Friedrich Autenheimer

Friedrich Autenheimer ist am 8. Dezember 1821 im aargauischen Stilli geboren. Er besuchte das Lehrerseminar Küsnacht (ZH) und arbeitete von 1841 bis 1844 als Sekundarlehrer in Flaach. Anschliessend begann er ein Ingenieurstudium an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe. Wegen seiner freiheitlichen Gesinnung und der Ablehnung durch die Konservativen wurde die Polizeibehörde in Karlsruhe auf ihn aufmerksam. 1846 wurde er von der Schule und aus Karlsruhe verwiesen. Während einige seiner Professoren an seiner Wiedereinstellung arbeiteten, war Autenheimer in der Maschinenfabrik Bernoulli und Rowlandson in Immendingen (D) tätig. Schliesslich durfte er 1847 sein Studium an der Polytechnischen Schule wieder aufnehmen. Doch bevor er es abschliessen konnte, brach Anfang 1848 die europäische Revolution aus und Autenheimer musste in die Schweiz zurückkehren.

Ab 1850 arbeitete Friedrich Autenheimer als Mathematiklehrer an der Gewerbeschule Winterthur und ab 1853 als Lehrer für Mathematik und Zeichnen an der Gewerbeschule Basel. Er machte sich sowohl als Ingenieur als auch als Pädagoge einen Namen und wurde in Fachkreisen geschätzt. Von 1858 bis 1866 leitete er als Rektor die Gewerbeschule in Basel. Zudem übernahm er 1857 die Funktion eines kantonalen Kontrolleurs von Dampfmaschinen und Transmissionen. 1869 war er Mitbegründer und Kontrollingenieur des Basler und des Schweizerischen Vereins von Dampfkesselbesitzern.

Autenheimer wirkte auch als Mitinitiator und Präsident des Schweizerischen Gewerbevereins (1880–1882, Vorort Winterthur) und des Zürcher Handwerks- und Gewerbevereins (1882–1885) sowie als Experte an den Weltausstellungen in Wien 1873, Paris 1878 und 1889. Als Verfasser von wissenschaftlichen Arbeiten und Lehrmitteln trug er massgeblich dazu bei, dass Gewerbe und Industrie mit den technischen Entwicklungen Schritt halten konnten.

Ab 1866 setzte sich Friedrich Autenheimer für ein Technikum für mittlere Kader ein. Seine Berufserfahrungen zeigten ihm, dass die Ausbildung in Gewerbe und Industrie sowohl bei den Arbeitenden als auch bei Leitenden oft ungenügend war. Er war überzeugt, dass die technischen Berufe eine praktische und eine wissenschaftliche Ausbildung benötigten. In vier Artikeln, die im September 1866 im Berner «Bund» erschienen, beschrieb er die herrschenden Verhältnisse und forderte ein Technikum für die Schweiz. Sein Vorschlag fand vielerorts Zuspruch, insbesondere setzte sich der Rektor der städtischen Schulen in Winterthur, Johann Jakob Dändliker, für den Technikumsplan ein.

In der Folge beschloss die Gemeindeversammlung von Winterthur 1872 die Gründung eines Technikums. In einer Volksabstimmung am 18. Mai 1873 bestätigten die Stimmberechtigten diesen Beschluss mit 25'732 Ja- zu 12’825 Nein-Stimmen. Das Technikum konnte im Mai 1874 eröffnet werden. 

Friedrich Autenheimer wurde als Lehrperson und erster Direktor des kantonalen Technikums nach Winterthur berufen. Zunehmende Meinungsverschiedenheiten zwischen der Lehrerschaft und Autenheimer führten jedoch 1881 zu seinem Rücktritt als Direktor. Als Lehrperson blieb er bis 1893 am Technikum.

1852 heiratete Friedrich Autenheimer die Winterthurerin Bertha Jäggli. Sie war die Tochter des Kaufmanns Heinrich Jäggli-Sulzberger. Durch die Heirat knüpfte der gebürtige Aargauer viele Kontakte zu den Kreisen in Winterthur, die später für das Technikumprojekt von Vorteil waren.

Friedrich Autenheimer starb am 6. Juni 1895 in Winterthur.

Grütter-Minder, Max: Friedrich Autenheimer. 1821–1895. Mitgründer und erster Direktor des Technikums Winterthur (295. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur), Winterthur 1964.
Grütter-Minder, Max: Winterthurs Anteil an der Gründung des Technikums, [O.O: o.J.]