Politik

Agnes von Ungarn

Königin, Politikerin und Stifterin

Agnes von Ungarn kam nach dem Tod ihres Vaters König Albrecht I. von Habsburg nach Königsfelden, Windisch (AG) und nahm von dort aus eine wichtige Funktion im Herrschaftsgebiet der Habsburger ein. Sie vermittelte im Namen der Habsburger zwischen verschiedenen Parteien. Zudem gilt sie als eine der wichtigsten Stifterinnen der Region zu ihrer Zeit und war dem Dominikanerinnenkloster Töss durch ihre Stieftochter Elisabeth von Ungarn zeitlebens verbunden.


Sterbeort
Kloster Königsfelden

Geburtsort
vermutlich in Windisch

Geboren
um 1281

Gestorben
1364


Stifterbild von Königin Agnes. In Ihren Händen hält sie das von ihr gegründete Kloster Königsfelden, 1386. 
Foto: Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich (Signatur LM 22737): Porträts der Habsburger Familie und der Gefallenen der Schlacht bei Sempach (1386), online via e-codices.ch

Kindheit und Jugend

Agnes von Ungarn war die zweitälteste Tochter von König Albrecht I. von Habsburg und Elisabeth von Görz-Tirol. Sie wurde am 13. Februar 1296 mit König Andreas II. von Ungarn verheiratet, der 1301 starb. Als Folge der daraufhin entstandenen Wirren in Ungarn zog sie mit ihrer Stieftochter Elisabeth zurück an den elterlichen Hof.

Einflussnahme auf das politische Geschehen

Agnes von Ungarn lebte von 1317 bis zu ihrem Tod im Kloster Königsfelden (AG), ohne je das Gelübde abzulegen. Ihr Vater Albrecht I. war am 1. Mai 1308 in Königsfelden ermordet worden, worauf ihre Mutter an diesem Ort ein Doppelkloster für Klarissen und Minoriten gestiftet hatte. An der Verschwörung an ihrem Vater waren auch Winterthurer beteiligt, darunter Rudolf von Wart. Als dieser zum Tod verurteilt wurde, flehte seine Ehefrau Gertrud von Wart bei Königin Agnes um Gnade. Diese zeigte jedoch kein Erbarmen und liess Rudolf von Wart rädern. 

In Königsfelden zog sich Agnes von Ungarn nicht in das klösterliche Leben zurück, sondern hielt Hof, verwaltete ihre und die habsburgischen Besitztümer und war neben ihrer Stifterinnentätigkeit auch politisch tätig. Ihre politische Tätigkeit äusserte sich nicht direkt in einer offiziellen Funktion oder Bezeichnung als Regentin. Sie war jedoch sozial sehr wirkmächtig durch ihre Netzwerke, dynastischen Verbindungen und durch ihre materiellen Mittel (vornehmlich aus ihrem Wittum). Ab 1330 war sie zudem die ranghöchste Frau im Familienverband der Habsburger.

Sie beriet ihren jüngeren Bruder Herzog Albrecht II. von Österreich und repräsentierte die habsburgischen Interessen in den Vorderen Landen (Vorderösterreich). Ihre wichtige Stellung im Gebiet des heutigen Kantons Aargau und darüber hinaus war der Tatsache geschuldet, dass sie jeweils über lange Strecken die einzige in dieser Herrschaftsregion wohnhafte Habsburgerin war. In ihrer Funktion als Interessensvertreterin Habsburgs war sie zudem Vermittlerin zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft. Sie war mitverantwortlich für den Frieden zwischen Bern und Freiburg (Gümmenenkrieg 1333 und Laupenkrieg 1340), aber auch für den erfolglosen Schiedsspruch 1351 zwischen Rapperswil, Zürich und den Waldstätten.

Agnes von Ungarn besass lebenslänglich die habsburgischen Herrschaftsrechte im Amt Bözberg, im Eigenamt und über die Stadt Brugg.

Stiftungen

Als Adlige ihrer Zeit mit eigenen Mitteln wurde sie eine der wichtigsten Stifterinnen in der Region. So stiftete sie das Spital Baden. Eine ihrer zahlreichen Vergaben ging an das Dominikanerinnenkloster Töss, wo ihre Stieftochter Elisabeth von Ungarn als Nonne lebte. Ihr soll die Stieftochter im Traum erschienen sein, damit sie dem Kloster Töss gegenüber grosszügiger werde. Sie gab «den Predigerinnen zu Töss 2 Mark und Schwester Elisabeth, der Tochter des Königs von Ungarn, die in deren Kloster ist, 5 Mark».

Agnes von Ungarn führte das Kloster Königsfelden durch Landkäufe und wirtschaftliches Geschick zur Blüte. Zudem liess sie das Kloster neu ausstatten. So erhielt die Klosterkirche zwischen 1325 und 1330 neue Glasfenster, die auf die Gedächtnisstätte des Hauses Habsburg hinwiesen. Auch vermachte sie dem Kloster Königsfelden das kostbare Altar-Diptychon von König Andreas von Ungarn (heute Historisches Museum Bern). Durch ihre Stiftungen und Vergabungen galten sie und ihre Stieftochter als Nachfolgerinnen der heiligen Elisabeth von Thüringen und trugen massgeblich zur «pietas Austriaca» (der in späteren Jahrhunderten betonten Frömmigkeit des Hauses Habsburg) bei.

Bestattet wurde Agnes von Ungarn in der Klosterkirche von Königsfelden. Von dort wurde ihr Grab zuerst nach St. Blasien und später ins Kloster Sankt Paul im Lavanttal in Kärnten überführt.

Strassenbenennung im Zuge von Feierlichkeiten

1864 feierte die Stadt Winterthur 600 Jahre Stadtrechtsbrief. Die Erinnerungen an die Habsburgerzeit standen dabei im Vordergrund und die Stadt vergab eine ganze Reihe von Strassennamen, die an den Königsmord in Königsfelden erinnern, an dem sich einige Winterthurer beteiligten. Eine Strasse erhielten  König Albrecht I., Königin Agnes von Ungarn, Rudolf von Wart, Gertrud von Wart, Konrad von Wart sowie die Adelsgeschlechter Habsburg, von Sal und von Wart. 


Benutzte und weiterführende Literatur

Benedikt Meyer: Agnes von Ungarn. Blog Nationalmuseum, 2019, aktualisiert 2022.
Betschart, Andres; Busz, Stefan; Garcia, Miguel: Von Ackeret bis Zytmoos. Strassennamen in Winterthur. In: Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 357, Zürich 2020.
Ellen Widder: Überlegungen zur politischen Wirksamkeit von Frauen im 14. Jahrhundert. Margarete Maultasch und Agnes von Ungarn als Erbtöchter, Ehefrauen und Witwen, in: 1363–2013. 650 Jahre Tirol mit Österreich, hg. v. Christoph Haidacher und Mark Mersiowsky, Innsbruck 2015 (Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 20), S. 91–134.
Regesta Habsburgica 3, n. 1914, in: Regesta Imperii Online.

Autor/In:
Margrit Meyer
Letzte
Bearbeitung:
06.09.2023