Natur und Pärke

Winterthurer Wälder

Am 4. April 2014 feierte der Forstbetrieb Winterthur sein 200-jähriges Jubiläum und damit 200 Jahre Waldarbeit zur Basis für die Lebensqualität in unserer Stadt. Winterthur ist die waldreichste Stadt der Schweiz. Rund 2600 Hektaren Fläche, das entspricht fast 40% des gesamten Gebietes, sind mit Wald bedeckt. Der grösste Teil, 1677 Hektaren, gehören der Stadt.


1949: Eschenberg, Blick in Linsental Foto: winbib (Signatur FotSch_021-099)

Diesem Bericht liegt die Publikation „Waldzeit-Wälder für Winterthur“ zu Grunde. Das umfassende und detaillierte Buch von Michael Wiesner herausgegeben von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur ist reich illustriert und kann jedem Interessierten an Wald und Winterthur empfohlen werden. 2014 ist eine zweite erweiterte Auflage erschienen. Die Publikation ist ein Buch/Bildband mit nun 360 Seiten und ist grandios bebildert.

Es ist wohl wenig bekannt, dass Winterthur die waldreichste Stadt der Schweiz ist. Jeder dritte Quadratmeter des Stadtgebietes ist mit Wald bedeckt. Alle Wälder und Waldstücke sind heute in einem sehr guten Zustand und sind das beliebte Naherholungsgebiet. Da und dort sind verschiedenste spezielle Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zu finden. Zu nennen sind der Eschenberghof mit Ausflugsbeiz und Sternwarte, der Wildpark Bruderhaus und der Aussichtturm, im Lindbergwald die Walcheweiher und das Bäumli mit prächtiger Aussicht auf die grüne Stadt, auf dem Wolfensberg der Panoramaweg zur Chöpfi, auf dem Brühlberg der J.C.Heer-Gedenkstein und der Aussichtsturm und auf und um den Ebnet die Burgruine Alt-Wülflingen mit Aussichtplattform und das Tschuppentännli (Hoh-Wülflingen).

Die totale Waldfläche von Winterthur beträgt 26,32 km2. Das sind 38.7% der gesamten Bodenfläche von 67,93 km2. Landwirtschaftlich genutzt werden 30.6% (20,81 km2). Überbaut sind 29,1% (19,8 km2) und nur 1,5% (1,0 km2) ist unkultiviert. Von der gesamten Waldfläche sind 16,77 km2 (63,7%) im Besitz der Stadt Winterthur. Die Stadt besitzt im Tösstal, dem wichtigen Gebiet der Grundwasserströme für die Wasserversorgung der Winterthurer Bevölkerung, weitere Waldgebiete, so am Kümberg/Turbenthal und im Gebiet Hornsäge bei Rämismühle. Das grösste zusammenhängende Waldgebiet ist der Eschenbergwald. Seit dem 13. Jhdt. besitzt die Stadt das Nutzungsrecht. Besitzer war das Haus Kyburg (Rudolf von Habsburg), ab 1452 ging er an die Stadt Zürich mitsamt den Höfen (Eschenberg und andere) über. Später verwischten sich die Jagd-, Nutzungs- und Besitzverhältnisse. Die Höfe wurden von der Stadt Zürich zurückgekauft. Die Höfe wurden aufgehoben und das Landwirtschaftsland wurde zum grössten Teil aufgeforstet. Die ehemalige Hofgemeinschaft Eschenberg blieb als einzige erhalten. Auch wurde eine vielbesuchte Wirtschaft eingerichtet und 1989 ein neuer Bauernhof erstellt.

