Natur und Pärke
Walcheweiher
Die drei Walkeweiher sind ein beliebtes Ausflugziel der Winterthurer Stadtbewohner im Lindbergwald. Die Gewässer und ihr Umfeld werden von der Forstverwaltung vorbildlich gehegt und gepflegt. Spielgeräte, Sitzbänke, Waldhütte und Grillplätze sind vorhanden und laden zum verweilen ein.
um 1905: Walkeweiher, Sammelansicht
Foto: winbib (Signatur Walke-Weier 23_14)
Das Gebiet der Walkeweiher ist nach vorhandenen Aufzeichnungen seit mindestens dem 15. Jhdt. in städtischem Besitz. Vermutlich bestand ursprünglich nur der mittlere Weiher. Der oberste Weiher war damals eher eine flache, sumpfige Mulde. Erst mit der Erstellung des Dammes für die obere Weiherstrasse entstand 1879 durch zusätzliche Ausgrabungen dieser Weiher in der heutigen Form. Das Wasser des mittleren Weihers wurde schon im 17. Jhdt. zum Betrieb einer Walke (Herstellung von Filz aus Tierhaaren) im Haus zum „Rosental“ (erstes Haus unterhalb der Weiher) benutzt. Vermutlich stammt daher auch der Name „Walkeweiher“.
Der oberste Weiher war damals eher eine flache, sumpfige Mulde. 1813 entstand aus der ehemaligen Walke die mechanische Baumwollspinnerei Rosental. Besitzer war Johannes Geilinger. Das Unternehmen lief aber unter dem Namen "Steiner und Bertschinger". Für den grösseren Wasserbedarf ersuchte die Firma 1818 um die Bewilligung, einen zweiten Wassersammler zu erstellen. Es entstand der obere Weiher. Ein langes Leben war dieser Spinnerei nicht vergönnt. Die aufkommende starke Konkurrenz zwang zur Aufgabe. Die Liegenschaft im Rosental wurde samt Wiesland und Krautgarten 1827 an einen Capitän Heinrich Blum verkauft. 1829 kaufte Färber Ferdinand Gottlieb Ernst zum Wollenhof das Anwesen.
Es ist nicht bekannt, was er mit den Einrichtungen und der Wasserkraft ausrichtete. Später wechselte das Heimwesen seinen Besitzer oft und verlor dabei den ursprünglichen Zweck. Ab den 1870er Jahren bestand grosser Eisbedarf bei den Bierbrauereien. Entsprechende maschinelle Kühlanlagen bestanden damals noch nicht. Daher musste im Winter jeweils Natureis ab Weiheranlagen gewonnen werden. Die Brauerei Haldengut erhielt mit einem Pachtvertrag vom 17. Juli 1882 von der Stadt das Recht zur Eisgewinnung auf den Walkeweihern. Um eine möglichst grosse Eisfläche nutzen zu können, erstellte die Brauerei 1882 den untersten Weiher. Mit der Bewilligung des Kantons dazu, wurde auch ein jährlicher Wasserzins von Fr. 6.60 erhoben. Als Vergütung für das Recht der Eisgewinnung erhielt die Stadt jeweils pro zweispännige Fuhre Fr. 2.00 und für die vierspännige Fuhre das Doppelte. Die Brauerei erstellte am Standort der ehemals bestehenden Waldhütte bereits 1880 einen Eisschuppen, der in den 1920er Jahren abgebrochen wurde. Sie wurde anfangs der 1930er Jahren durch eine Schutzhütte ersetzt. Diese wurde anfangs der 90er Jahre ein Raub der Flammen und ist darauf durch eine Blockhütte ersetzt worden. 1889 nahm die Brauerei Haldengut, als erste Winterthurer Braustätte, eine Sulzer-Eismaschine in Betrieb. Mit der Einführung leistungsstarker Kühlanlagen nahm der Bedarf an Natureis ab 1920 rasch ab. Bereits 1934 kündigte das Haldengut den Pachtvertrag. Aber erst 1942 verzichtete das Haldengut definitiv auf die Eisausbeutung.
Auffällig sind zwischen den beiden unteren Weihern die beiden Sequoien***. Die Riesenbäume wurden um 1900 gepflanzt. Diese Bäume werden in ihrer ursprünglichen Heimat Kalifornien (Rocky Mountains) bis über 1000 Jahre alt und entsprechend hoch und dick. Beide Winterthurer Exemplare sind also noch im jugendlichen Alter. Die Mammutbäume (Sequoiadendron giganteum) am Lindberg gehen auf Stadtforstmeister Max Siber (Amtszeit 1894-1899) zurück, sind also gut 110jährig. In ihrer Heimat an den Westhängen der Sierra Nevada Kaliforniens werden sie bis 3000-jährig und gelten als die mächtigsten Bäume der Welt. Der General Sherman Tree im Sequoia National Park, CA, ist über 80 Meter hoch bei einem Durchmesser von über 8 Metern.
Sein Holzvolumen beträgt 1473 Kubikmeter. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Baum im Stadtwald hat ein Volumen von 1.26 Kubikmetern, und der durchschnittliche Holzvorrat im Stadtwald beträgt 356 Kubikmeter pro Hektare. (***Sequoie = Küsten-Sequoie oder Redwood (Sequoia sempervirens [D. Don] Endl.) Heimat: Kalifornien/USA. Diese in Amerika wegen ihres wertvollen Holzes sehr geschätzte Baumart wächst in einem schmalen Streifen an der Pazifik-Küste und erreicht dort Baumhöhen von über 100 m. In Europa erweist sich die Baumart, die mit dem Mammutbaum verwandt ist, nirgends als völlig winterhart. In strengen Wintern friert auch bei älteren Bäumen zumindest ein Teil der Krone zurück.)
Grosse Sanierung der Weiher und der Uferlandschaften
Ab dem Herbst 2011 bis anfangs 2013 wurden umfassende Erneuerungsarbeiten an und um den Walcheweiher vorgenommen. Die Arbeiten waren in erster Linie nötig, um bei einem Jahrhundert-Hochwasser die Sicherheit der Überbauungen im unteren Teil des Rosentals zu garantieren. Die Ablaufbauwerke wurden abgebrochen und durch neue Hochwasserentlastungen ersetzt. Beim mittleren und unteren Weiher wurde der Weiherboden um rund einen Meter aufgeschüttet, damit die Normalwassertiefe nur noch knapp zwei Meter betragen kann. Auch wurden rund 2000 Kubikmeter Schlamm entfernt. Beim mittleren Weiher wurden die Ufer abgeflacht. Die neuen Anlagen kommen in erster Linie den Tieren entgegen.
In den Flachuferzonen finden die Amphibien neue Laichplätze und an einer extra angelegten Steilwand sollen Brutplätze für Eisvögel entstehen. Die neu angelegten Fusswege mit einigen stimmigen Brücken und Sitzbänken laden die Spaziergänger zu Beobachtungsrouten oder ganz einfach zum Stillehalten ein. Auch das Baden ist neu auf eigene Verantwortung erlaubt und durch eine neu angelegte Steintreppe gut möglich. Eine neue Hütte als Unterstand ist in Planung und wird gelegentlich realisiert. Es wird noch eine Weile dauern bis die Natur einige Wunden wieder geschlossen hat. Jeder Besuch der Walcheweiher ist eine neue Entdeckungsreise.
2021: Stadt Winterthur Walcheweiher