Die Männer mit den prallen Koffern am Bahnhof Winterthur sind italienische Gastarbeiter, die damals auf Winterthurer Baustellen und in den Fabriken arbeiteten, weil es hierzulande für solche Tätigkeiten an Arbeitskräften mangelte. Der Bahnhof hatte für sie eine besondere Bedeutung, als Ort des Ankommens in einer neuen Welt, in der es im Gegensatz zu ihrer Heimat Arbeit gab. Und als Ort des Abreisens, nach Hause, um diese Jahreszeit um Weihnachten zu feiern.
Frauen machten unter den Gastarbeiter:innen zunächst nur einen kleinen Teil aus, aber sie folgten nach. Häufigstes Motiv, Italien zu verlassen, war das (fehlende) Geld, bzw. die Aussicht auf Arbeit. Andere gingen wegen der Liebe. Entweder waren sie bereits verheiratet und folgten ihren Ehemännern nach. Oder sie verliebten sich in einen Landsmann während seiner Ferien zu Hause und reisten ihm nach.
Mitte der 1960er-Jahre betrug der Ausländer:innenanteil in Winterthur 17%. Für fremdenfeindliche Parteien wie die Nationale Aktion war das zu viel. In einer Initiative forderte sie die Höchstzahl von 10% Ausländer:innen in der Schweiz. Diese wurde 1970 schweizweit zwar abgelehnt, in Winterthur aber knapp angenommen. Die Sympathie für die Italianità kam erst später, und mittlerweile gehört der Panettone ebenso selbstverständlich zu Weihnachten wie der Zimtstern.