Bildung und Soziales

Albert Reichen

Pfarrer, 1864–1929

Albert Reichen (1864–1929) war 35 Jahre lang Pfarrer an der Stadtkirche Winterthur. Er gehörte der Sozialdemokratischen Partei an und wirkte auch als Politiker. Sowohl als Pfarrer wie als Politiker setzte er sich Zeit seines Lebens für die Arbeiterschaft, die Armen und Kranken, die Bildung und die Alten ein.


Geburtsort
Grindelwald

Geboren
30.01.1864

Gestorben
25.11.1929


um 1920: Albert Reichen (1864-1929) Foto: winbib (Signatur FotSch_001-003)

Vom Hilfsarbeiter zum Pfarrer

Albert Reichen kam am 30. Januar 1864 in Grindelwald zur Welt. Er stammte aus einer armen Familie und musste schon sehr früh verdienen helfen. Nach der Volksschule in Bern war er zuerst als Hilfsarbeiter tätig, ab 1879 absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Nach einer Anstellung für eine Versicherung in Genf arbeitete er für die Schweizerische Centralbahn und ab 1883 in Zürich für die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft. Er erwarb die Maturität auf dem zweiten Bildungsweg und studierte 1886 bis 1890 Theologie an der Universität Zürich. Nach verschiedenen Pfarrvikariaten war er 1892 bis 1895 Pfarrer in Seuzach und anschliessend bis zu seinem Tod im November 1929 an der Stadtkirche Winterthur.

Prediger und Politiker

Albert Reichen war der erste sozialdemokratische Pfarrer in Winterthur. Als Pfarrer wie als Politiker hatte er einen guten Draht zur Arbeiterschaft. Anstatt darauf zu warten, dass diese nach einer strengen Arbeitswoche am Sonntagmorgen in die Kirche kamen, fand er den Weg zu ihnen und besuchte sie zum Beispiel im Wohlfahrtshaus der SLM. Als Politiker sass Reichen von 1898 bis 1920 im Grossen Stadtrat (Gemeindeparlament). Er war Mitglied der Armenpflege und der städtischen Krankenpflege sowie des Vorstandes der freiwilligen Armenpflege. 1898–1899 und 1902–1929 gehörte er zudem dem Zürcher Kantonsrat an. Weiter Ämter besetzte er 1917–1929 im Erziehungsrat und in der Hochschulkommission. 1917 gehörte Reichen zu den Mitbegründern der Schweizerischen Stiftung «Für das Alter» (heute: Pro Senectute).

Büste im Kirchgemeindehaus Liebestrasse

Bis heute erinnert eine Büste des Berner Künstlers Karl Schenk an den Pfarrer und Politiker Reichen. Sie war ein Geschenk der Arbeiterunion Winterthur und stand lange Zeit im Volkshaus. Nach dessen Schliessung wurde die Büste verlegt und steht seit Dezember 1999 im Kirchgemeindehaus Liebestrasse.


Benutzte und weiterführende Literatur

Pfister, Otto: Albert Reichen, in: Winterthurer Arbeiterzeitung, 26.11.1929

Bibliografie

    Reichen, Albert, 1864-1929, reformierter Pfarrer, Stadtkirche

    • Einträge 1991–2010

      Hirte der gläubigen Genossen: Stadtblatt 1999/49 von Nicole Meier, 1Abb.
      Tages-Anzeiger 1999/300 1Abb.
      Landbote 2000/2 von Urs Widmer, 1Abb.


Autor/In:
Regula Geiser
Letzte
Bearbeitung:
19.09.2022