Schulbauten und Kindergärten

Kindergarten Gutschick I

Scheideggstasse 12

Die Kindergärten Gutschick I und II wurden im Jahr 1963 im Rahmen der Grossüberbauung Gutschick eröffnet. Gutschick I hatte ursprünglich drei Kindergartenabteilungen. Seit 2009 wird das Gebäude nur noch für die schulergänzende Betreuung genutzt.


Baujahr
1963


Adresse
Kindergarten Gutschick I
Scheideggstasse 12
8400 Winterthur

1960er-Jahre: Überbauung Gutschick, Kindergarten
Foto: winbib, Michael Speich (Signatur FotSpeich_007-015)

Kindergarten Gutschick I

Zwischen 1959 und 1962 entstanden im Umfeld der Sportanlage Deutweg rund 422 Wohnungen. Zur selben Zeit befand sich noch die Grosssiedlung Gutschick im Bau, und die Stadt rechnete mit weiteren grossen Bauprojekten. Damit stieg auch der Bedarf an Kindergartenplätzen. Deshalb plante die Stadt schon 1959 den Bau von zwei neuen Kindergärten mit drei Abteilungen, und zwar die Kindergärten Gutschick I und Gutschick II an der Scheidegstrasse 12 und 1. Diese beiden Bauten sollten auch den bereits seit 1879 bestehenden Kindergarten Deutweg ersetzen, da dieser den Bedürfnissen nicht mehr entsprach.

Für die Umsetzung stellte sich die Bau AG Mattenbach zur Verfügung, die damals die Grossüberbauung Gutschick realisierte und eine entsprechende Grünfläche für einen Kindergarten eingeplant hatte. Zuständiger Architekt war Heinrich Raschle. Die Stadt sollte den Kindergarten dann zum Selbstkostenpreis erwerben. Dies war ein übliches Vorgehen in Zusammenhang mit Grossüberbauungen.

Die Winterthurer Stimmbevölkerung bewilligte am 21. Januar 1962 mit 10'008 Ja- gegen 3726 Neinstimmen den Bau eines Kindergartengebäudes mit drei Abteilungen «Im Gutschick» östlich der Tösstalstrasse an der Scheidegstrasse 12. 

Architektur

Beim Kindergarten handelt es sich um einen Massivbau aus Sichtbeton. Die drei eingeschossigen Klassenzimmer und weiteren Räume werden im Innern durch Backsteinmauern abgetrennt. Der Zugang zum Kindergarten erfolgt über die Scheideggstrasse. Das Gebäude ist unterkellert und verfügt über eine Zivilschutzanlage. Die Bauarbeiten dauerten von 1962 bis 1963. Der Kindergarten konnte nach den Sommerferien 1963 durch den zuständigen Stadtrat Franz Schiegg (SP) feierlich eröffnet werden. Zwei Kindergartenklassen und provisorisch eine Primarschulklasse zogen ein.

Ab 1976 wurde das dritte Kindergartenzimmer aufgehoben und dient seither als Kinderhort.

Zivilschutzanlage als Jugendtreff?

In den 1970er-Jahren forderten Jugendliche in der Stadt vermehrt Freiräume. In Winterthur gab es jedoch kaum welche. So entstand 1973 innerhalb der Vereinigung für Gemeinwesenarbeit Gutschick (VGG) die Idee, die beiden Luftschutzräume unter dem Kindergarten Gutschick in einen «Jugendkeller» umzuwandeln. Der Winterthurer Architekt Otto Bednar erarbeitete ein entsprechendes Projekt. Dieses sah vor, dass der eine Luftschutzraum in eine Diskothek mit Tanzmöglichkeit umgestaltet und der andere in eine Lounge mit alkoholfreiem Barbetrieb. Alle Einrichtungen, die nicht dem Zivilschutz dienten, sollten so gestaltet sein, dass sie im Notfall innert 24 Stunden entfernt werden können. Der Stadtrat erteilte die Bewilligung für das Projekt, das zusätzlich ähnliche Umnutzungen im Kindergarten Endliker vorsah. Allerdings benötigte es noch eine Ausnahmebewilligung des Kantons.

Das Kantonale Bauamt zeigte sich wenig angetan von dem Vorhaben. Erschwerend kam hinzu, dass bei einer Begehung der Schutzräume eher desolate Zustände festgestellt wurden. Diese waren offenbar derart, dass sie sogar «gesundheitspolizeiliche Bedenken» für die geplante Nutzung anmeldeten. Trotz mehrfacher Eingaben lehnte der Kanton das Vorhaben ab. Die VGG suchte in der Folge nach einer anderen Lösung.

Polizeizentrale während dem Turnfest

Während die Luftschutzkeller unangetastet blieben, nutzte die Stadtpolizei den Kindergarten während des 70. Eidgenössischen Turnfestes 1984 als Einsatzzentrale. 

Sanierung 2008 und Umnutzung

In den 1960er-Jahren musste vor allem schnell und günstig gebaut werden. Dabei wurde weniger Wert auf die Energieeffizienz der Gebäude gelegt, weshalb der Kindergarten Gutschick verhältnismässig viel Heizöl benötigte. Die Stadt beschloss daher im Jahr 2008, den Kindergarten nach dem MINERGIE-Standard zu sanieren. Dafür dämmen Fachpersonen die Aussenwände neu und ersetzen die Fenster. Auch das Heizsystem erneuerten sie. Gleichzeitig erhielt der Kindergarten an den Aussenwänden ein neues Farbkonzept: Rote Storen und gelbe Wände ersetzten die ursprüngliche gräuliche Wand und die weinroten Fensterrahmen. Das Projekt setzten die Fachpersonen des Winterthurer Architekturbüros bänninger + partner um.

Seit dem Schuljahr 2009/2010 ist im Gebäude ausschliesslich die Schulergänzende Betreuung (Früher Kinderhorte) mit drei Gruppen untergebracht. 


Benutzte und weiterführende Literatur und Quellen

Archivalien:
Stadtarchiv Winterthur, Kindergarten Gutschick I, Baudossier (Signatur A40/75.1)
Stadtarchiv Winterthur, Umnutzung Luftschutzkeller (Signatur A40/107.1)
Stadtarchiv Winterthur, Rede Einweihungsfeier KG Gutschick (Signatur A76/91)

Sekundärliteratur:
Stadt Winterthur: Sanierung 2008. Hort und Kindergarten Gutschick. Winterthur-Mattenbach, Winterthur 2008.
stk.: Des einen Freud, des anderen Leid, in: Neue Zürcher Nachrichten, 04.07.1984

Bibliografie

    Kindergarten Gutschick, Scheideggstrasse 12

    • Einträge 1991–2010

      Sanierung und Erweiterung Hort: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 2006/12 m.Plänen.
      Leidenschaftliches Engagement für die Kinder des Gutschick-Quartiers:Winterthurer Jahrbuch 2009 von Claudia Schoch und Andreas Wolfensberger, m.Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
15.07.2024