Wohnhäuser

Hohlandhaus

Hohlandstrasse 11

Zusammen mit der Kirche St. Arbogast bildet das Hohlandhaus das historische Zentrum von Oberwinterthur. Das Haus wurde im 12. Jahrhundert als Speicherbau errichtet und später zum Verwaltungssitz, dann zum Pfarrhaus und Bauernhaus und zuletzt in ein Mehrfamilienhaus umgebaut. Im 18. Jahrhundert lebte ein holländischer Söldner im Hohlandhaus, worauf das Haus zeitweise auch Hollandhaus genannt wurde.


Adresse
Hohlandstrasse 11
8404 Winterthur

Hohlandhaus mit Auslauf der Unteren Mühle. Pferdefuhrwerk in der Eulach, Postkarte von 1924 nach einer Radierung aus dem Jahr 1830.
Foto: winbib (Signatur Oberwinterthur 57_8)

Wohnturm oder Speicher?

Das Hohlandhaus bildet zusammen mit der Kirche St. Arbogast das historische Zentrum von Oberwinterthur Es thront an markanter Lage am Südosthang des Kirchenhügels und befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen römischen Kastells. Die Nordmauer ist direkt auf die römische Kastellmauer von 294 n. Chr. gebaut und hat einen Durchmesser von 2,50 Metern. Lange Zeit wurde vermutet, dass der Kernbau des Hohlandhauses aus dem 12. Jahrhundert der Wohnsitz der Herren von Oberwinterthur war. Während der Renovation des Gebäudes in den Jahren 1985 bis 1987 stellte sich jedoch heraus, dass der Kernbau mit einem 8x8 Meter grossen Grundriss kein mittelalterlicher Wohnturm, sondern mit grösster Wahrscheinlichkeit ein massiver zwei- oder dreigeschossiger Speicherbau war. Das dünne Bollsteinmauerwerk des Speicherbaus, das lediglich 1,10 bis 1,20 Meter dick ist, deutet darauf hin. Wohntürme aus dieser Zeit haben in der Regel drei bis vier Meter dicke Mauern. Speicherbauten wie das Hohlandhaus wurden, wenn es die finanziellen Mittel zuliessen, aus Stein und mit genügend Abstand zum aus Holz errichteten Dorf gebaut. In diesen konnten die Dorfbewohnenden ihre Vorräte vor Feuer und Diebstählen sicher aufbewahren. Im 12. Jahrhundert befand sich ein Hof des Bischofs von Konstanz auf dem Kirchhügel. Dieser wurde 1155 erstmals nachgewiesen. Vermutlich gehörte der Speicher zum Anwesen des Bischofs.

Verwaltungssitz des Klosters Petershausen bei Konstanz

Im Jahr 1303 erweiterte man den Kernbau des Hohlandhauses nach Süden. Der Speicher wurde in ein Wohngebäude und den Verwaltungssitz des Klosters Petershausen bei Konstanz umgewandelt. Das Kloster leitete und überwachte von dort aus die Bewirtschaftung der Klostergüter. Bei den Renovationen von 1985 bis 1987 fand man das Wappen des Klosters Petershausen. Es belegt die Funktion des Hohlandhauses als Amtshaus im 14. Jahrhundert. Im Jahr 1530 höhlte man das Haus teilweise aus und führte eine neue Geschossgliederung ein. Das heutige Erscheinungsbild des Hauses geht auf diese Umbauphase zurück. Der Dachstuhl aus dieser Zeit ist bis heute erhalten.

Pfarrhaus der reformierten Kirche

Nach der Reformation baute man das Hohlandhaus um. Um 1580 ging es in den Besitz des Staats Zürich über. Zwischen 1648 und 1652 fügte man dem Hohlandhaus einen schlichten Festsaal in Riegelbauweise hinzu und erweiterte den Dachstuhl. Bis 1754 nutzte man das Haus als Pfarrhaus.

Bauernhof und Söldnerhaus

 1754 verkaufte Zürich das mittlerweile baufällige Haus an eine:n Bauern:in. Diese Person unterteilte das Haus in weitere Kammern und baute eine Scheune an. Im 18. Jahrhundert gehörte das Haus einer Person, die zuvor in holländischen Kriegsdiensten war. So war das Hohlandhaus zeitweise auch unter dem Namen «Hollandhaus» bekannt. Im Zuge der Wohnungsnot im 19. Jahrhundert wurde das Hohlandhaus 1898 in ein Mehrfamilienhaus umfunktioniert. Neben zusätzlichen Räumen wurden vier Küchen eingebaut und die vielen Wandmalereien unter Täferungen versteckt. 1918 erwarb die Gemeinde Oberwinterthur das Haus und 1922 ging es mit der Eingemeindung an die Stadt Winterthur über. Als die Stadt Winterthur 1937 den Abbruch des Hauses plante, verhinderte dies der Historische Verein mit einer Einsprache erfolgreich. Bis 1954 wurden kleinere und grössere Renovationen am Haus vorgenommen. Unter anderem wurde die Fassade renoviert und die im Osten angebaute Scheune abgebrochen.  

Renovation, Dokumentation, Analyse

Von 1985 bis 1987 renovierten Fachpersonen das Hohlandhaus und bauten drei Wohnungen ein. Vor den Bauarbeiten führten sie zudem eine bauanalytische Untersuchung durch.

Das Hohlandhaus steht auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Zürich.


Benutze und weiterführende Literatur

Pantli, Heinz: Das Hollandhaus – Vom Speicher zum Söldnerwohnhaus. In: Winterthurer Stadtanzeiger, 6.4.2010.
Schneller, Daniel: Hohlandhaus. In: Amt für Städtebau der Stadt Winterthur (Hrsg.) : Zeitung zum Europäischen Tag des Denkmals 2007. Winterthur, 2007. 
Stadt Winterthur, Departement Bau, Abteilung Denkmalpflege. Das Hollandhaus. Bauen im historischen Kontext. Winterthur, 1994.

Bibliografie

    Hohlandweg 11, Hohlandhaus

    • Einträge 1991–2010

      In: Oberwinterthur : Von der Antike zum neuen Bauen / hrsg. vonder Abteilung Denkmalpflege der Stadt Winterthur,. - Winterthur, 2007, von Daniel Schneller, m.Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
15.07.2024