Burgen, Schlösser und Stadtbefestigung

Holdertor

Stadttor

Das Holdertor stand am südlichen Grabenausgang. Es entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts während der Befestigung der Vorstädte und diente dem lokalen Verkehr stadtauswärts in Richtung Eschenberg und Kyburg. 1836 entfernte die Stadt das Holdertor auf Wunsch von liberalen Gewerbetreibenden und Industriellen.


Baujahr
14. Jahrhundert

Abbruch
1836


Das Holdertor mit Zollhäuschen wie es von 1767-1836 aussah. Rechts vom Tor stand das Baumagazin. Im Haus links vom Tor war die Stube der Winkelzunft untergebracht, 1867. 
Foto: winbib, Jakob Ziegler-Sulzberger (Signatur 020276_O)

Das Gegenstück zum Nägelitor

Bis ins 14. Jahrhundert bildeten das Obere Tor am Graben (später: Oberer Bogen) und der Obere Graben den östlichen Abschluss der Stadt. Mit der Befestigung der Vorstädte integrierte man den östlichen Graben in die Stadt. Entlang des heutigen Oberen und Unteren Grabens entstanden am südlichen und nördlichen Ausgang zwei neue Stadttore. Im Süden baute man das Holdertor als Abschluss des Grabens , während das Nägelitor den Graben nach Norden abschloss. Das Holdertor diente in erster Linie dem Lokalverkehr, der sich über eine schmale Strasse aus der Stadt in Richtung Eschenberg und weiter zur Kyburg bewegte. Links vom Tor befanden sich die Räume der Winkelzunft, der die Schneider und Weber angehörten. Rechts vom Tor war das Baummagazin, das 1846 zur Alten Kaserne umgebaut wurde.

Gefängniszellen und Pulverkammer

Im Holdertor befand sich ein Gefängnis, in dem vor allem schwerwiegende Verbrechende eingesperrt wurden. 1630 erhöhte man das Tor um ein Stockwerk und baute einen neuen Dachstuhl ein, um darin eine Pulverkammer einzurichten. 1749 brannte der Holderturm sowie fünf Nachbarhäuser und vier Scheunen vollständig nieder. Glücklicherweise konnten die Pulvervorräte rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Kurz darauf baute man das Holdertor wieder auf und richtete darin zwei Gefängniszellen ein, die bis 1799 in Betrieb waren.

Abbruch des Holdertors

Im 16. Jahrhundert nahm die militärische Bedeutung der Befestigungsanlage ab. In der Folge liess die Stadt zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert die Gräben rund um die Stadt schrittweise zuschütten und nutzte sie um. 1765 wurden die Zugbrücke und der Holderweiher entfernt, und der Stadtgraben vor dem Holdertor wurde zugeschüttet und eingeebnet. Nachdem die Bürgergemeinde unter dem Einfluss progressiv liberaler Bürger im Jahr 1835 beschlossen hatte, die Befestigungsanlage abzubrechen, liess die Stadtregierung 1836 auch das Holdertor abreissen.


Benutzte und weiterführende Literatur

Dejung, Emanuel; Zürcher Richard, Hans Hoffmann: Die Stadt Winterthur und die Stadt Zürich. Kunstgeschichtliche Zusammenfassung. Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band 6, Basel, 1952.
Gut, Franz: Die Übeltat und ihre Wahrheit. Straftäter und Strafverfolgung vom Spätmittelalter bis zur neusten Zeit – ein Beitrag zur Winterthurer Rechtsgeschichte. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 326 (1996). Chronos, Zürich, 1995. 
Isler, A.: Die Festung Winterthur und ihre Schleifung. 254. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Winterthur, 1920.
Moos von, Paul: Mein Winterthur: heimatkundliches Lesebüchlein. Winterthur, 1950. 
Sulzer, Peter: Tore, Türme, Bögen im alten Winterthur. Verschwundene Zeugen der Vergangenheit. Mit einer Einleitung und Bildlegenden von Peter Sulzer. Gemsberg, Winterthur, 1985.

Bibliografie


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
30.12.2024