KMU und Gewerbe
Essigfabrik H. Aeschbach AG
Hegibergstrasse 15
Hermann Aeschbach gründete 1911/12 in Winterthur die Essigfabrik Aeschbach. Von 1921 bis 1976 produzierte der Familienbetrieb in Hegi am Fusse des Hegibergwaldes Essig. «Aeschbach Essig» war ein Qualitätsprodukt und weit herum bekannt.
Adresse
Aeschbach-Areal
Hegibergstrasse 15
8409 Winterthur
Die Essigfabrik Aeschbach an der Hegibergstrasse 15 um 1935
Foto: winbib (Signatur 068563)
Anfänge an der Neuwiesenstrasse
Der Fabrikgründer Hermann Aeschbach (1880–1963) wuchs als viertjüngstes von elf Geschwistern in Leutwil im Aargauer Seetal auf. Mit 16 Jahren begann er bei einer Zigarrenfabrik zu arbeiten und wagte sich wenig später als Reisender in den Aussendienst. 1911 kam er nach Winterthur und übernahm die Weinessigfabrik Herter an der Neuwiesenstrasse 20 (später Liegenschaft der Bschüssig-Teigwaren). Die Firma vergrösserte sich rasch und der Standort wurde bald zu klein. 1921 zog Hermann Aeschbach mit seiner Essigfabrik nach Hegi in die Liegenschaft der früheren Ziegelei am Fusse des Hegiberges. Die Nachbarn im Neuwiesenquartier waren darüber wegen des Geruches der Essigbakterien nicht unglücklich.
Höhepunkt am Produktionsstandort Hegi und Niedergang
Der kleine Familienbetrieb wuchs stetig an. In den 1960er-Jahre betrug der Personalbestand 30 Personen, die familiäre Atmosphäre blieb aber immer erhalten. Zur Produktepalette gehörten zunächst Wein- und Obstessig, in den 1930er-Jahren kamen Gewürz- und Kräuteressig dazu und ab den 1950er-Jahren wurden auch Salatsaucen und Mayonnaise hergestellt. Die Jahresproduktion von mehreren hunderttausend Litern wurde von vier eigenen Lastwagen (ein erster wurde bereits 1918 angeschafft) verteilt.
Das Betriebsgelände umfasste rund 70’000 Quadratmeter Landwirtschaftsland mit vier Wohnhäusern sowie vier weiteren Liegenschaften in der Stadt Winterthur. Die Essigfabrikation lief sehr erfolgreich. Essig war nicht nur in der Küche beliebt, sondern auch für die Reinigung oder als Heilmittel. Nach dem Zweiten Weltkrieg profitierte die Essigfabrik vom wirtschaftlichen Aufschwung. Dann folgten schwierigere Zeiten. Mit den einsetzenden Eigenproduktionen der Grossverteiler reduzierte sich die Anzahl der Essigfabriken in der Schweiz von 20 auf sechs. Auch für die Essigfabrik Aeschbach wurden die Anforderungen des geografisch grösseren Marktes und die notwendigen Investitionen in Logistik und Fabrikation (z. B. der Wechsel von der Glasflasche zur Wegwerfflasche) zu gross. Die Produktion wurde 1976 eingestellt und die Essigmarke «Aeschbach» an die Firma Hugo Reitzel Frères in Aigle verkauft.
Benutzte und weiterführende Literatur
Die Entschlafenen. Hermann Aeschbach, in: Winterthurer Jahrbuch 1964, S. 203.
Niederhäuser, Peter: Ein Leben für den Essig. 100 Jahre Aeschbach-Essig, Winterthur 2011.
Winterthurer Kleinbetriebe. H. Aeschbach AG, Wein-, Obst- und Kräuteressigfabrikation, in: Winterthurer Arbeiterzeitung, 11.01.1958.
- Autor/In:
- Heinz Bächinger
- Letzte
- Bearbeitung:
- 19.08.2022