Aus dem Bildarchiv

Die letzte Barrierewärterin

Elsa Erni war die letzte Barrierewärterin von Winterthur. 26 Dienstahre lang hat sie keinen Zug verpasst.


Barrierewärterin Elsa Erni an der Arbeit beim Bahnhof Töss, 1971.
Foto: winbib (Signatur: 150848)

Am 24. November 1971, stellten die SBB den Bahnübergang beim Bahnhof Töss als einen der letzten in Winterthur von Handbetrieb auf Fernsteuerung um. Damit trat auch die Barrierewärterin Elsa Erni nach 26 Dienstjahren in den Ruhestand. «Kein Züglein ist ihr in dieser Zeit entwischt, und nie hat sie sich verschlafen», lobte der «Landbote» ihr Pflichtbewusstsein. Die verniedlichende Darstellung ist angesichts der grossen Verantwortung der Barrierewärterinnen allerdings nicht angebracht; Fehler konnten hier schlimme Folgen haben.

Das hatten die Winterthurer Stadträte gut 80 Jahre zuvor noch besser gewusst, wie im städtischen Geschäftsbericht von 1889 nachzulesen ist: Als die Nordostbahn den Posten beim Eichliwald an der Zürcher Linie an eine Frau vergab, schrieben sie an die Direktion der Bahngesellschaft, dass ihnen die Bedienung der Barriere durch eine Frau «mit Rücksicht auf die sehr zahlreich kursirenden Eisenbahnzüge, auf die bedeutenden Holzfuhren im Winter und auf den lebhaften Verkehr von Spaziergängern an Sommersonntagen als ungenügend erschiene». Die Bahndirektion entgegnete, das Eisenbahndepartement habe die Besetzung ausdrücklich genehmigt. Und überhaupt: Bis jetzt hätten sich «Inconvenienzen aus der Barrierenbedienung durch Frauen nicht ergeben», ganz im Gegenteil «habe man die Erfahrung gemacht, dass Frauen für diesen Dienst zuverlässiger seien als Männer». So kam es, dass die Bedienung der Barrieren zum Frauenberuf wurde – den man dann halt auch nicht so ernst nahm.


Bibliografie


Autor/In:
Andres Betschart
Letzte
Bearbeitung:
05.12.2024