Bildung und Soziales

Genossenschaft Krankenfürsorge Winterthur

Unterer Graben 1

Die Genossenschaft Krankenfürsorge Winterthur wurde 1919 gegründet. Im Laufe der Jahre stieg ihr Mitgliederbestand von 143 auf 138 648 an. 1952 kaufte sie das in die Jahre gekommene Hotel zum goldenen Löwen am Unteren Graben 1 und realisierte anstelle von diesem ein neues Verwaltungsgebäude.


Baujahr
1953

Gründungsdatum
1919


Die ersten Büroräumlichkeiten der Krankenfürsorge befanden sich im Goldenen Ochsen am Holderplatz 4, 1925.
Foto: winbib (Signatur AlteKaserne_22_20)

Gründung der Genossenschaft Krankenfürsorge Winterthur

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Pflege von Kranken die Sache der Angehörigen. Mit der Industrialisierung änderte sich das. Die Arbeiter:innen, die vom Land in die Stadt kamen, waren fern ab der eigenen Familie auf sich alleine gestellt. Im Krankheitsfall konnte ihnen das zum Verhängnis werden. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, gründeten private Vereinigungen, Berufsverbände aber auch Genossenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts erste Krankenkassen. 

Die Krankenfürsorge Winterthur wurde am 25.5.1919 gegründet. Sie startete mit 143 Mitgliedern und einem Angestellten, welcher im Haus zum goldenen Ochsen am Holderplatz 4 seinen Arbeitsplatz hatte. 378.- Franken Ausgaben standen damals 723.- Franken Einnahmen gegenüber. Zu Beginn bot die Krankenfürsorge eine Krankenpflegeversicherung und später dann auch eine Krankentaggeld-Versicherung an. Im Laufe der Jahre entstand neben der Genossenschaft Krankenfürsorge zudem die Genossenschaft Kurbetriebe der Krankenfürsorge. Diese ermöglichte Mitgliedern nach langer und schwerer Krankheit in eigenen von Ärzten geleiteten Kurhäusern sich zu erholen. Neben dem Dörfli in Alvier, das aus einem Kurhaus für Erwachsene und einem Kinderheim mit Quarantänestation bestand, hatte die Genossenschaft ein weiteres Kurhaus in Monte Fiorito in Orselina oberhalb von Locarno.

Vom Hotel zum goldenen Löwen zum Verwaltungsneubau

Nachdem die Mitgliederzahl von 1919 bis 1931 von 143 auf 15 031 Mitglieder angewachsen war, suchte die Verwaltung der Genossenschaft Krankenfürsorge Winterthur zusätzliches Personal und neue Büroräumlichkeiten. Für ihre acht Mitarbeiter:innen mietete sie 1932 Büros im neu gebauten EPA-Haus am Bahnhofsplatz 3. Als in den Jahren 1931 bis 1952 die Mitgliederzahl nochmals stark um über 100 000 Mitglieder von 15 031 auf 138 648 angestiegen war, reichten auch die Räumlichkeiten im EPA-Haus nicht mehr aus. Die Verwaltung musste für ihre 44 Mitarbeiter:innen weitere Büroräumlichkeiten an der Wartstrasse, im Haus zur Relle an der Münzgasse und im Publicitashaus an der Obergasse dazu mieten. Um die ständig wachsenden Aufgaben schnell und effizient abwickeln zu können, wuchs der Wunsch nach einem zentralen Verwaltungsgebäude. 1951 nutzte der Zentralvorstand der Genossenschaft Krankenfürsorge die Gelegenheit und kaufte am 10. Januar 1952 das  Hotel zum goldenen Löwen inkl. Hotelpatent und Mobiliar für 490 000.- Franken mit dem Ziel das Hotel in ein Verwaltungsgebäude umzubauen.

Abbruch und Neubau

Für den Bau beauftrage die Genossenschaft den Winterthurer Architekten Walter Hitz. Ihm gelang es das Hotel in einem Totalumbau in ein modernes und zweckmässiges Verwaltungsgebäude umzubauen.  Am 15. Oktober 1952 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen, welche einen Monat dauerten. Anfangs November 1952 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden und am 25. April 1953 war der Rohbau fertiggestellt. Am 1. Oktober 1953 bezog die Krankenfürsorge das neue Verwaltungsgebäude. Die Einweihung erfolgte am 7. November 1953.

Zu Beginn war das Gebäude wie folgt in Betrieb: Im Untergeschoss waren drei Archivräume, ein Speditionsraum, ein Kellerabteil und ein Raum für die Zentralheizung untergebracht. Im Erdgeschoss befand sich die «Agentur Winterthur» der Krankenfürsorge mit einem Schalterraum. Daneben war im Parterre Platz für ein modernes Ladengeschäft. Im ersten Stock waren die Büros der Kollektivversicherung und der Tuberkulosenversicherung und eine Zahnarztpraxis. Im zweiten Stock befanden sich die Büros der Rechnungskontrolle, der Mittelstandversicherung, der Sektion Einzelmitglieder und der Registratur. Im dritten Stock waren die Büros des Verwalters, der Buchhaltung, des Sekretariats und die Sterbekasse. Im vierten Stock hatte der Architekt drei Wohnungen eingebaut. 


Das Geschäftshaus Löwen ist ein kommunales Inventarobjekt. Es gehört zu den schutzwürdigen Bauten der Stadt Winterthur.


Benutzte und weiterführende Literatur

Bietenholz, Aus der Baugeschichte des Verwaltungsgebäudes zum «Goldenen Löwen» in Winterthur. In: Der Landbote, 7. November 1953.
Die Krankenfürsorge erwirbt den «Löwen». In: Der Landbote, 11. Januar 1952.
Dejung, Christoph: Aus der Geschichte des «Goldenen Löwen». In: Der Landbote, 7. November 1953.
Etter, Otto: Das neue Verwaltungsgebäude der Krankenfürsorge Winterthur. In: Der Landbote, 7. November 1953.
Hitz, Walter: Technische Angaben des Architekten. In: Der Landbote, 7. November 1953.

Bibliografie

    Hotel du Lion d'Or, Unterer Graben 1

    • Einträge ab 2011

      Felix, Christian: Kostümball im Lion d'Or. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 2 (2022). S. 25. m.Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
22.05.2024