen. Fünf Mietparkplätze sind allerdings vorhanden, für jene Mieterinnen und Mieter, die auf ein Auto angewiesen sind. Auch das Dauerparkieren im Quartier ist nicht erlaubt. Die Gemeinschaft zu fördern war ein grosses Ziel. Es war ihnen wichtig, dass sich die meisten Bewohnenden kennen, einander grüssen und sich auch mal treffen. Es soll auch Platz haben für Menschen, die diese Gemeinschaft nicht unbedingt suchen.
Das Haus ist u-förmig, alle sehen aus ihrer Wohnung zum Hof. Die Überbauung ist so geplant, dass man sich im Alltag begegnet. Das Interesse für die Gemeinschaft muss aber von der Mieterin oder dem Mieter selbst kommen, die Architektur kann dies nur unterstützen. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, der für alle jederzeitig zugänglich ist. Hier kann man sich treffen, gemeinsam einen Kaffee trinken und plaudern. Auch Events können hier durchgeführt werden. Es stehen Nutzflächen zur Verfügung, auf denen die Mieterinnen und Mieter Salat und Gemüse anpflanzen können. Der Gewerbeteil wurde bewusst bestehen gelassen. So entsteht automatisch Leben.“ Die Zeitschrift „Hochparterre Ausgabe 10/2018“ scheibt zur Überbauung: „Der Neubau fasst mit dem bestehenden Werkstatthaus einen wohlproportionierten Innenhof – das soziale Herz der Anlage. Aus dem Architekturwettbewerb ging ein u-förmiger Baukörper als Gewinner hervor. Er fasst mit dem noch genutzten Handwerkerhaus einen nach zwei Seiten offenen Hof, der heute die gesellschaftliche Drehscheibe und der zentrale Freiraum ist.