Kunst und Kultur

Hans Ulrich Eduard Bühler-Volkart

Fabrikant, Künstler, Reitsportler (1893–1967)

Hans Ulrich Eduard Bühler-Volkart war Textilfabrikant, Reitsportler und Künstler. Einen Namen machte er sich vor allem mit seinen Pferdeplastiken. Sein bekanntestes Werk ziert bis heute den Rosengarten auf dem Heiligberg.


Sterbeort
Italien

Geburtsort
Winterthur

Geboren
12.04.1893

Gestorben
01.07.1967


Hans Bühler galt in jungen Jahren und beim Militär als Draufgänger und Macher. Manche bewunderten ihn dafür, andere waren nicht gut auf ihn zu sprechen. Aufnahme bei Schloss Berg am Irchel um 1930
Foto: winbib (Signatur 170846)

Kindheit und Jugend

Hans Ulrich Eduard Bühler wurde am 12. April 1893 in die Industriellenfamilien Bühler hineingeboren und wuchs gemeinsam mit seinen Geschwistern in gutbürgerlichen Verhältnissen an der Trollstrasse auf. Er war der Sohn von Eduard Bühler (1862–1932) und Anne Elisabeth Koller (1869 –1927). 1905 trat Bühler in das Gymnasium in Winterthur ein. Schon als junger Knabe war er von der Reiterei fasziniert. Er verbrachte viel Zeit beim Kutscher Gottlieb Leucht und besuchte regelmässig die privaten Ställe der anderen wohlhabenden Familien in Winterthur. So war der junge Bühler schon bald überall bekannt. Nach seiner Gymnasialjahre folgte ein Aufenthalt im pietistisch geprägten Herrnhuter Internat in König.

Nach seiner Schulzeit folgte sein Eintritt in das Technikum Winterthur, wobei er praktische Erfahrungen als angehender Textilfachmann bei der Firma Rieter um in den familieneigenen Betrieben in Kollbrunn und Weinfelden sammelte. Danach folgte ein Praxisjahr beim Baumwollhändler Bradell & Co. in Liverpool, dem damaligen Herzen der Textilindustrie Englands. Aufgrund des Ausbruches des Ersten Weltkrieges und der damit verbundenen Mobilmachung, musste Bühler vorzeitig in die Schweiz zurückkehren. Bühler leistete im Krieg Aktivdienst als Kavallerieleutnant. 1916 begab er sich nach Berlin und nahm bei Lovis Corinth und Fritz Huf Unterricht im Zeichnen und der Bilderhauerei.

Wegen Spionageverdacht verhaftet

Im September 1916 begab sich Bühler zusammen mit einem Studiengenossen auf einen Spaziergang. Dabei kamen sie bei einer Eisenbahnbrücke vorbei, von denen sie Zeichenskizzen erstellten. Da solche Infrastrukturen von grosser militärstrategischer Bedeutung waren, erregten sie mit ihrem Verhalten die Aufmerksamkeit einer Passantin, welche die Polizei verständigte. Die beiden wurden dann wegen des Verdachts auf Spionage für 48 Stunden in Untersuchungshaft genommen. Für die deutschfreundliche Familie Bühler war dieses Unterfangen ein Schock und Ärgernis, wie entsprechende Korrespondenzen belegen. Die Anklagen erwiesen sich allerdings als Haltlos und Bühler wurde wieder in die Freiheit entlassen. Bühler ging in der Berliner Kunstszene auf und fasste für sich selbst den Entschluss Künstler zu werden.

Diesen Plan konnte er aber nicht zuletzt wegen des rigorosen Eingreifens seines Vaters nicht verwirklichen, denn seine Laufbahn war durch den Familienbetrieb und seine Ausbildung schon vorgegeben. 1917 trat Bühler in die Firma ein und heiratete noch im gleichen Jahr Margrit Volkart. 1923 kaufte Bühler das Schloss Berg am Irchel, wo er sich mit seiner Familie niederliess. 1927 starb seine Mutter und 1932 auch sein Vater. Damit verlor er nicht nur seine wichtigsten Bezugspersonen, sondern er musste auch die volle Verantwortung für den Familienbetrieb in Kollbrunn. Inmitten der damaligen Weltwirtschaftskrise kein einfaches Unterfangen und so musste er noch im selben Jahr die zum Betrieb zählende Weberei in Weinfelden schliessen. 50 Jahre lang leitete er als Seniorchef das Unternehmen. Unterstützt wurde er dabei von seinem Bruder Robert Bühler. Ebenfalls wirkte er als Verwaltungsratspräsident der Textil AG Schwanden und der Vereinigten Baumwollspinnereien Zürich.

Militärreitsport

Ein wichtiger Pfeiler in Bühlers Leben war das Militär. Schon 1919 übernahm der Kavalleriehauptmann das Kommando des Dragonerschwadrons 24. Von 1929 bis 1931 kommandierte er die Dragonerabteilung 5 und wurde 1933 zum Oberstleutnant ernannt. Nach mehreren weiteren Stationen folgte 1938 die Beförderung zum Oberst. Während dem Zweiten Weltkrieg übernahm er das Kommando der Leichten Brigade 3. Im Militär konnte er seine Leidenschaft für die Reiterei voll und ganz ausleben. Schon bald machte er sich einen Namen als Sportreiter. Als Teil der Schweizerischen Springreiterequipe nahm er 1924 mit seinem Pferd «Sailor Boy» an den olympischen Spielen in Paris teil und holte die Silbermedaille. Als Oberst wurde er für seine direkte und temperamentvolle Art ebenso respektiert wie gefürchtet. Er leitete seine Truppen mit eiserner Hand, nahm sich selbst aber auch nicht heraus.

Pferdeplastiker

Seine wenige Freizeit widmete er neben der Familie der Kunst. Während er sich in jüngeren Jahren mit Graphiken und Malereien beschäftigte, fand er später ganz zur Herstellung von Pferdeplastiken. Als Erinnerung an «Sempach» schuf er 1957 eine Pferdeplastik für den inzwischen nicht mehr sichtbaren Pferdefriedhof bei Berg am Irchel. Seine Bronzeskulptur «Springendes Pferd» ziert seit 1968 den Rosengarten auf dem Heiligberg. Ebenfalls sammelte er die Werke des berühmten Pferdemalers Théodore Géricault.


Am 1 Juli 1967 erlitt Hans Eduard Bühler-Volkart während eines Ferienaufenthaltes in Italien einen Herzschlag.


Benutzte Archivalien
Stadtarchiv Winterthur: Familienbuch Bühler Bd. 1–3. (Signatur PrA_195.1)

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
11.09.2023