Grosskonzerne

Winterthur Schleiftechnik (WST)

1906–2011

1906 gründete der Chemiker und Kaufmann Walter Bölsterli in Winterthur die erste Schmirgelscheibenfabrik der Schweiz. 1907 baute die Firma eine neue Fabrikanlage am Oberen Deutweg. Nach wirtschaftlich turbulenten Kriegs- und Zwischenkriegsjahren entwickelte sich die «Schmirgli», wie sie von vielen in Winterthur auch genannt wurde, zu einem führenden Unternehmen auf ihrem Gebiet. 1981 wurde sie in «WST Winterthur Schleiftechnik» umbenannt und 2011 übernahm 3M das Unternehmen. Nachdem die Firma Winterthur verlassen hatte, zog Ende 2016 der Fun-Park in den noch bestehenden Teil der Fabrik ein.


Verkauft
2011

Gründungsdatum
1906


Mittelbau der Schweizerischen Schmirgelscheibenfabrik am Oberen Deutweg, 1938 Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur 040048)

Die Gründung

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und einem einträglichen Geschäft beschloss der Chemiker und Kaufmann Walter Bölsterli 1905, in Winterthur die erste Schmirgelscheibenfabrik der Schweiz zu gründen. In Winterthur, dem Zentrum der Metallindustrie, rechnete er sich gute Absatzmöglichkeiten für sein neues Produkt aus. Nachdem er die Rechte an einem neuartigen «Verfahren zur Fabrikation von Schmirgelscheiben und Kunststeinen» gekauft hatte, gründete er 1906 zusammen mit einem Mitstreiter die Firma «Walter Bölsterli & Cie.», die sie 1907 mit dem Zusatz «Schweizerische Schmirgelscheibenfabrik» ergänzten. Die ersten Schmirgelscheiben stellten sie in einer alten Fabrik an der Haldenstrasse (heute Theaterstrasse) her.

Kurz darauf nahmen sie 1907 den Bau einer neuen Fabrikanlage am Oberen Deutweg in Angriff. Bald schon zeigte sich jedoch, dass die teuer erworbene Methode zur Herstellung von Schmirgelscheiben unbrauchbar war. Zum Glück fand Bölsterli bald einen neuen Teilhaber, einen Chemiker, dem es gelang, ein neues Verfahren zu entwickeln. Trotz der neuen Produktionsweise blieb das Geschäft rückläufig und die Angst vor einem Konkurs wuchs. Am 12. März 1913 verliess Walter Bölsterli Winterthur fluchtartig und reiste nach Mexiko. Seine Partner liess er alleine zurück. Diese fanden aber glücklicherweise in Schaffhausen bald darauf neue Geldgeber. In Winterthur glaubte man nicht mehr an den Erfolg der Firma. Mit ihrer Hilfe konnten sie die Aktiengesellschaft «Schweizerische Schmirgelscheibenfabrik AG Winterthur» gründen.

Von der "Schmirgli" zur "WST Winterthur Schleiftechnik"

Nach wirtschaftlich turbulenten Kriegs- und Zwischenkriegsjahren entwickelte sich die «Schmirgli», wie sie von vielen in Winterthur auch genannt wurde, auf ihrem Gebiet zu einem führenden Unternehmen. 1981 wurde die «Schweizerische Schmirgelscheibenfabrik AG Winterthur» dann in «WST Winterthur Schleiftechnik» umbenannt und 1992 kaufte der Grossaktionär Edgar F. Rappold das Unternehmen. 1994 musste der grösste Teil der Produktion aufgrund der starken Geruchsemssionen, die immer wieder zu Reklamationen in der Nachbarschaft geführt hatten, in Winterthur aufgegeben und nach Villach in Österreich und nach Schweden verlegt werden. 1998 wurde der alte Fabrikteil in der Mitte des Areals abgerissen und an seiner Stelle entstanden Reiheneinfamilienhäuser. Im neueren Fabrikteil war weiterhin das Management untergebracht und es wurden dort nach wie vor an Kundenwünsche angepasste Keramikscheiben angefertigt. 2011 übernahm 3M die «Winterthur Technology Group», zu der auch die « WST Winterthur Schleiftechnik» gehörte. Nachdem das Unternehmen Winterthur verlassen hatte, zog Ende 2016 der Fun-Park in den noch bestehenden Teil der Fabrik ein.  


Benutzte und weiterführende Literatur

25 Jahre Schweizerische Schmirgelscheibenfabrik A.G. Winterthur. 1913-1938. 
Hoster, Alexandre-Michel: Wie aus der "Schmirgli" ein Technologiekonzern wurde, in: Winterthurer Jahrbuch, 2009. 

Bibliografie

    Winterthur Technologie AG., früher WST Schleiftechnik Winterthur AG, früher Schmirgelscheibenfabrik, Oberer Deutweg

    • Einträge 1991–2010

      Entlassungen: Landbote 1991/288, 1992/261.
      Landverkauf: Landbote 1993/261 m.Abb.
      Bleibt in der Grüze: Landbote 1994/41.
      Privater Gestaltungsplan Oberer Deutweg, Aenderung: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1997/68 m.Plänen, s.a. Oberer Deutweg.
      An Börse: Landbote 2005/134 1Abb., 246 Produktion, m.Abb.
      Zukunft: Landbote 2007/88 1Abb.
      Kauf Wendt-Gruppe: Landbote 2007/147 1Abb.
      Kürzung Lohn Verwaltungsratspräsident Edgar Rapold: Landbote 2009/65 1Abb.
      Wie aus der "Schmirgli" ein Technologiekonzern wurde: Winterthurer Jahrbuch 2009 von Alexandre-Michel Hoster, m.Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
19.12.2023