Sport- und Freizeitanlagen

Eschenbergturm

Eschenbergstrasse

Der Eschenbergturm steht nordöstlich des Wildparks Bruderhaus auf dem höchsten Punkt des Eschenbergs. Er ist der älteste begehbare Stahlfachwerkturm in der Schweiz. Der Aussichtsturm hat eine Höhe von 30 Metern und wurde 1889 erbaut.


Baujahr
1889

Sanierungen
1989, 2017


Adresse
Eschenbergturm
Eschenbergstrasse
8400 Winterthur

1889: Schneisenstrasse, Eschenbergturm, Sockel, im Bau
Foto: winbib (Signatur 051279)

Erster Holzturm im Kanton Zürich

Die Ursprünge von Aussichtstürmen in Europa reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Damals wandte sich die Gesellschaft vermehrt der Natur zu. Die ersten Aussichtstürme in der Schweiz entstanden jedoch erst im 19. Jahrhundert. Die Einführung der gesetzlichen Sonntagsruhe brachte eine neue Errungenschaft für die Bevölkerung: Freizeit. Berge und Aussichtspunkte wurden nach und nach mit Wanderwegen erschlossen und oft auch mit einem Gasthaus ausgestattet. Die neugebauten Eisenbahnlinien ermöglichten es den Ausflügler:innen, die Schweiz bequem zu bereisen. Auf den bewaldeten Hügeln in der Region Winterthur und Zürich war es für die städtischen Tagesausflügler:innen jedoch nicht einfach, die ersehnte Aussicht in alle Richtungen zu geniessen. Um die Attraktivität der Ausflugsorte zu steigern, begannen meist gemeinnützige Vereine, hölzerne Aussichtstürme zu errichten. So auch auf dem Eschenberg: An seinem höchsten Punkt (591 Meter über Meer) erstellte die Vereinigung Flora im Jahr 1860 den ersten Holzturm im ganzen Kanton Zürich. Die Pläne für den Bau stammten vom Bautechniker Friedrich Albrecht. 1869 übernahm die Stadt Winterthur die Aufsicht und Pflege des Turms.

Leider hatte die Holzbauweise einen grossen Nachteil: Die Türme waren nicht robust genug. Holzwürmer, Feuchtigkeit und Stürme setzten ihnen zu – so auch auf dem Eschenberg. Schon nach wenigen Jahren war der Aussichtsturm baufällig. 1871 wurde der erste Holzturm abgerissen und durch eine neue Ausführung von Stadtbaumeister Wilhelm Bareiss ersetzt. Dieser Turm überdauerte jedoch nur vier Jahre und musste 1875 abgebrochen werden. Die Auftraggeber erkannten, dass sie eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Bauweise finden mussten.

Stahlbauweise als dauerhafte Lösung

Als Retter in der Not positionierten sich ab 1882 die Stahlfirmen. Diese hatten sich vor allem durch den damals boomenden Bau von Eisenbahn- und Strassenbrücken hervorgetan und wagten sich nun auch an den Turmbau. Der erste Stahlturm in der Schweiz wurde 1882 in Schaffhausen errichtet. Dem Vorbild folgend, entstanden im Kanton Zürich 1888 drei beinahe identische Stahlfachwerktürme, nämlich auf dem Eschenberg, dem Bachtel und dem Üetliberg. 1888 schrieb die Winterthurer Sektion des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) gemeinsam mit dem Verein Flora einen Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Turms am ursprünglichen Standort der Holztürme aus. Dieser sollte aus einer beliebigen Materialkombination bestehen – nur Holz war als Baumaterial ausgeschlossen. Die oberste Plattform sollte Platz für rund 20 Personen bieten und der Turm durfte nicht mehr als 10'000 Franken kosten.

Rund 38 Projekte wurden daraufhin bei den Preisrichtern eingereicht. Die Jury bestand aus Stadtrat und Bauunternehmer Johannes Schalcher, Ingenieur Johann Rudolf Ernst-Reinhart, Baumeister Forrer und dem Architekten Ernst Jung. 34 Projekte sahen einen Steinturm für den Eschenberg vor. Die Vorschläge setzten allerdings auf eine reiche Verzierung und sprengten das vorgegebene Budget. Bei den vier vorgeschlagenen Stahltürmen ging der Entwurf des Ingenieurs Hermann Schröder als Sieger hervor. Er war der Leiter der Glarner Maschinenfabrik Bosshard & Cie.

