Wirtschaft und Gastronomie

Johann Jakob Weber

Textilfabrikant, Politiker (Dem.), 1814–1901

Johann Jakob Weber gründete 1845 gemeinsam mit Georg Bosshart die Färberei zur Schleife in Winterthur. Er exportierte seine Textilprodukte aus in den Nahen und Fernen Osten.


Sterbeort
Winterthur

Geburtsort
Gottshaus (Bischofszell)

Geboren
08.10.1814

Gestorben
04.01.1901


1890er-Jahre: Johann Jakob Weber 1814-1901, zur Schleife, Fabrikant, Kantonsrat, Kirchenrat
Foto: winbib, Hermann Linck (Signatur 173003)

Schule und Lehre

Johann Jakob Weber wurde am 8.10.1814 bei Gottshaus in Bischofszell geboren, als Sohn von Johannes Weber und Susanna geb. Greuter. Von klein auf half er in der Bäckerei des Vaters mit. Der Schulunterricht löschte den Wissensdurst des jungen Johann Jakob Weber nicht ausreichend. Zum Glück gab es bei dem Austragen der Brote aus Vaters Backstube jeweils ein Zustupf, mit welchem er sich den einen oder anderen Klassiker käuflich erwarb. Die vierjährige Lehre zum Färber mit anschliessendem Gesellenjahr absolvierte Weber in St. Gallen.

Wanderjahre in Frankreich und Deutschland

Zunächst zog es Johann Jakob Weber aufgrund seines beruflichen Interesses über die Landesgrenze bis nach Lyon. Sein Ziel war die Arbeit der Färber und Ausrüster kennen zu lernen, da sich vor allem das Unifärben in bunten Farben in der Schweiz noch kaum etabliert hatte. In seinem zwei Jahre andauernden Aufenthalt in Frankreich profitierte Weber von der florierenden Textilindustrie und dem guten Geschmack der Franzosen. Er besuchte in dieser Zeit Kurse in naturwissenschaftlichen Fächern, um sein Wissen zu vertiefen. Daraufhin ging seine Reise weiter nach Deutschland, wo er nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche in Karlsruhe eine Anstellung als Werkführer in der Samtfabrik Ettlingen erhielt.

Beruflicher Werdegang nach der Rückkehr aus dem Ausland

Der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit festigte sich bei Johann Jakob Weber. Gemeinsam mit Georg Bosshart erwarb Johann Jakob Weber am 21. Februar 1845 die Blaufärberei bei der oberen Schleife. 1845 startete Weber in der Schleife und übernahm das Geschäft vom Vorgänger, welcher hauptsächlich Tücher herstellte und Garn färbte. Schon bald entschloss sich Johann Jakob Weber, das Geschäft mit einer Bleicherei und Appretur zu ergänzen. Die Geschäfte liefen schon bald besser. Nachdem England zum Freihandel überging begann die Industrie zunehmend zu florieren. Johann Jakob Weber versorgte viele Unternehmen mit Tüchern, Mouchoirs und Krawatten. In dieser Zeit pflegten Unternehmer und Arbeiter stets einen guten Kontakt im beruflichen Netzwerk und dies erforderte so manche Reisen für die entsprechende Beziehungspflege.

Der Patron Johann Jakob Weber

Johann Jakob Weber kümmerte sich um seine Belegschaft. Nicht nur regelmässige Nachtessen nach den Jahresabschlüssen wurden organisiert. Ein Fonds half den Mitarbeitenden, die wegen Krankheit oder Unfall in Not kamen. 1854 entstand eine Krankenkasse von den Arbeitern selbst verwaltet aber mit Deckung der Rückschläge der Abschlüsse durch Weber. 1873 gab es für täglich etwa 70 Arbeitende eine erschwingliche Mahlzeit in der Kantine. Mit dem Bau von Wohnhäusern am oberen Deutweg und an der Pflanzschulstrasse unterstütze Patron Weber die Gesellschaft zur Erstellung billiger Wohnhäuser. Der Kindergarten im «oberen Deutweg», welcher später an die Stadt überging, zahlte Weber aus eigener Tasche.

Verschiedene öffentliche Ämter

1870 wurde Johann Jakob Weber erstmals in den Kantonsrat gewählt und acht Jahre später wiedergewählt. Danach zog er sich aus dem Kantonsrat zurück. Über weitaus längere Zeit bekleidete er das Handelsrichtersamt. Ergänzend war Weber als Stadtschulrat (1870–1873), in der Armenpflege (1870–885), Spitalpflege (1871–1887) und als Vizepräsident bei der Stadtkirchenpflege (1873–1898) tätig. Johann Jakob war zudem Mitglied der Hülfsgesellschaft und des Freiweilligen Armenvereins wie auch der Ferienkolonie für Kinder.

Privatleben

Johann Jakob Weber heiratete 1842 Friederike Amalie Wieking, die Schwester seines guten Freundes Carl Wieking. Aus dieser Ehe gingen 10 Kinder hervor. Anna Elisabetha Wild war Johann Jakob Webers zweite Ehefrau. Sie heirateten 1859. Die Leidenschaft fürs Beisammensein stillte Weber beim sonntäglichen «offenen Haus», wo es neben gemeinsamen Abendessen auch zu angeregten Diskussionen aber auch gemeinsamen Musizieren kam. Als die Söhne im Geschäft Weber zur Seite standen, widmete sich dieser mehr seinen landwirtschaftlichen Interessen zu und kaufte in Gachnang eine Besitzung und schätzte die Herausforderung, das Gut zu renovieren. Johann Jakob Weber verstarb am 04.01.1901.


Benutzte und weiterführende Literatur

Büttikofer, Alfred: Johann Jakob Weber zur Schleife (1814–1901), in: Winterthurer Jahrbuch 1988, S. 13–38.

Bibliografie

    Weber, Johann Jakob, 1814-1900, zur Schleife

    • Einträge 1991–2010

      Zum Andenken an den lieben Vater, Grossvater undUrgrossvater J. J. Weber 1814-1900 : ein Lebensbild / (vonElisabeth Weber-Wild). Winterthur : BuchdruckereiWinterthur, 1901. 20 S.


Autor/In:
Vera Frischknecht
Letzte
Bearbeitung:
04.10.2022