Museen, Sammlungen und Bibliotheken

Kulturort Galerie Weiertal

Rumstalstrasse 55

Seit 2001 führt Maja von Meiss an der Rumtalstrasse die Galerie Weiertal. Das zentrale Anliegen der Galerie ist es zum Verständnis des plastischen Kunstschaffens beizutragen. Der Kulturort umfasst neben zwei Skulpturenhallen und einem Ausstellungsraum ein 6000 Quadratmeter grosses Gelände mit Bäumen, Bachläufen und Teichen, das regelmässig von Kunstschaffenden mit ihren Werken bespielt wird. Der Kulturort begrüsst jährlich rund 7000 Gäste.


Adresse
Kulturort Galerie Weiertal
Rumstalstrasse 55
8408 Winterthur
Der Kulturort Galerie Weiertal zieht jährlich mehrere tausend Personen in die abgelegene Idylle, hier in einer Aufnahme von 2011.
Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_005-505)

Vom Bauernhof zum beliebten Ausflugsziel

Das Weiertal liegt zwischen Dättnau und Pfungen. Hier liess der Wülflinger Gerichtsherr Heinrich von Rümlang kurz vor 1500 bereits bestehende Weiher zu Fischteichen ausbauen. 1580 wurde an der heutigen Rumstalstrasse der Hof Weiertal erbaut. Die ursprüngliche Anlage wurde 1758 durch einen Brand zerstört und in der Folge durch Hans Meyer-Bäntz und Hans-Ulrich Meyer-Bäntz neu aufgebaut. Im Jahr 1922 fiel die Anlage erneut den Flammen zum Opfer, diesmal steckte Brandstiftung dahinter.

Nach dem Wiederaufbau bemühte sich Hofbesitzer Arnold Winkler um das Wirtepatent. Dieses wurde ihm 1924 vom Stadtrat erteilt. Das neu eröffnete Restaurant im Weiertal wurde schnell stadtbekannt und etablierte sich als beliebtes Ausflugsziel. So wurde bald darauf eine Festscheune errichtet, in der Theateraufführungen stattfanden. Gleichzeitig wurden der Hof und das umliegende Land weiterhin landwirtschaftlich genutzt. Nach dem Tod von Arnold Winkler im Jahr 1969 führte seine Tochter Emmy den Wirtschaftsbetrieb in kleinerem Rahmen weiter. Die Kräfte schwanden allerdings, und die Familie versuchte, den Hof zu veräussern. Nachdem der Kauf durch die Stadt Winterthur 1974 an der Urne gescheitert war, erwarb 1982 Rick von Meiss das Landgut. Das Haus wurde nun als Doppelhaus für zwei Familien genutzt.

Ein Kulturort für zeitgenössische Kunst

Ab 2001 wurde die Hofanlage für zeitgenössische Kunstausstellungen, Konzerte und künstlerische Performances genutzt. Die ehemalige Waschküche des Bauernhauses wurde in ein Bistro umgestaltet. Auf den einstigen Weiden wird nun regelmässig Kunst ausgestellt. Die sorgfältig angelegte Gartenanlage erweist sich als ideales Experimentierfeld für Kunstschaffende, die mit ihren Werken in einen direkten Dialog mit der Natur treten. Die Parkanlage ist daher nie nur Kulisse, sondern immer wesentlicher Bestandteil der jeweiligen Werke, was den besonderen Reiz des Ortes ausmacht. Das Hauptanliegen des Kulturortes besteht heute darin, zum Verständnis des plastischen Kunstschaffens beizutragen.

Dabei zeigt sich der Kulturort Weiertal offen für neue künstlerische Ausdrucksformen und möchte deren Entwicklung fördern. Entsprechend vielfältig sind auch die eingesetzten Materialien und Kunstformen. Von der Holzskulptur bis zur Videoinstallation findet alles seinen Platz. Damit bietet der Kulturort Weiertal eine wichtige Plattform für aktuelle Strömungen in der skulpturalen und plastischen Kunst, die weit über Winterthur hinausstrahlt und jährlich im Sommer mehrere tausend Besuchende anzieht. Seit 2009 finden alle zwei Jahre die grossen Biennalen statt, die seit 2015 von externen Kuratoren umgesetzt werden. Die Zwischen-Ausstellungen werden seit Jahren von Maja von Meiss kuratiert. Zu den Ausstellenden gehören neben regionalen Künstlerinnen und Künstlern auch international bekannte Kunstschaffende wie beispielsweise Pipilotti Rist, Thomas Hirschhorn, Roman Signer, HR Giger oder Richard Deacon.

Das Gesamtkunstwerk von Maja und Rick von Meiss

Der Kulturort Weiertal ist ein Gesamtkunstwerk. Möglich wurde es durch das langjährige persönliche Engagement von Maja und Rick von Meiss. Sie verwandelten das Landgut zu einem Ort der Kunst und Begegnung. Während Rick von Meiss sich besonders um die Pflege und Herrichtung des Gartens kümmert und im Hintergrund wirkt, übernimmt Maja von Meiss die Kommunikation und Organisation der Ausstellungen. Für ihr langjähriges Engagement als Kulturvermittlerin wurde Maja von Meiss als Gesamtleiterin und Kuratorin der Galerie Weiertal mit dem Kulturpreis der Stadt Winterthur ausgezeichnet und gewürdigt.

