Auf den ersten Blick fällt sie einem kaum auf, die Menschentraube, die sich am 6. Oktober 1929 auf dem Dach der Bank in Winterthur (heute UBS) an der Stadthausstrasse versammelt hat. Was machen die da oben? – Sie halten Ausschau nach dem Zeppelin!
Es war nicht das erste Mal, dass ein Zeppelin über Winterthur schwebte und die Winterthurerinnen und Winterthurer dieses Schauspiel bestaunen konnten. Bereits im Juli 1908 flog erstmals eine dieser «Riesenzigarren» über die Altstadt hinweg, als das Luftschiff LZ 4 des Grafen Zeppelin weite Landesteile der Schweiz überquerte. Dieser Flug dauerte volle 12 Stunden – ein «Meilenstein in der Geschichte der Luftfahrt», wie das «Neue Winterthurer Tagblatt» berichtete. Das «majestätische Riesenluftschiff» wurde auch von der Winterthurer Bevölkerung bejubelt. Ein Augenzeuge berichtete: «Uns überkam es wie eine Ahnung vom Anbruch eines neuen Zeitalters, das sich in einer Vision unseren Blicken offenbarte.»
Häufig, wenn der Zeppelin eine Stadt überflog, warfen die Passagiere Grusskarten vom Himmel herab. So auch über Winterthur. Wie das «Neue Winterthurer Tagblatt» berichtete, wurde ein junger Winterthurer stolzer Finder einer solchen Karte aus der Hand des deutschen Meteorologen und Geophysikers Hugo Hergesell. Die Vorderseite zeigte ein Foto des Zeppelins, auf der Rückseite die eiligen Worte «Gruss aus Luftschiff. Zeppelin. Hergesell». Der Verbleib dieser Karte ist leider nicht bekannt, im Bildarchiv der Sammlung Winterthur befindet sie sich jedenfalls (noch) nicht.