Kirchengebäude

Katholisches Vereinshaus Neuwiesenhof

Wartstrasse 15

Die Geschichte des Neuwiesenhof als katholisches Vereinshaus begann 1892. Der damalige Pfarrhelfer Meyer erkannte die Notwendigkeit, für das katholische Vereinsleben ein zu Hause zu schaffen. Zuerst war es eine Unterkunft für Gesellen. Bald wurden in den Häusern an der Wartstrasse 13 bis 17 ein Restaurant mit Saal für Vereinsanlässe, Zimmer für Gäste und Geistliche eingerichtet und betrieben.


Baujahr
1892


Adresse
Neuwiesenhof
Wartstrasse 15
8400 Winterthur
um 1920: Wartstrasse 15, Katholisches Vereinshaus, Kinderkrippe Foto: winbib (Signatur: 062396)
Auf Initiative des damaligen Pfarrers wurde ein Fonds geschaffen, der durch private Spenden geäufnet worden ist. Mit diesen Mitteln wurden die Liegenschaft Wartstrasse 15 am 6. Mai 1892 erworben. Wenig später konnte auch die Nachbarliegenschaft Wartstrasse 17 erworben werden. Ziel war es darin Zimmer für Kostgänger einzurichten. Aus dem Institut Ingenbohl in Brunnen kamen 1893 vier Klosterschwestern nach Winterthur: zwei für die Küche und die Hausgeschäfte im Vereinshaus, eine für die Krankenpflege und eine für die geplante Kleinkinderschule. 1900 gründeten fünf Geistliche einen Verein, der den Betrieb des Vereinshauses künftig regelte. Auch sollen die Räumlichkeiten und Einrichtungen für das katholische Vereinsleben sowie für charitative und christlich-soziale Tätigkeiten richtig unterhalten werden. Präsident war jeweils der Pfarrer von Winterthur.

Das Vereinhaus entwickelte sich unter der Führung der Schwestern gut. 1904 lebten darin 30 Gesellen in Kost und Logis. 1905 konnte das Haus Wartstrasse 13 erworben werden. So reibungslos war der Betrieb des Hauses aber nicht immer. Die Abgrenzung, was sich schickt und was nicht, war nicht immer leicht zu finden. Auch der Wirt des Neuwiesenhofes musste sich zum Beispiel Tadeln lassen, weil er 1948 in der „Arbeiterzeitung“ ein Inserat aufgegeben hatte. Auch waren öffentliche Tanzanlässe an Sonntagen lange Zeit verpönt. Das Haus war aber lange Zeit das Zentrum für öffentliche Feste und katholische Veranstaltungen, Vereinssitzungen und Versammlungen aller Art. Es war 1907 auch der Gründungsort des christlich-sozialen Gewerkschaftsbundes.

Das Symbol der katholischen Sondergesellschaft blühte lange Zeit, bis es sich überlebte. Der Wandel und die weltliche Öffnung der Winterthurer Gesellschaft liessen den Neuwiesenhof verblassen. Die Nachfrage nach den in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten liess nach. Die katholische Kirchgemeinde, die seit 1968 Besitzerin war, blieb schlussendlich nur noch der Verkauf übrig. Im Jahre 2002 kamen die Liegenschaften in privaten Besitz. Der neue Besitzer, der Winterthurer Architekt Giovanni Cerfeda, hat seine Pläne für dieses Häuser noch nie ganz offen gelegt. Immerhin sind die Fassaden renoviert worden und zeigen sich wieder in ihrer alten Schönheit. Die Räume sind teilweise für unterschiedliche private und geschäftliche Nutzungen vermietet.

Die Kleinkinderschule

Als die Kindergartenidee in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. aufkam und vor allem in den liberalen Kreisen Anklang fand (siehe auch „Hülfsgesellschaft“) fiel diese Entwicklung in katholischen Kreisen nicht nur auf positiven Boden. Um den Kreis geschlossen zu halten, wurde unter der treibenden Kraft von Pfarrhelfer und späterer Pfarrer Johann Meyer eine Kleinkinderschule gegründet. 1895 wurde mit sechs Kindern im Haus Wartstrasse 15 gestartet. Der Frauenverein sorgte für die Finanzen, die sich aber in bescheidenem Rahmen hielten. 1922 wurden die Ingenbohler Schwestern durch Schwestern aus dem Koster Baldegg abgelöst. Die Entwicklung war erfolgreich. Zeitweilig wurden bis 80 Kinder unterrichtet. 1945 wurde ein finanzieller Beitrag durch den Stadtrat abgelehnt. 1968 wurden die Baldegger Ordensfrauen mangels Personal im eigenen Hause zurückberufen. Dies bedeutete das Aus der katholischen Kleinkinderschule.

Bibliografie

    Römisch-Katholische Kirchgemeinde Winterthur-Stadt. Marienheim, Wartstrasse 11-17

    • Einträge 1991–2010

      Projekt: Winterthurer Arbeiterzeitung 1992/251, 253


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023