Wissenschaft

Hedwig Huber

Ärztin, Insektenforscherin (1891–1966)

Hedwig Huber praktizierte ab 1921 als Kinder- und Frauenärztin in Winterthur. Nach einem Herzinfarkt im Jahr 1946 gab sie ihre Berufung auf. Danach arbeitete sie als Hilfsarbeiterin im Naturmuseum Winterthur, wo sie unter anderem begann, heimische Käfer zu sammeln und zu bestimmen. Sie begründete damit eine Winterthurer Käfersammlung mit rund 660 verschiedenen Arten.


Geboren
1891

Gestorben
19.11.1966


Portrait von Hedy Huber
Foto: zvg. Naturmuseum Winterthur

Praktizierende Ärztin in Winterthur

Hedwig Huber wurde 1891 als Tochter des Stadtrates und Verlegers Oskar Huber geboren. Sie besuchte das Gymnasium der Höheren Stadtschulen in Winterthur und begeisterte sich schon früh für die naturwissenschaftlichen Fächer. Später studierte sie an den Universitäten Lausanne und Zürich Medizin. Während ihrer Assistenzzeit arbeitete sie im Kantonsspital Winterthur, im Säuglingsheim Zürich und in einem Krankenhaus in Wien. 1921 eröffnete die Kinder- und Frauenärztin in Winterthur eine eigene Praxis. Von 1929 bis 1937 war sie zudem als städtische Schulärztin tätig.

1938 liess sie sich in Wülflingen nieder, wo sie ein eigenes Anwesen errichten liess. Dort wohnte sie mit Berty Benz, mit der sie eng befreundet war. Sie praktizierte bis 1946 Medizin, ehe ein Herzinfarkt sie zur Aufgabe ihres Berufes zwang.

Von der Ärztin zur Insektenforscherin

Nichtstun kam für Hedwig Huber jedoch nicht in Frage. Sie wandte sich an den Konservator im Naturmuseum, Gottlieb Geilinger, der sie ab 1953 für Hilfsarbeiten einsetzte. Zuerst ordnete sie eine Sammlung von rund 4400 Käfern, die der Winterthurer Theodor Witzig angelegt hatte und 1948 an das Naturmuseum übergeben wurde. Bald begann sie mit ihren beiden Freundinnen Berty Benz und Frieda Wening selbst ins Feld zu gehen und eine Insektensammlung anzulegen. Sie fokussierten sich vor allem auf die heimischen Käfer, die sie rund um Wülflingen sammelten.

1954 zählte die Winterthurer Käfersammlung nur 180 Arten. Die drei Frauen erhöhten den Bestand bis ins Jahr 1966 auf 660 verschiedene Arten. Damit verfügte Winterthur über eine gut dokumentierte und systematisierte Käferwelt.

Am 19. November 1966 erlag Hedwig Huber den Folgen eines erneuten Herzinfarkts.

Insektensammlung des Naturmuseums Winterthur

Die Insektensammlungen des Naturmuseums Winterthur enthalten Objekte aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie bestehen hauptsächlich aus einheimischen Schmetterlingen und Käfern sowie anderen Insekten. Dank dem Engagement von Hedwig Huber erweist sich der Fundort Wülflingen als besonders ergiebig: Über 1000 Objekte sind unter diesem Stichwort verzeichnet. Hedwig Huber sammelte vorzugsweise direkt vor ihrer Haustüre an der Weinbergstrasse. Auch weitere Fundorte in Wülflingen wie Kirchenholz, Alt-Wülflingen oder Totentäli sind vertreten. Ein Blick auf die Fundort-Etiketten ist interessant: «Wülflingen Ga Terr» und «Wülflingen Terr.» Solche kryptischen Angaben ohne genaue Koordinaten stellen das Museumsteam heute vor Herausforderungen. Ob Hedwig Huber mit «Ga» ihren eigenen Garten meinte und mit «Terr» ihre Terrasse, bleibt unklar.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Kägi, Hans: Dr. med. Hedwig Huber, in: Winterthurer Jahrbuch 1968, S. 244.
Hess, Eugen: naturwissenschaftliche Sammlungen der Stadt Winterthur, in: Sonderdruck aus den «Mitteilungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur», Heft 33/170.
h.: Fräulein Dr. med Hedwig Huber, in: Neues Winterthurer Tagblatt, 23.11.1966.
v.k.: Abschied von Dr. Hedwig Huber, in: Der Landbote, 21.11.1966.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
16.12.2024