Der Winterthurer «Eiffelturm»

 Der im Jahr 1888 gebaute Eschenbergturm ist 30,2 Meter hoch. Der Grundriss ist quadratisch. Der Turm verjüngt sich nach oben hin pyramidenförmig. Vier Stützen tragen die Konstruktion, die durch massive Betonabschlüsse mit dem Boden verankert ist. Das ursprüngliche Gesamtgewicht des Turms betrug 1888 rund 26'000 Kilogramm. Die Tragfähigkeit wurde für maximal 200 gleichzeitig anwesende Personen berechnet. Die Baukosten betrugen rund 13'200 Franken.

Der Turm hat insgesamt sieben Zwischenpodeste, die im Abstand von 3,8 Metern angebracht und mit Riffelblech abgedeckt sind. Das Blech soll den direkten Blick nach unten verhindern und somit Schwindelgefühle vermeiden. Der Aufstieg erfolgt über eine 0,8 Meter breite Wendeltreppe mit 159 Stufen. Auf der obersten Aussichtsplattform in 30 Meter Höhe gibt es vier Sitzbänke und eine Panoramatafel.

Am 25. August 1889 wurde der Turm feierlich eröffnet und der Stadt Winterthur übergeben, die seither für den Unterhalt der Anlage zuständig ist. Aufgrund seiner Form und Bauweise sowie des gemeinsamen «Geburtsjahres» wurde der Eschenbergturm in der Lokalbevölkerung schon bald liebevoll «Eiffelturm» genannt.

Bis heute gewährt der Turm einen Rundumblick über den Eschenbergwald. Bei guten Wetterverhältnissen sieht man nicht nur den Alpenkranz sondern auch die erloschenen Vulkane des Hegau. 1894 montierte man erstmals einen Alpenzeiger, der jedoch wiederholt dem Vandalismus zum Opfer fiel. Mit Restaurierungen hielt man sich hingegen zurück. Die erste umfassende Sanierung erfolgte 1989 zum 100-Jahr-Jubiläum. Damals wurde der Turm sandgestrahlt und mit einem neuen Korrosionsschutz versehen. Eine zweite Sanierung erfolgte im Juni 2017. Dabei wurde der Turm vor allem von Rost befreit. Um den gesetzlichen Vorschriften zu entsprechen, wurden zudem die Geländer um zehn Zentimeter erhöht.

Ältester begehbarer Stahlfachwerkturm der Schweiz

Der Eschenbergturm ist einer von 15 Aussichtstürmen im Kanton Zürich und der älteste noch begehbare Stahlfachwerkturm in der Schweiz. Er gehört zu den wichtigsten Zeugnissen der frühen Tourismusentwicklung und steht unter Denkmalschutz.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Schleich, Heinrich. : Aussichtsthurm auf dem Eschenberge bei Winterthur. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 14, Nr. 11, 14. September 1889, S. 63. Text auf E-Periodica.
Müller, Thomas: Aussichtstürme – ein Weitblick in die Zürcher Kulturlandschaft, in: Zürcher Denkmalpflege, 19. Bericht 2007–2008, Baudirektion Kanton Zürich, 2012, S. 1–15.
Städtische Medienmitteilung: Sanierung des Eschenbergturmes, vom 31.07.2017.
Kälin, Adi: Zürich – das Land der Aussichtstürme, in: Neue Zürcher Zeitung, 20.10.2017.

Bibliografie

    Eschenbergturm

    • Einträge ab 2011

      Briner, Karin; Geiser, Regula: Denkmal des Opfersinns. In: Coucou, Nr. 21 (2014). S. 26. m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      Turmgeschichten: Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Quartiervereins Breite-Vogelsang 1894-1994. Winterthur, 1994. S. 34 ff. von Adrian Ramsauer, m.Abb.
      Turmwache Heilsarmee: Landbote 1996/301 1Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024