Bisherige Biennalen

Im Jahr 2009 fand vom 6. Juni bis 29. August mit dem «Skulpturen-Symposium» die erste grosse Biennale in der Galerie Weiertal statt. Die seit 2008 bestehende Idee, einen ganzen Sommer lang Kunst auszustellen, die in die idyllische Natur der hofeigenen Gartenanlage eingebettet war, liess Maja von Meiss und Ulla Rohr nicht mehr los. Innerhalb von nur einem Jahr organisierten sie mit grosser Arbeit und mit einer gehörigen Portion Idealismus die erste Biennale. Das Interesse bei den Kunstschaffenden und dem Publikum war gross. Rund 103 Dossiers gingen bei der Jury ein, woraus dann schliesslich 24 Kunstschaffende ausgewählt wurden, darunter die Winterthurer Erwin Schatzmann, Kathrin Severin, Andreas Fritschi, Susan Schoch und Theo Spinnler. Kuratiert wurde die Ausstellung von Peter Killer. Nach nur zwei Wochen hatten schon rund 1000 Menschen den Kulturort besucht.

2011 folgte das zweite «Skulpturen-Symposium». Dabei kam es bereits zu einer markanten Änderung im Auswahlverfahren. Es wurden nur noch Kunstwerke berücksichtigt, die direkt auf den Ort bezogen wurden. Bis 2013 fanden die Biennalen unter dem Namen «Skulpturen-Symposium» statt, danach wurden den jeweiligen Ausstellungen eigene Titel gegeben. 2015 fand die Biennale unter dem Titel «Ein Sommertagtraum» statt, rund 30 Kunstschaffende beteiligten sich daran. 2017 hiess das Motto «Refugium» und 2019 «Paradise Lost». Die bisher grösste Ausstellung war die Zwischenjahr-Ausstellung 2020, «Just a perfect day», mit 60 Künstler:innen der Vereinigung visarte. Die von der Corona-Pandemie geprägte Biennale 2021 trug den Titel «VORÜBER_GEHEND - Idylle und Künstlichkeit». 2023 folgte die 8. Biennale mit dem Titel «COMMON GROUND».

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): Tipps für Kunst im Freien noch bis zum Herbst. Kurze Vorstellung der Biennale 2021, Sendung Kulturplatz vom 28.8.2021

Benutzte und weiterführende Literatur

Maja und Rick von Meiss: «Der Kulturort Weiertal», in: www.galerieweiertal.ch/galerie.htm, abgerufen am 25.02.2022.
Heuzeroth, Barbara: Der Kulturort Weiertal - ein Refugium made by Maja und Rick von Meiss. In: Winterthurer Jahrbuch 2018, S.108-113.
Simona Ciuccio, Kathrin Bänziger und Andreas Wolfensberger: Skulpturen im Dialog mit der Landschaft. In :Winterthurer Jahrbuch 2010, S. 30-35.
Zu jeder Biennale-Ausgabe ist eine umfassende Broschüre erschienen.

Bibliografie

    Kulturort Weiertal, Restaurant., Wyschür, Galerie

    • Einträge ab 2011

      Heuzeroth, Barbara: Der Kulturort Weiertal - ein Refugium made by Maja und Rick von Meiss.In: Winterthurer Jahrbuch 2018. S.108-113. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Metzgete: Wülflinger Zytig 2001/11 (mit Geschichte).
      Gespräch mit Maja von Meiss: Wulfilo 2005/5 1Abb.

    Skulpturen Symposium Winterthur, Weiertal

    • Einträge ab 2011

      Bernardi, Giulia: Ort der Zuflucht und Reflektion. In: Coucou, Nr. 54 (2017). S. 23- 27. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Erstes: Landbote 2009/124 1Abb., 127 von Angelika Maass, m.Abb., 157 von Angelika Maass, m.Abb., 165 2 Freitagsforum, m.Abb. - Tages-Anzeiger 2009/127 m.Abb.[Winterthurer Dok.2009/38]. - Flyer: Winterthurer Dok.2009/57 m.Abb. - Skulpturen im Dialog mit der Landschaft: Winterthurer Jahrbuch 2010 von Simona Ciuccio, Kathrin Bänziger und Andreas Wolfensberger, m.Abb.

    Weiertal. Siedlung

    • Einträge ab 2011

      Niederhäuser, Peter: Vom Lehenshof zur Wohnkolonie. Siedlungsgeschichte Weiertal. Winterthur, 2021. S. 41, ill.
      Lüber, Desire: Städtebau. Umnutzung im Weiertal. In: Winterthurer Jahrbuch 2023. S. 157, m. Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023