Kunst und Kultur
Walter Weiss
Kunstmaler, 1943–2018
Was Walter Weiss sieht und erlebt, verarbeitet er in seinen abstrakten Bildern. Sie benötigen keine Titel, sie sprechen für sich. Die eigene Interpretation des Betrachters ist aber gefragt. Seit einiger Zeit ist das eher kleine quadratische Format von 40 x 40 cm seine bevorzugte Bildgrösse. Walter Weiss ist Mitglied der Künstlergruppe Winterthur.
Geburtsort
Winterthur-Veltheim
Geboren
13.12.1943
Gestorben
31.05.2018
2004: Walter Weiss, Künstler, in seinem Atelier
Foto: winbib, Andreas Wolfensberger (Signatur FotDig_Lb_003-323)
Walter Weiss, geboren 1943 in Winterthur, wo er in Veltheim aufgewachsen ist und die Schulen besuchte. Er absolvierte anschliessend eine Ausbildung als Dekorationsmaler und Restaurator. Als Autodidakt bildete er sich in verschiedenen Kunstbereichen weiter. Dabei hielt er sich in Dänemark und England auf. Studienreisen führten ihn nach China, Indonesien, Nord- und Südamerika und auch nach Australien. Weiss bezeichnet sich heute als Maler, Zeichner und Objektkünstler. Seine Tätigkeitsbereiche sind sehr vielfältig wie Malerei, Tuschzeichnung, Mischtechnik, Objektkunst und Comics. Seit mehr als zwei Jahrzehnten malt Walter Weiss vorwiegend in seinem Atelier im unteren Arealteil des einstigen Parks von Oskar Reinhart an der Schickstrasse.
Ein idealer Raum, der bereits von Oskar Reinhart für die Unterstützung von Malern seiner Zeit erstellt worden war, steht ihm zu guten Konditionen zur Verfügung. Das raumfüllende Ambiente wirkt sofort sympathisch und gemütlich. Weiss hält sich sehr gerne in seinem Raum auf. Inspirationen sind da, müssen nicht gesucht werden. Seine Werke sind selten Schnellschüsse. Sie entstehen langsam und detailgetreu. Dann werden sie an die Wand gehängt und je nach dem nimmt sie Walter Weiss zurück auf die Staffelei, um sie nochmals zu überarbeiten. Das Resultat ist für Weiss erst dann in Ordnung, wenn keine Farbe dominiert. Er beansprucht eine anspruchsvolle und ausgeglichene Form. Der Betrachter, das ist die Botschaft von Walter Weiss, soll angesprochen werden. Seine Bilder sollen einen Denkprozess auslösen.
Dass seine Arbeiten Anerkennung und Beachtung finden beweisen die erhaltenen Stipendien des Bundes und des Kantons Zürich, sowie ein Reisestipendium des Kunstvereins Winterthur. Seine Werke wurden auch an diversen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Verschiedene Werke von Walter Weiss fanden Gefallen bei der Stadt Winterthur und dem Kanton Zürich. Sie tätigten diverse Ankäufe. Auch „Kunst am Bau“ wurde durch Walter Weiss geschaffen. Im Kindergarten Zinzikon gestaltete Weiss 1993 eine Acryl-Wandmalerei in der Grösse von 7,8 x 2.69 Meter in der Eingangshalle. Im Kindergarten Laubegg im Dättnau setzte Weiss in den Zugangsräumen 1994 Akzente mit seiner Installation „Regenbogen“. Er verwendete dazu die Materialien Acryl und Sperrholz.
Weitere Werke von Walter Weiss schmücken die Klinik Lindberg. Eine grössere Anzahl seiner quadratischen Bilder bringen Farbe und Atmosphäre in die Spitalräume. Auch die Kantonsschule im Lee hat im Treppenhaus für einmal einem grossformatigen Kunstwerk von Weiss Platz gegeben. Walter Weiss ist am 31. Mai 2018 an Herzversagen verstorben.
Walter Weiss (1943 2018) In Memoriam von Gerhard Piniel
Walter Weiss war Ende vierzig, als er sich entschloss, die Maler zu seinem Hauptberuf zu machen. Als gelernter Dekorationsmali und Restaurator verfügte er über ein fundiertes Wissen über Maltechniken, und er spielte sie raffiniert aus. Das ersparte ihm den Gang durch Kunstgewerbeschulen und Akademien. Für die Substanz seiner Werke und die Formung einer künstlerischen Authentizität waren aber seine Reisen in viele Länder der Welt unentbehrlich. Mit der Zeit hatte er alle Kontinente bereist. Er tauchte ein in fremde Milieus, lebte «parterre», mischte sich unter die Einheimischen, sog sich voll mit Beobachtungen und Erfahrungen, begabt mit einer seltenen Gelassenheit und Vorurteilslosigkeit. 1986 wurde er Mitglied der Künstlergruppe Winterthur, von 1990 bis 1998 engagierte er sich im Vorstand. 1992 hatte er in der Kunsthalle seine erste Einzelausstellung. Menschlich und künstlerisch strebe er «nach Einfachheit und Klarheit, ohne an Originalität und Kraft zu verlieren», umschrieb er sein Ziel. Bürgerliche Malkultur interessierte ihn nicht. Malen auf Leinwänden, Zeichnen auf Papier war dennoch angesagt, als eine Malerei der Gärung, der harte Zeichen und Signale, der dicken Striche und spannungsvoll dagegen gesetzten Farbflächen; plakativ und energiegeladen. Die Bewunderung für Per Kirkeby führte ihn später auf neue Wege; zu differenzierter Farbigkeit und dichtem Stimmungsgehalt, jedoch im Gegensatz zum Dänen ohne markanten Naturbezug. Dieser Schritt leitete das reife Werk ein. Was geschah, überraschte alle, die seine Entwicklung verfolgt hatten. Als ob sich Schleusen geöffnet hätten, entstand Bild um Bild, und seine Malerei gewann eine fabelhafte Breite und Unverwechselbarkeit.