Hotels und Gastronomie

Wirtschaft zur Schlosshalde-Mörsburg

Mörsburgstrasse 36

Die Geschichte der Wirtschaften bei der Mörsburg geht weit zurück. Bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es deren zwei. Das Restaurant Mörsburg ging 1978 ein und ist heute ein Wohnhaus. Die langjährige Wirtin, Frau Güttinger, verzichtete 1983 endgültig auf die Wiedereröffnung.Das Restaurant Schlosshalde, in städtischem Besitz, konnte sich hingegen halten. Nach einem anderthalbjährigen Unterbruch, in dem kein neuer Pächter zur Verfügung stand, erfolgte am 1. August 2012 ein Neustart.


Adresse
Gasthaus Schlosshalde
Mörsburgstrasse 36
8404 Winterthur
1930er-Jahre: Schloss Mörsburg, Luftbild mit Restaurant Schlosshalde (Fam. Werner) Foto: winbib, Verlag: Art. Perrochet-Matile, Lausanne (Signatur Schloss Mörsburg 38_33)

Schon früh gab es beim Schloss Mörsburg eine Wirtschaft. Das kommt wahrscheinlich daher, dass Graf Hartmann IV. von Kyburg um 1242 seinen Hauptwohnsitz zur Mörsburg verlegte und auch die Verwalter vom Meieramt und von der Vogtei Oberwinterthur manchen Bittsteller oder Missetäter begrüssen mussten, der sich nachher gerne noch mit einem Tropfen Wein aus dem nahen Rebberg stärkte. Am 13. Oktober 1425 schlichteten Schultheiss und Rat zu Winterthur einen Streit zwischen Hans von Goldenberg als Schlossbesitzer und Wirt Hans Zyminger um dessen Weinschenkrecht bei der Mörsburg. Der Schiedsspruch lautete:" Die Zyminger haben das Recht, Wein auszuschenken und die Wirtschaft zu führen, woran sie der Herr von Goldenberg nicht hindern darf. Jene aber sollten den Schlossherrn nicht mit Worten und Werken an seiner Ehre verletzen, ansonsten sie des Weinschenkrechtes verlustig gehen". In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch im Turm selbst gelegentlich gewirtet. J.C. Troll beschreibt 1847 im 6. Teil seiner Geschichte der Stadt Winterthur, die Burg: "als Lustort, als Spender einfacher Naturfreuden, wo an heiteren Tagen die freundlichsten Ansichten zu gewinnen, Einsicht in die Weinflasche, Durchsicht der nahrhaften Tätigkeit einer Bauernküche, Aussicht auf die Ebenen und Höhen des Thur- und Zürichgaus und Fernsicht nach der Alpen wundervollem Riesenkranz." Erst am 12. Januar 1939 wurde die Schlosshalde von der Stadt Winterthur zurückgekauft, um die Verschandelung des Landschaftsbildes durch eine Chalet-Kolonie zu verhindern.
Die Grundmauern der Schlosshalde dürften aus dem späten Mittelalter um 1500 stammen. Von 1804 an sind als Wirtsleute der Weinschenke mit Speisepatent während fast achtzig Jahren stets Angehörige der Familie Hofmann verzeichnet. Ab 1882 wurde das Lokal von Joachim Hagenbucher und zwischen 1898 bis 1910 von Edwin Hagenbucher geführt. 1911 lautete das Patent auf Caroline Hagenbucher, ab 1912 wirtete dann Karl Restle aus dem Schwabenland, der 1914 in den Krieg ziehen und das Haus schliessen musste. Sein Nachfolger, Johannes Keller, soll für die Zeche beim "Besenbummel" 1915 der Winterthurer Studentenverbindung Vitodurania eine krass übersetzte, im Protokoll als Schauerrechnung kritisierte Forderung gestellt haben.
Nach ihm waren Ernst Gasser (bis 1922), Heinrich Hugener (1923-1930), Martin Sprenger (1930-1933), Ernst Hugener (1933/34), Marie Ineichen (1934-1937) und erneut Ernst Hugener (1937-1942) für das Wohl der Gäste verantwortlich. Von 1942 bis 1952 führte Marie Sigrist-Schweizer und ab 1952 Luise Eichenberger-Amstutz das Wirtshaus. Vom 1. April 1960 an war mit der Familie Werner eine besonders legendäre Pächterdynastie am Werk. Zuerst Ida Werner-Bachmann alias "Ideli" als Patentinhaberin mit ihrem am 1. März 1991 verstorbenen Ehemann Arnold Werner "Noldi" und ab 1. Juli1980 bis zu seinem Tod am 21. September 2001 Noldi Werner junior. Anschliessend wurde das Lokal vorübergehend von ehemaligen Angestellten der Werner weiter geführt.

