Siedlungen

Überbauung Zwinglistrasse 14–22

Die legendären Genossenschaftshäuser im Mattenbach wurden ab 2017 abgebrochen und sukzessive durch Neubauten ersetzt. Den Anfang machte 2017 die Talgut-Wohnbaugenossenschaft an der Zwinglistrasse. Kurz darauf begann die GebW, Aktiengesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur, mit dem Abriss ihrer Wohnblocks an der Mattenbachstrasse. Im Frühjahr 2019 ist dort bereits der Innenausbau in vollem Gange. An der Zwinglistrasse wird bereits gewohnt.


Baujahr
2018


2020: Zwinglistrasse 14-18, Wohnüberbauung Foto: winbib, Andreas Mader (Signatur FotDig_Mader_0245)
Das Gebiet zwischen Altstadt und Seen war einst landwirtschaftlich genutztes Umland. Der um 1830 errichtete Bauernhof „Zum Tiefenbrunnen“ (heute ein Restaurant) am Deutweg ist ein Zeuge jener Zeit. Das Gebiet südlich der heutigen Tösstalstrasse wir nach dem Deutweg benannt, dem Nachfahren eines uralten Wegs, der einst vom Tössfeld über die Breite nach Oberwinterthur führte. Dieser Weg wurde auch zu einer Verbindung der Industriezonen Tössfeld und Deutweg und der grössten Ansammlung von einheitlich geplanten Arbeitersiedlungen. Die älteste ist die Deutweg-Siedlung (Unterer Deutweg 12 ff). Sie wurde von der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnäuser (GebW) 1872 bis 1877 erstellt. Einen grossstädtischen Augenblick erlebte die Zone mit den Anlagen für das Eidgenössische Schützenfest, das im Jahr 1895 in diesem Quartier stattgefunden hatte.

Heute erinnert noch die mächtige Schützenlinde (gegen Ende der heutigen Mattenbachstrasse links in einem kleinen Park) an diesen Festanlass. Im Geviert zwischen Tösstalstrasse/unterer Deutweg/Mattenbach und Talgutstrasse entstanden ab 1944 grossangelegte Genossenschaftswohnbauten. Die heute bescheiden anmutenden Wohnhäuser waren damals für die Winterthurer Arbeiterschaft moderne Wohnkultur. Man wohnte im Grünen, in der Gartenstadt und sehr zentral. Anfangs des 21. Jhdts. kamen die Wohnbauten unter Druck. Einerseits waren die Häuser renovationsbedürftig und andererseits entsprachen die Wohnungen nicht mehr den heutigen Wohnvorstellungen.

Die vier gemeinnützigen Wohnbauträgerinnen in der «Quartiererhaltungszone Talgut zweigeschossig» meldeten Erneuerungsbedarf mit unterschiedlichen Zeithorizonten an. Dies wird durch die Stadt zum Anlass genommen, eine koordinierte Entwicklung in Angriff zu nehmen. Über den ganzen Perimeter wurde ein städtebaulicher Ideenwettbewerb veranstaltet zur Erlangung einer überzeugenden Vision der Erneuerung in Etappen. Mit diesem Verfahren soll garantiert werden, in der sensiblen Zone eine gut verträgliche Verdichtung zu erhalten. Die Wohnbaugenossenschaft Talgut begann als erste. Zwischen April 2017 und Herbst 2018 entstanden neue Liegenschaften. Schlicht und apart reihen sie sich in die bisherige Quartier-Atmosphäre ein.

Konnten zuvor 16 Altwohnungen angeboten werden, sind es in der Neuüberbauung 27 Wohneinheiten mit fast verdoppelter Wohnfläche. Die TALGUT Wohnbaugenossenschaft schreibt zu ihrer neuesten Überbauung: „Uns ist Lebensqualität wichtig, nicht die Ausnützung eines jeden Quadratmeters für mehr Profit. Den Bedürfnissen von älteren Einzelpersonen wird genauso Rechnung getragen wie dem Bewegungsdrang der Kinder und der Verwirklichung von Gartenträumen. Ein rollstuhlgängiger Lift bringt seine Nutzer nicht nur zur Wohnung sondern auch direkt ins Untergeschoss zu Keller und Waschküche. Jede Wohnung hat einen grossen Balkon (mindestens 10.5 Quadratmeter), die Erdgeschoss-Wohnungen erhielten leicht erhöhte Sitzplätze mit Blick ins Grüne.

Ein zusätzliches Plus ist die umsichtige Gestaltung der Aussenräume. Kaum irgendwo sonst steht so viel Grünraum in einem dichtbesiedelten Quartier zur Verfügung. Die Grünflächen hinter den Häusern sind durch die Neubauten nicht weniger geworden, sondern wurden zu einem attraktiven Wohnpark gestaltet. Hier gibt es Luft und Raum für Kinder, Katzen und Gemüse, für Jung und Alt, für ruhige Momente im Liegestuhl, kreatives Spielen und für den nachbarschaftlichen Austausch. Wer lieber vom Balkon oder dem Sitzplatz am Geschehen teilnehmen möchte, hat einen schönen Ausblick ins Grüne, auf ein grosszügiges Gelände.“

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023