Wirtschaft und Gastronomie

Werner Sträuli-Knüsli

Kaufmann, 1845–1913

Werner Sträuli war Kaufmann durch und durch, war aber nie im väterlichen Betrieb, der Seifenfabrik Sträuli tätig. Mit Partnern führte und gründete er Unternehmen verschiedenster Provenienz: BADER, Kolonialwaren en gros und détail; Gelatine- und Leimfabrik; „Neue Lloyds.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
19.04.1845

Gestorben
13.10.1913


um 1895: Werner Sträuli-Knüsli Foto: winbib (Signatur FotDig_2017-0101)
Werner Sträuli kam am 19. April 1845 als neuntes Kind des Gründers der Seifenfabrik Johannes und Emilie Sträuli-Brändli im Hause zum Friedhof zur Welt. Er war der Jüngste der vier Brüder. Er besuchte von 1851 bis 1857 die Elementar- und Realschule, anschliessend während vier Jahren die Industrieschule. Der Hinschied seiner geliebten und noch jungen Mutter war für ihn ein harter Schicksalsschlag. Gerne hätte er ein Studium ergriffen. Dagegen legte aber der Vater sein Veto ein. So trat er am 1. September 1861 als Müllerlehrling bei H. Hauser „Neumühle“ in Töss ein. Eine Brustfellentzündung setzte dieser Lehre bereits nach zwei Monaten ein Ende. Nach schmerzhaftem Krankenlager und Erholungsaufenthalt in Weggis liess ihm diese Krankheit ein Asthma zurück, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollte. In dieser Zeit der notgedrungenen Ruhe fand Werner Sträuli den Zugang zur Literatur und Kunst. Im Kreise Gleichgesinnter, in der „Adelphia“, fand er Erfüllung und Ausgleich und Zeit zum „Träumen und Schwärmen“. Am 1. September 1862 begann Werner eine Lehre bei I.F. Bader, Kolonialwaren engros und détail zum Mandelbaum. Nach der Lehre zog Sträuli 1866 nach London. Er arbeitete dort bei der Firma „Rossel, Fehr & Fromm“. Er betätigte sich daneben als Korrespondent des Landboten. Unter dem Titel „Korrespondenz aus London“ erschienen während fünfzehn Monate seines Aufenthaltes in der britischen Metropole Artikel über englische Politik. Eine Studienreise führte ihn über Le Hàvre, Belgien, Holland und Frankfurt langsam wieder in seine Vaterstadt zurück. Im September 1867 trat er wieder in die Firma I:F: Bader ein und erhielt dort im Januar 1868 die Prokura.

Ab 1871 konnte er sich am Unternehmen beteiligen. Zuvor am 9. Mai 1869 heirate er seine Jugendliebe Ida Knüsli. In der folge kamen die Kinder Hedwig (1870-1949, spätere Gattin des bekannten Architekten und Oberstkorpskommandanten Otto Bridler [1864-1938]), Werner (1872-1930), Max (*†1876) und Ida (*1880) zur Welt. 1872 entschlossen sich Bader und Sträuli zusammen mit Keller, Bankdirektor und Gerber, zur Gründung einer Gelatine- und Leimfabrik. Nach harzigen Anfangsjahren und grossem Durchhaltewillen konnte der Absatz der Gelatine für fotografische Zwecke die Farbig endlich aufblühen lassen. Am 21. April 1875 bezog die Familie ein eigens Haus an der Römerstrasse. Das „Römergütli“, wie es Bruder Emil taufte, wurde von Werners Schulkameraden Jakob Pfau gebaut. Der schnelle Tod des dritten Kindes Max (*†1876) führte Werner Sträuli noch inniger seinen Kinder zu. Mit dem Geschichten erzählen, Bilder und Kunstbücher anschauen und erläutern kam die alte Zuwendung zur Kunst und Literatur wieder in volle Blüte. Der Nationalbahn-Krach wühlt Werner Sträuli auf. Um das Gemeinwesen zu retten engagierte er sich. Eine Anzahl Winterthurer Bürger schlossen sich zu einem Kreditverein zusammen, um den Konkurs der Stadt zu vermeiden. Dieser Organisation gehört Sträuli an und war ihr Aktuar bis zur Auflösung am 6. Mai 1882. Andere Aktivitäten widmete Werner Sträuli sozialen Werken. Viele Jahre gehörte er dem Vorstand der Hilfsgesellschaften. Er war Mitbegründer der Ferienkolonien und besuchte mit seiner jüngsten Tochter Ida (*1880) die Lager in Sternenberg, Allenwinden, Hulftegg usw. Ebenso unterstütze er die Gründung des Kantonalen Lungensanatoriums Wald um die Jahrhundertwende. 1883 beteiligte sich Sträuli an der Gründung der „Neuen Schweizerischen Lloyd“ und war Mitglied des ersten Verwaltungsrates. Freude bereitete ihm dann noch die Wahl ins Handelsgericht. Solche Fragen hatten ihn immer interessiert und brachten ihm zwar spät, aber immerhin, etwas Trost für das verpasste Rechtsstudium. Und endlich wurde er dann auch noch Mitglied des grossen Stadtrates. Nach längerem Krankenlager erlosch sein Leben am 13. Oktober 1913.

Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.03.2022