Sport

Ernst Züllig

Handballspieler und Leichtathlet, *1948

Ernst Züllig spielte den grössten Teil seiner Handballkarriere für Pfadi Winterthur und war einer der erfolgreichsten Stürmer in den 1970er-Jahren. Von 1974 bis 1980 war er zudem Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft. Züllig war bekannt für seine Sprungstärke. Bevor er sich 1971 ganz auf Handball konzentrierte, war er auch ein erfolgreicher Leichtathlet.


Geburtsort
Romanshorn

Geboren
1948


Zwischen Handball und Leichtathletik

Ernst «Zulu» Züllig wurde 1948 geboren und wuchs in Romanshorn auf. Schon als 15-Jähriger nahm er an verschiedenen Schüler-Grümpelturnieren teil und entdeckte seine Vorliebe für Handball und die Leichtathletik. Ab 1964 spielte er bei den Junioren des HC Romanshorn und fiel früh als Ausnahmetalent auf. Zwischen 1966 und 1969 spielte er auf dem Grossfeld und wechselte schnell von der zweiten Liga in die Nationalliga A. Der gelernte Tiefbauzeichner richtete sich auch beruflich ganz auf den Sport aus und besuchte von 1969 bis 1971 die Eidgenössische Hochschule für Sport in Magglingen. Dort liess er sich zum Sportlehrer ausbilden. 1969 war er bereits im Aufgebot der Nationalmannschaft, ohne einem Club anzugehören. Denn aufgrund seiner Ausbildung musste er sportlich etwas kürzertreten. Nach seiner Ausbildung arbeitete er zuerst als Sportlehrer in einer Grossbank und unterrichtete am Turnlehrerkurs der ETH Handball. Später arbeitete er bei den Winterthur-Versicherungen.

Der 1.84 Meter grosse Züllig wurde vor allem für seine Sprungstärke bekannt. Diese kam nicht von ungefähr, denn neben dem Handball war er auch ein erfolgreicher Leichtathlet und Zehnkämpfer. Er trainierte zuerst beim LC Brühl St. Gallen und später beim Stadtturnverein Winterthur (STV Winterthur) sowie dem Leichtathletikclub Winterthur (LCW). 1970 gewann er mit einer gesprungenen Distanz von 7.5 Metern den Schweizer Meistertitel im Weitsprung. Mehrere Jahre lang gehörte er auch zum Nationalkader der Schweizer Zehnkämpfer, obwohl er nur wenig trainierte.

Wechsel zu Pfadi Winterthur

Ab 1971 konzentrierte sich Ernst Züllig ausschliesslich auf seine Handballkarriere und wechselte zu Pfadi Winterthur. Dort wurde er bald zu einer wichtigen Stütze im Team und zu einer Identifikationsfigur. In der Saison 1972/73 wirkte er interimistisch als Trainer. Von 1974 bis 1980 war er Kapitän der Nationalmannschaft. Im Vergleich zu Osteuropa und Deutschland war der Handballsport in der Schweiz in den 1970er-Jahren jedoch noch wenig professionalisiert. Züllig erhielt mehrere Angebote von ausländischen Clubs, um eine Spitzensportkarriere einzuschlagen, doch er lehnte ab.

1975 wechselte Züllig überraschend zum Erzrivalen Grasshoppers Zürich, was in Winterthur für Empörung sorgte. In den Medien kursierte das Gerücht, dass finanzielle Zuwendungen den Grund für den Transfer darstellten. Der Club und auch Züllig selbst dementierten diesen Vorwurf. Stattdessen sollen sportliche Überlegungen ausschlaggebend gewesen sein, denn die Grasshoppers nahmen in der betreffenden Saison am Europacup teil und befanden sich sportlich im Aufschwung. Während Ernst Züllig mit Pfadi Winterthur nie einen Meistertitel feiern konnte, gewann er mit den Grasshoppers gleich zweimal hintereinander die Schweizermeisterschaft. 1975 sorgte er in den Medien für Aufsehen, weil er in einem Spiel gegen Deutschland von seinem Gegner versehentlich gebissen wurde und dessen Schaufelzahn in seiner Schulter stecken blieb.1977 kehrte Züllig zu Pfadi Winterthur zurück und verblieb dort bis zu seinem verletzungsbedingten Karriereende im Jahr 1986.

Torschützenkönig

Züllig bestritt im Verlauf seiner Karriere insgesamt 251 Nationalliga-A-Spiele und schoss 1165 Tore. Weiter absolvierte er 176 Spiele für die Schweizer Nationalmannschaft und erzielte 748 Treffer. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahr 1980 in Moskau, wo die Schweiz den 8. Schlussrang belegte. Überschattet wurde die Olympiateilnahme von internen Auseinandersetzungen zwischen den Spielern und ihrem Trainer Pero Janjic. Als Kapitän und Mannschaftssprecher stand Ernst Züllig dabei im Fokus. Ernst Züllig war der zweitbeste Torschütze des Turniers. Im selben Jahr wurde er auch zum Torschützenkönig in der Nationalliga gekürt. In Würdigung seiner sportlichen Leistungen wurde er in die Hall of Fame des Schweizer Handballs aufgenommen.

«Zulu-Springball»

Ernst Züllig entwickelte im Verlauf seiner Karriere Kunstschüsse, die Kultstatus erreichten. So beispielsweise den «Zulu» bei dem er einen direkt in den Kreis geworfenen Ball hochweit-springen in der Luft annahm und direkt ins Tor schoss.


Benutzte und weiterführende Literatur

Good, Daniel: Die Absage an Bundesrat Furgler, in: St. Galler Tagblatt, 27.09.2022.
Si.: Zülligs Handball-Karriere wegen Verletzung zu Ende, Neue Zürcher Zeitung, 27.12.1986.
o.A.:Ernst Züllig tippt für den WB, in: Walliser Bote, 26.10.1976.
Erstermann, Hans: Der Beste Handballer, in: Die Tat, 30.10.1975.
Nr. Kannibalischer Handballer, in: Die Tat, 24.09.1975.

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
15.10.2024