Vereine und Verbände

Kneipp-Verein Winterthur

Der Kneipp-Verein Winterthur wurde 1932 gegründet. Der Verein bietet neben Kneipp-Kursen auch viele andere Aktivitäten für seine Mitglieder an und betreibt einen Kneippbrunnen im Lindbergwald. Seine Hochblüte erlebte der Kneipp-Verein Winterthur zwischen 1950 und 1975. Mit über 1400 Mitglieder war er die grösste Kneipp-Sektion der Schweiz.


Gründungsdatum
1932


Tafel beim Kneipp-Brunnen im Lindbergwald, 2017
Foto: winbib, Heinz Bächinger

Die Ursprünge der Kneipp-Therapie

Die Kneipp-Therapie geht auf den deutschen Priester und Naturheilkundler Sebastian Anton Kneipp (1821–1897) zurück und gehört zu einer ganzen Reihe von Hydrotherapieformen, die im 19. Jahrhundert entwickelt und rasch europaweit populär wurden. Mit seinem neuen Verfahren zog Sebastian Kneipp den Zorn der Ärzteschaft auf sich. Immer wieder gab es Anschuldigungen wegen Kurpfuscherei. Dank Gesetzesänderungen in Deutschland, konnte Sebastian Anton Kneipp sich aber durchsetzen und in Wörishofen einen eigenen Kurort aufbauen. Später wurde die Wirksamkeit verschiedener Kneipp-Anwendungen wissenschaftlich nachgewiesen und sie gelten als anerkannte Therapiemethoden der Komplementärmedizin. Kneippen wirkt sowohl vorbeugend, wie auch therapeutisch und wurde 2015 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.  

Die Kneipp-Therapie folgt einem ganzheitlichen Ansatz und baut auf folgenden fünf Säulen auf: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Am Bekanntesten sind die kalten Arm- oder Fussbäder für die von den Kneipp-Vereinen an verschiedenen Orten eigens Kneippbrunnen errichtet wurden. Solche Anlagen finden sich in ganz Europa und der Schweiz, so auch in Winterthur. 

Einst grösste Sektion der Schweiz

Der Kneipp-Verein Winterthur wurde 1932 und damit vergleichsweise spät gegründet. Er ist einer von rund 20 Sektionen des Schweizerischen Kneippverbandes. Seit der Gründungszeit führte der Verein nicht nur Kneipp-Kurse durch, sondern organisierte auch regelmässige öffentliche Vorträge von Ärzten und orientierte in Monatsversammlungen über die verschiedenen Kneippschen Anwendungen. Hinzu kamen gemeinsame Wanderungen, Turn- und Singstunden sowie Theateraufführungen und Kochkurse. Seine Hochblühte erlebte der Verein zwischen 1950 und 1975. Damals zählte er über 1400 Mitglieder und war damit die grösste Sektion der Schweiz. Ein Teil des Erfolgs wurde dem damaligen Präsidenten, Ernst Wuhrmann und seiner Frau Anni, zugeschrieben, die auch Bücher zum Thema publizierten. 1983 übernahm Paul Zumbach, der damalige Leiter des Winterthurer Hallenbades, das Vereinspräsidium. Er setzte sich dafür ein, dass im Freibad Geiselweid eine Kneippstation eingerichtet wurde. 

Der Kneipp-Boom der 1970er-Jahre flachte über die Jahrzehnte ab. Europaweit haben die Kneippvereine seither mit schwindenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. Um gerade auch jüngere Menschen wieder für das Kneippen zu begeistern, lancierte der Kurort Wörishofen im Jahr 2001 die erste internationale Kneippiade.

Kneippsches Wasser statt olympisches Feuer

Inspiriert vom olympischen Fackellauf wird eine Flasche mit Kneippwasser durch verschiedene Ortschaften getragen. Im Jahr 2008 führte die Kneippiade anlässlich des 75-Jahr Jubiläums des Schweizerischen Kneippverbandes durch die Schweiz. In Winterthur wurde die Flasche dann im Zentrum Neuwiesen von dem damaligen Präsidenten Willy Zollinger und von Stadtpräsident Michael Künzle (CVP) feierlich in Empfang genommen. Die Abschlusszeremonie fand dann in Thun statt.

Kneipp-Brunnen im Lindbergwald

Das sichtbarste Zeichen des Winterthurer Kneipp-Vereins steht im Lindbergwald in der Nähe der Forsthütte an der obere Haldenstrasse. Dort lädt ein hölzerner Kneipp-Brunnen zum kühlenden Armbad ein. Mittels einer Anleitungstafel werden auch Kneipp-Neulinge zum Ausprobieren animiert.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Lanz, Christian: Fit und Gesund durch Abhärtung, in: Der Landbote, 09.07.2016.
Jud, Andrea: «Wir sind nicht einfach nur Wassertreter», in: Der Landbote, 25.03.2008.
Wohlwend, Lotty: Das olympische Wasser übergeben, in: Thurgauer Zeitung, 26.03.2008.
o.A.: Die Kneipper sind fröhliche Leute, in: Der Landbote, 25.03.1982.
o.A.: Jubiläum des Kneippvereins Winterthur, in: Der Landbote, 12.02.1964.
o.A.: 30 Jahre Kneippverein Winterthur, in: Neues Winterthurer Tagblatt, 12.02.1964.
H.U.M.: Kneippverein Winterthur, in: Neues Winterthurer Tagblatt, 22.07.1955.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
18.09.2023