Aus dem Bildarchiv

Wo man sich trifft

Bahnhöfe sind nicht nur Orte des Kommens und des Gehens, sondern auch Orte des Verweilens. Besonders gut konnte man das in Winterthur bis 1998 im Bahnhofbuffet 1. Klasse, der Jonas-Furrer-Galerie.


Bahnhof Winterthur mit Jonas-Furrer-Galerie, um 1970.
Bahnhof Winterthur mit Jonas-Furrer-Galerie, um 1970.
Foto: winbib, Andreas Wolfensberger (Signatur: FotDig_WolfG_0025)

«Der Hauptbahnhof Winterthur ist mehr als ein Verkehrsknotenpunkt. Für uns WinterthurerInnen ist er zentraler Begegnungsort und generationenübergreifender Treffpunkt» schreibt das Forum Architektur auf der Webseite «Unser Bahnhof Winterthur». Das ist nichts Neues, wie diese Momentaufnahme an einem Sommernachmittag in den 1970er-Jahren zeigt.

Vor dem Kiosk trifft man sich zu einem kurzen Schwatz. Ein älteres Ehepaar, er mit Krücke, wartet auf den Zug, vielleicht Richtung Zurzach ins Therapiebad. Ein kleiner Junge an der Hand seines Vater quängelt, zwei Damen mit frisch frisiertem Pudel winken einem abfahrenden Zug Richtung Süden nach. Über die ganze Szenerie erstreckt sich das Bahnhofbuffet 1. Klasse, die sogenannte Jonas-Furrer-Galerie, wo an weiss gedeckten Tischen gutbürgerliche Küche serviert wird. Während gut 35 Jahren prägte dieser eigenwillige, 1962 erstellte Betonbau den Hauptzugang des Bahnhofs und wäre heute vielleicht ein Inventarobjekt der Denkmalpflege. Doch 1998 musste der «Buffet-Balken» dem Bau des Stadttors weichen. Schade eigentlich, sass es sich dort oben hinter den grossen Fensterfronten auf beiden Seiten wohl wie in einer Theaterloge mit Blick auf das ständige Kommen, Gehen und Verweilen auf dem Bahnhofplatz und auf Gleis 1.



Autor/In:
Regula Geiser
Letzte
Bearbeitung:
08.07.2024