Die Liegenschaft wurde in den 1970er-Jahren im Zuge eines Umbaus renoviert und 1982 neuen Bedürfnissen angepasst: Ausweitung des Gastraumes mit dem Schlosshaldenkeller (Rittersaal mit 54 Plätzen), Neugestaltung des Gartenrestaurants mit 90 Plätzen, sowie Anpassungen der Buffets und der Lagerräume. Vom 1. Februar 2003 bis Ende März 2005 waren die Eheleute Thomas und Theres Lübbig Pächter in der Schlosshalde. Vom 1. Januar 2006 bis Ende Oktober 2010 waren Irina & Markus Baumgartner in der "Wirtschaft zur Schlosshalde-Mörsburg" für die Gäste verantwortlich. Die verzweifelte Suche der Stadt Winterthur, einen geeigneten Gastwirt für dieses Lokal zu finden, blieb lange erfolglos. Mathias Wehrli, der damalige Leiter der nahegelegenen Werkschule Grundhof, fand es jammerschade, dass dieser schöne Ort unbelebt war.

Zusammen mit einem Team eröffnete er das Restaurant am 1. August 2012 wieder. Die Schlosshalde GmbH besteht mittlerweile aus fünf Personen. In der Schlosshalde ist vielseitiges Leben eingezogen. Das Gasthaus ist auch ein Schulhaus und ein Kulturhaus. Angegliedert sind zudem das Gartenbauunternehmen Grünform sowie ein Nähatelier. Die Gäste des Restaurants werden mit raffinierten Menus aus vorwiegend regionalen Produkten verwöhnt. Auf der Bühne im Kellersaal treten Liedermacherinnen, Kabarettisten, Wortakrobatinnen und Musiker verschiedenster Herkunft auf. Diese Anlässe sind hautnahe Begegnungen mit beeindruckenden Künstlerinnen und Künstlern. Ausserdem bietet die Schlosshalde eine Tagesstruktur für Jugendliche in schwierigen Situationen. In einer Kombination von Schule und Arbeit werden sie individuell unterstützt und gefördert. Die gemütliche Gaststube ist geprägt vom alten Kachelofen. Im Stübli feiern Sie in kleiner Gesellschaft und im Kellersaal mit seinen Natursteinwänden finden grössere Gesellschaften ein besonderes Ambiente. Der Saal eignet sich auch bestens für Konzerte. Im Sommer lockt die grosse Terrasse.

Bibliografie

    Schlosshalde, Restaurant, Mörsburg

    • Einträge ab 2011

      Gasthaus Schlosshalde: Ein kulinarisch-kultureller Treffpunkt für Geniesser. In: Dinerter Zytig, Nr. 2 (2018). S. 38-40. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Mörsburg und ihre Wirtschaften: Oberi Zytig 2000/131 von Peter Hauser.
      Neu verpachtet: Stadtanzeiger 2003/3 mit Geschichte Wirtschaft "Zur Mörsburg", Fam. Güttinger


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
23.02.2023