Im Norden der Stadt liegt auf dem Lindberg der gleichnamige Wald. Seine Vorgeschichte deckt sich mit demjenigen des Eschenbergwaldes. Über die Kyburger und die Stadt Zürich gelangte er in den Besitz von Winterthur. Durch Zukäufe im 15. und 16. Jhdt. wurde er zudem merklich ausgedehnt. Mit dem Erwerb der Mörsburg 1598 kamen weitere Waldparzellen dazu. Im Ostteil liegt der Besitz eines grösseren Abschnittes (150 ha) bei der Holzkorporation Oberwinterthur. Über den Brühlbergwald ist geschichtlich wenig bekannt. Vermutungen zufolge ist die Stadt über die Herrschaft Wülflingen und durch die Eingemeindung 1922 in deren Besitz gelangt. Der Etzberg schliesslich wurde zuerst landwirtschaftlich genutzt und später aufgeforstet. Die Besitzverhältnisse führen über reiche Familien zu Kirchen und Klöster, später zur Stadt Zürich, zur Gemeinde Seen und zum Kanton Zürich bis schliesslich Winterthur die Wälder im Osten der Stadt übernehmen konnte. Auch der Hügel Wolfensberg ist von Wald überzogen. Ein Teil davon ist das Chileholz, im Besitz der Kirchgemeinde Wülflingen. Am Westzipfel, direkt über Wülflingen befindet sich die "Chöpfi". Man erreicht sie über den Panoramaweg von Veltheim her (übers "Güetli") oder über die lange Treppe mit dem Direktaufstieg vom Dorfkern Wülflingen durch die Rebberge. Der Name kommt von den kopfartigen Sandsteingebilden, die sich direkt unter dem Aussichtpunkt befinden. Diese Steinköpfe sind nicht nur wunderartige Gebilde, sie sind auch für das Kinderspiel wie geschaffen.

Man kann sich darin verstecken, Schluchten erforschen und auf ihnen herumklettern. Weniger zutreffend ist wohl die alte Geschichte, der Name komme daher, dass auf diesem Flecken früher die Gefangenen geköpft wurden. Soziale Aspekte, Ökonomie, Ökologie Der Stadtwald hat vielen Interessen zu dienen. Er zählt zu den wichtigsten Erholungsräumen. Der Forstbetrieb unterhält heute über 170 Kilometer Waldwege und Pfade und ist für den Unterhalt von rund 250 Sitzbänken, 58 Hütten mit Feuerstellen, 37 Grillplätzen und 296 Brunnen zuständig. Zudem ist der Wald Holzlieferant und schafft Arbeitsplätze. Pro Jahr schlagen die Mitarbeiter des Forstbetriebes durchschnittlich 24‘000 Kubikmeter Holz, welches grösstenteils an regionale Holzverarbeiter verkauft wird.

Schliesslich übernimmt der Wald wichtige und lebenserhaltende Funktionen im ökologischen Bereich. Für zahlreiche Pflanzen und Tiere ist er Lebensraum. Die Folgeschäden des Lothar-Sturmes vom Dezember 1999 sind nachhaltig katastrophal. Grosse Teile des Waldes wurden zerstört, der Markt mit Holz überschwemmt, mit der Konsequenz, dass die Holzpreise zusammenfielen. Die Stadtforstmeister Am 4. April 1814, also vor mehr als 200 Jahren, wurde Andreas Weinmann zum ersten Stadtforstmeister von Winterthur gewählt. Er hatte eine schwierige Aufgabe übernommen, waren doch die Wälder rings um die Stadt in keinem guten Zustand. An der Jubiläumsfeier „200 Jahre Stadtforstamt Winterthur“ am 4. April 2014 blickte der 10. Stadtforstmeister Beat Kunz, in seiner Rede vor der Islerhütte im Eschenbergwald, zurück

Er freut sich, dass er und alle seine neun Vorgänger daran gearbeitet haben, heute einen intakten und wertvollen Stadtwald präsentieren zu können. Die Waldarbeit hat einen enormen Wandel durchgemacht. Waren früher in erster Linie starke und zahlreiche Männer gefragt, die ohne grosse Sicherheitsvorkehrungen die tagtägliche Schwerstarbeit verrichteten, sind heute weniger Arbeitskräfte mit modernsten Hilfsmittel ausgerüstet. Die wert- und prachtvollen Waldbestände verdankt die heutige Gesellschaft den umsichtigen Förstern und Waldarbeitern, die sich seit dem Hegen und Pflegen der Winterthurer Wäldern annahmen. Die Hauptverantwortlichen waren die verschiedenen Stadtforstmeister.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
23.02.2023