Am 23 Februar 1927 eröffnete das Kino Neumarkt, unter der Führung von Dr. Hans Suter, mit dem beliebten Film «Carmen» seine Pforten. Der Eröffnung war eine lange Standortsuche vorhergegangen. Zuerst wurde ein Haus gegenüber dem «Winterthurer Tagblattes» in Betracht gezogen. Danach kam der Plan, die Bodmersche Scheune von der Stadt Winterthur zu erwerben und umzubauen, doch diese wollte nicht aktiv zur «Vermehrung» der Kinobetriebe beitragen, da diesem neuen Medium noch immer etwas Anrüchiges anhaftete.
Schlussendlich einigten sich der Stadtrat und Dr. Hans Suter auf das Gebäude «Stammbaum» am Neumarkt 13. Diese mittelalterliche Altstadtliegenschaft hatte lange Zeit als Metzgerhalle gedient, ehe das Café Orsi eingezogen war. In Zusammenarbeit mit dem Architekten Lebrecht Völki wurde der «Stammbaum» abgerissen und in nur wenigen Monaten durch einen modernen Zweckbau ersetzt. Beim Neumarkt handelte es sich nach dem Kino Talgarten um das zweite Grosskino von Winterthur. Es verfügte über einen farbenwarmen Kinosaal samt Theaterbühne und Orchestergraben das insgesamt 900 Sitzplätze bot – 600 davon im Parterre und 300 auf der Galerie. Neben Filmen diente das Kino auch viele Jahre als Gastspielstätte für Theaterstücke.
1950 verstarb Hans Suter an einer bereits älteren Verletzung, weswegen seine Frau, B. Suter-Kaufmann, das Kino-Business übernahm. Kurze Zeit später kaufte sie das benachbarte Kino City und vereinte die beiden Betriebe. Einige Jahre später schloss sie sich mit ihren Kinoanlagen Arch, City-Neumarkt, Palace und Talgarten der Liag Capitol AG an, die unter der Leitung von Hanspeter Martin Sigg verwaltet wurde und über mehrere Jahre eine Monopolstellung in Winterthur einnahm.