Schulbauten und Kindergärten

Kindergarten Schachen

Buchackerstrasse 54

Der Kindergarten Schachen wurde 1949 erbaut. Er ist ein typisches Beispiel für eine sparsame städtische Baupolitik. Das Gebäude ist in Holzbauweise erstellt, was den Einbau von grossen Fenstern ermöglicht. Der Kindergarten erhielt 1967 und 1992 Erweiterungen.


Baujahr
1949


Adresse
Kindergarten Veltheim Schachen
Buchackerstrasse 54
8400 Winterthur

Die Südfassade ist in Holzbauweise erstellt. Dadurch konnten grosse Fenster eingebaut werden. Hier sehen Sie ein Foto aus dem Jahr 1950.
Foto: winbib (Signatur: 101774)

Kindergartenprojekt scheitert an der Urne

 Bereits 1946 plante die Stadt im Zuge der Wohnüberbauung Schachen einen Kindergarten mit drei Abteilungen. Auf dem dafür vorgesehenen Baugrund befand sich jedoch eine aufgeschüttete Lehmgrube, die nicht bebaut werden konnte. Bei den Aushubarbeiten stellte sich heraus, dass die Grube grösser war als angenommen. Für den Kindergarten stand damit plötzlich weniger Baufläche zur Verfügung. Aus diesem Grund konnte nur ein Kindergarten mit zwei Abteilungen geplant werden. Unerwartet scheiterte das Projekt am 28. September 1947 knapp an der Urne, und zwar mit 6755 Nein- gegen 6740 Ja-Stimmen. Vermutlich wurde dem Kindergarten eine kurz zuvor verabschiedete Steuererhöhung und die Höhe des Baukredits von 212'400 Franken zum Verhängnis.

Platznot macht Neubau unumgänglich

Mit der Ablehnung verschärfte sich das Platzproblem deutlich: Im Jahr 1947 meldeten die Eltern im Kreis Veltheim 318 Kinder für den Kindergarten an. Das waren 78 mehr als im Vorjahr. Trotz der Überbelegung der bestehenden Kindergartenabteilungen und der Umstellung auf einen Halbtagesturnus konnten 48 Kinder nicht aufgenommen werden. 1948 fanden bereits 125 Kinder keinen Platz. Aus diesem Grund erarbeitete das Hochbauamt 1948 ein neues und vor allem kostengünstigeres Projekt.

Architektur im Zeichen des Spardruckes

Um Kosten zu sparen, verzichtete die Stadt beim neuen Projekt auf eine Unterkellerung. Die Klassenzimmer und Vorräume wurden verkleinert, und die üblichen Spielnischen entfielen. Auch bei der Umgebungsgestaltung wurde gespart, indem auf Blumenrabatten verzichtet wurde. Mit diesen Sparmassnahmen sanken die Kosten auf 172'200 Franken.

Aufgrund des Spardrucks wählte die Stadt eine möglichst günstige Bauweise. Es handelt sich um einen eingeschossigen Massivbau mit zwei nach Süden orientierten Klassenzimmern, die über einen Windfang im Osten des Gebäudes betreten werden. Die Südfront ist bewusst in Holzbauweise ausgeführt, da dadurch der Einbau von grösseren Fenstern und Sonnenstoren möglich wurde. Die grossen Fensterflächen waren nötig, weil die Stadt auch bei der Raumhöhe sparte und es sonst in den Klassenzimmern zu dunkel geworden wäre. Die Anlage wurde 1949 eröffnet. Die Pläne wurden für den Bau des Kindergartens Breite wiederverwendet.

Erste Erweiterung 1967

In den 1960er-Jahren plante die Stadt den Bau des Schulhauses Schachen. Im damaligen Raumprogramm war auch ein neuer Kindergarten vorgesehen.   Da der Bedarf an neuen Plätzen in jenen Jahren nicht gegeben war, verzichtete die Stadt auf die Realisierung. Politisch wären vermeintlich überdimensionierte Bauten kaum vertretbar gewesen. Der für den Kindergarten vorgesehene Baugrund blieb jedoch als Reserve erhalten. Schon 1965 veränderte sich die Situation wieder, da in Veltheim neue Grossüberbauungen und Einfamilienhäuser entstanden. Das Beispiel Schachen zeigt, wie schnell sich die Raumbedürfnisse ändern konnten: Aufgrund erhöhter Bautätigkeit fanden bereits 1966 rund 45 Kinder keinen Kindergartenplatz mehr. Die Kreisschulpflege Veltheim und die Frauenkommission beantragten deshalb einen neuen Kindergarten. Das einst verworfene Projekt wurde wiederaufgenommen. Mit der Ausführung beauftragte die Stadt die Architekten Gürtler und Lutz, die 1958 das Schulhaus Schachen realisierten.

Aus Zeit- und Kostengründen favorisierte das städtische Bauamt eine Pavillonanlage mit vorfabrizierten Bauelementen. Diese stellte die Holzbaufirma Zehnder in Hegi her. Im Gegensatz zu ähnlichen Projekten in Winterthur waren diese Pavillons von Anfang an nicht als Provisorien, sondern als dauerhafte Lösung vorgesehen. Auf eine architektonische Angleichung an das Schulhaus Schachen verzichtete die Stadt mit der Begründung, dass es sich bei der Schulbaute um ein in sich abgeschlossenes Ganzes handle. Ausserdem bildet der Holzkindergarten mit seinem Flachdach einen guten Übergang zu den umliegenden Holzhäusern. Die Bauarbeiten begannen am 1. Juni 1967. Bereits am 4. September des gleichen Jahres war der Kindergarten bezugsbereit.

Pavillonbauweise

Die Anlage besteht aus zwei quadratischen Pavillons, die die beiden Kindergartenzimmer enthalten. Diese können im Innern frei eingeteilt werden. Zudem gibt es einen kleineren Gerätepavillon. Aufgrund der Lehmgrubenaufschüttung im Baugrund erteilte die Zivilschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung für die Erstellung einer Luftschutzanlage, die bei Kindergartenbauten normalerweise erforderlich ist. Der Pavillon ist deshalb nicht unterkellert und steht auf einer armierten Betonplatte.

Zweite Erweiterung 1992

Der Kindergarten erhielt 1992 einen zusätzlichen Pavillon. Die Bauweise gleicht dem ursprünglichen Altbau. Der Pavillon bietet neben Kindergartenzimmern auch einen Gruppenraum und ein Sprachtherapiezimmer, die vom Schulhaus Schachen genutzt werden können. Die Erweiterung kostete 560'000 Franken.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Stadtarchiv Winterthur, Kindergarten Schachen, Akten (Signatur A 81/262)
Stadtarchiv Winterthur, Kindergarten Schachen, Akten (Signatur A 40/65.1)
Stadtarchiv Winterthur, Kindergarten Schachen, Akten (Signatur A 40/65.5)

Bibliografie

    Kindergarten Schachen

    • Einträge 1991–2010

      Pavillonbau: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1992/40 m.Plänen


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
23.09.2024